Antisemitische Verschwörungstheorien in der „Krone“

Die Kronen Zeitung veröffentlichte in ihrer gestrigen Ausgabe einen Artikel über die Nahost-Politik von US-Präsident Donald Trump. Sie gab darin wörtlich Teile einer am Dienstag veröffentlichen Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wieder – von der diese sich mittlerweile distanziert hat, weil sie vor antisemitischen Klischees nur so strotzte.

In dem von der Krone abgedruckten Artikel wird behauptet, Präsident Trump sei „von einflussreichen jüdischen Parteispendern auf den Thron gehoben“ worden. David Friedman, der als US-Botschafter in Israel „installiert“ worden sei, wird als „Sohn eines Rabbis“ vorgestellt, der als „politisch unbeschlagen“ gelte, trotzdem aber „als Hardliner in der Nahost-Frage bekannt“ sei – wie auch immer diese widersprüchlichen Behauptungen zu vereinbaren sein sollen. Trumps Schwiegersohn wird als „Spross einer strenggläubigen jüdischen Familie“ präsentiert.

Antisemitisches Geraune

Völlig zu Recht wies Ulrich Sahm darauf hin, dass dpa und Krone sich nur für die „Strenggläubigkeit“ von Juden im Umfeld des Präsidenten interessierten: „Ob und wie ‚strenggläubig‘ die katholischen, protestantischen oder sonstigen Mitarbeiter von Trump sind, interessiert dpa nicht. Unklar bleibt auch, welche Rolle derartige ‚Strenggläubigkeit‘ in der Politik spielt.“

Der Sprecher der Jüdischen Gemeinde Hamburg zeigte sich gegenüber der Jerusalem Post über die von der Krone wiedergegebene dpa-Meldung entsetzt: „Das ist keine Erklärung der neofaschistischen NPD. Das ist die Deutsche Presseagentur, die ‚jüdische Lobby‘ und andere antisemitische Klischees verbreitet – einfach unglaublich!“ Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck erklärte: „Der Artikel zeigt die Fantasien, dass jüdisches Geld die Welt kontrolliert“. Die dpa selbst bedauerte die Meldung und betonte, „der Artikel hätte nicht veröffentlich werden sollen“.

Die Kronen Zeitung hatte von der außergewöhnlichen Distanzierung der Presseagentur offenbar nichts mitbekommen – und sie selbst fand an dem Geraune über „einflussreiche jüdische“ Spender, die Trump „auf den Thron“ gehoben hätten, Rabbiner-Söhne und „Sprosse aus strenggläubigen jüdischen Familien“ nichts anstößig. Nachdem ihr Außenpolitik-Chef Kurt Seinitz während des Gaza-Krieges 2014 im Westjordanland lebende Israelis auf menschenverachtende Weise als ‚giftiges Natterngezücht‘ bezeichnet hat, fällt die Krone jetzt also durch das Bedienen der Verschwörungstheorie auf, dass sich die US-Außenpolitik in der Hand einflussreicher jüdischer Drahtzieher befinde.

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