Sehr geehrte Presse-Redaktion,
am Ende eines Artikels über den versuchten Anschlag auf die israelische Botschaft in Ankara kommen Sie auf Spannungen im israelisch-türkischen Verhältnis zu sprechen. Diese hätten 2010 „einen Höhepunkt erreicht, nachdem die israelische Armee ein türkisches Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beschossen hatte. Zehn Türken kamen dabei ums Leben.“ Das ist eine ziemlich groteske Beschreibung dessen, was sich auf dem angesprochenen Schiff tatsächlich zugetragen hat.
Die „Mavi Marmara“ wurde bei ihrem Versuch, die Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen, von der israelischen Armee nicht „beschossen“, sondern Marine-Soldaten versuchten von Hubschraubern und Booten aus, das Schiff zu entern. Dabei wurden sie sofort und unter Anwendung massiver Gewalt von Islamisten attackiert, von denen einige zuvor in Videobotschaften ihren Wunsch festgehalten hatten, im Dschihad gegen Israel zu sterben. Wie die deutsche Bundesanwaltschaft Anfang 2015 unter Berufung auf einen Bericht der Vereinten Nationen hervorhob, hatte der Armeeeinsatz deshalb eine tödliche Wendung genommen, weil die israelischen Soldaten mit Widerstand konfrontiert worden waren, der in „erheblicher, organisierter und gewaltsamer Weise“ erfolgt sei. Zum Einsatz von Schusswaffen und zum Tod von zehn ‚Aktivisten‘ kam es, weil die Soldaten sich gegen lebensbedrohliche Attacken mit Messern, Metallrohren und Ähnlichem zur Wehr setzen mussten. Von einem „Beschuss“ des Schiffes konnte keine Rede sein.
Falsch ist darüber hinaus die Behauptung, die „Mavi Marmara“ hätte „Hilfsgüter für den Gazastreifen“ geladen gehabt: Auf ihr befanden sich ausschließlich Polit-Aktivisten, von denen etliche nicht um humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, sondern eine bewusst herbeigeführte Konfrontation mit der israelischen Armee bemüht waren. Tatsächlich fanden sich auf der „Mavi Marmara“ – wie auf zwei weiteren Schiffen der Flottille – überhaupt keine Hilfsgüter.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank
Update: Zwischenzeitlich hat uns die Presse seitens einer Redakteurin folgende Antwort zukommen lassen: „Wir entschuldigen uns für die missverständliche Formulierung in unserem Artikel über den verhinderten Anschlag auf die israelische Botschaft in Ankara. Wir bedauern dies und hoffen auf Ihr Verständnis“.