Von Thomas von der Osten-Sacken
Der Offizier der schiitischen Imam-Ali Brigaden im Irak, Ayyoub Faleh al-Rubaie, nennt sich selbst Abu Azrael und ist als „irakischer Rambo“ bekannt, der berühmt wurde, als er 2015 erklärte, er würde die Jihadisten des Islamischen Staates zu Mehl verarbeiten. Über seinen Werdegang schreibt die Seite watson.ch:
„Seine ersten Kampferfahrungen sammelte er im Aufstand gegen die amerikanischen Besatzer, die heute den gemeinsamen Gegner IS aus der Luft angreifen. Ausgebildet wurde er laut eigenen Angaben von der Hisbollah im Libanon sowie im benachbarten Iran, das seine Miliz finanziert und vermutlich auch befehligt. (…) Aus seinen Sympathien für den Iran macht Abu Azrael keinen Hehl. In seinem einfach eingerichteten Wohnzimmer fallen zwei Fotos des iranischen Revolutionsführers Ajatollah Chomeini auf. Eines davon küsste er vor laufender Kamera. ‚Wenn der Imam uns befiehlt, Richtung Saudiarabien und Mekka zu marschieren, dann werden wir das tun. Ich verlange nur, als Märtyrer zu sterben‘, sagt er.“
Ob er, wie es in fast mythologischer Heldenverehrung heißt, eigenhändig 1500 ISIS-Kämpfer getötet hat, wird wohl nie nachgeprüft werden können. Dass es für ihn kein Pardon gibt, gehört dagegen zu dem von ihm liebevoll gepflegten Image. So kursieren Videos von ihm, in denen er IS-Kämpfer röstet und vor laufender Kamera mit seinem Säbel, den er immer bei sich trägt, zerstückelt. Der Imam-Ali Brigade, der er angehört, werden, etwa von Human Rights Watch, unzählige Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, die sie an sunnitischen Zivilisten begangen haben soll.
Kurzum, Abu Azrael mag für viele Schiiten im Irak ein Held sein, ob man ihm deshalb unbedingt die Hand schütteln möchte, ist eine ganz andere Frage. Immerhin feiert dieser Mann, dass er aufs Völker- und Kriegsrecht nichts gibt und gehört zu einer Truppe, die auch sonst nicht viel Federlesen macht. Zudem untersteht sie de facto iranischem Befehl und ist ganz sicher kein Akteur, der viel zum „friedlichen Zusammenleben der Volksgruppen im Irak“ beitragen dürfte. Und letzteres ist – zumindest auf dem Papier – das Ziel der EU-Mission in Bagdad:
„Die EU stellt sich entschlossen hinter irakische Bestrebungen, die Einheit, Souveränität und Unversehrtheit des Landes zu bewahren, Frieden und Sicherheit durch eine beständige und umfassende Regierungsform wiederherzustellen, eine nationale Versöhnung zu erreichen, und auf eine bessere Zukunft für all Iraker hinzuarbeiten.“
Vertreter dieser EU nun luden kürzlich ausgerechnet Abu Azrael zum gemeinsamen Fastenbrechen ein und ließen sich dabei auch noch ablichten:
#Militia fighter Abu Azrael in meeting with dir. #European Commissions Humanitarian Aid & Civil Protection (ECHO) in Baghdad #Iraq May 2017 pic.twitter.com/DXMTZkM6Mq
— FRB-I (@FRBIU) 14. Juni 2017
Bei den Damen und Herren, die hier Seite an Seite mit Abu Azrael dinieren, handelt es sich auch noch um Mitarbeiter von ECHO, der EU-Agentur für „Civil Protection and Humanitarian Aid Operations“. Worüber sie sich wohl unterhalten haben mögen, bei diesem kultursensiblen Dialog?