Iran tritt Statuten mit Füßen – was macht die FIFA?

Von Florian Markl

Iran tritt Statuten mit Füßen – was macht die FIFA?Am vergangenen Donnerstag trennten sich die Fußballmannschaften Panionios Athen und Maccabi Tel Aviv mit 0:1. Mit dem Gesamtergebnis von 2:0 stieg der israelische Verein ins Playoff zur Qualifikation für die Europa League auf, wo er auf den österreichischen Verein SCR Altach treffen wird. Das Spiel wäre von überschaubarer Bedeutung gewesen, wenn in den Reihen der Athener nicht auch zwei iranische Spieler mit von der Partie gewesen wären. Da das islamistische Regime in Teheran es Iranern verbietet, gegen Israelis bzw. israelische Mannschaften anzutreten, droht Massoud Schojaei und Ehsan Hajsafi jetzt der Ausschluss aus der iranischen Nationalmannschaft. Obwohl das einen klaren Verstoß gegen die Grundsätze des Weltfußballverbands darstellen würde, dürfte die FIFA auch dieses Mal über die eigenen Statuten hinwegsehen und gegenüber dem Israelhass des iranischen Regimes beide Augen fest zudrücken.

Für den Generaldirektor des iranischen Sportministeriums, Mohamed Dschawad Ababaf, stellt sich der Fall der beiden Spieler recht einfach dar: Da sie im Spiel gegen eine israelische Mannschaft mitgewirkt haben, werden Schojaei und Hajsafi „mit großer Wahrscheinlichkeit“ aus der Nationalmannschaft verbannt. Im Handelsblatt ist zu lesen: „Den Tabubruch der beiden Spieler könne der Iran nicht hinnehmen und werde den Vorschriften nach auch reagieren, so Ababaf. Bei einer Strafe wären die beiden Spieler auch für die WM nächstes Jahr in Russland gesperrt.“

Sollte dies wirklich eintreten, wäre theoretisch auch klar, wie der Weltfußballverband FIFA reagieren müsste: In den FIFA-Statuten ist bereits in Artikel 3 – und damit an sehr prominenter Stelle – unter der Überschrift „Nicht-Diskriminierung und Kampf gegen den Rassismus“ zu lesen:

„Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von Rasse, Hautfarbe, ethnischer, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand, sexueller Orientierung oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspension und des Ausschlusses verboten.“

Ob das iranische Verbot für sportliche Auseinandersetzungen mit Israelis oder israelischen Mannschaften im Detail nun mit ethnischen, nationalen, religiösen oder sonstigen Argumenten begründet wird, tut nichts zur Sache – zweifellos diskriminiert das iranische Regime den jüdischen Staat, dessen Zerstörung zu den offen deklarierten Staatszielen der Islamischen Republik zählt. Der Ausschluss oder wenigstens die Suspendierung des iranischen Verbandes wäre die einzige rechtlich gebotene Antwort der FIFA, würde diese ihre eigenen Statuten ernst nehmen.

Dass es dazu nicht kommen wird, hat einen gleichermaßen einfachen wie empörenden Grund: Die FIFA ist bei Weitem nicht die einzige Organisation auf der Welt, die andere Maßstäbe als die üblichen anlegt, wenn es um anti-israelischen Hass geht. Sowenig die Vereinten Nationen beispielsweise ihre eigene Charta befolgen und Schritte gegen das iranische Regime einleiten, das regelmäßig dem UN-Mitgliedsstaat Israel die Vernichtung androht und dieser u.a. durch die Unterstützung von Terrororganisationen wie der Hisbollah, der Hamas oder dem Palästinensischen Islamischen Dschihad den Weg bereiten will, genauso wenig wird die FIFA etwas dagegen unternehmen, dass eines ihrer Mitglieder deklarierter Maßen die fundamentalen Grundsätze des weltweit agierenden Sportverbandes mit Füßen tritt.

Der statutenmäßig verankerte Kampf gegen Diskriminierung aus welch Gründen auch immer wird angesichts des offen praktizierten anti-israelischen Hasses des iranischen Regimes genauso viel wert sein wie die Sonntagsreden europäischer Politiker, die stets die Wichtigkeit des Kampfes gegen den Antisemitismus betonen, um sodann der islamistischen Diktatur im Iran die Aufwartung zu machen und die Kooperation mit den regierenden Antisemiten und Holocaustleugnern in Teheran zu loben.

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