Ein Ex-FPÖ-Mann als Trainer für die israelische Nationalmannschaft?

Von Florian Markl

Ein Ex-FPÖ-Mann als Trainer für die israelische Nationalmannschaft?
Klaus Lindenberger. Quelle: Steindy/Wikimedia Commons.

Im israelischen Fußball spielen Österreicher eine zunehmend bedeutende Rolle. Auf die Bestellung Willi Ruttensteiners zum Technischen Direktor des israelischen Fußballverbandes folgte die Ernennung von Andreas Herzog zum Teamchef der israelischen Nationalmannschaft. Am Montag wurde die nächste Verpflichtung aus dem Alpenland bekannt gegeben: Klaus Lindenberger soll Tormanntrainer der israelischen Nationalelf werden. Diese Wahl könnte allerdings noch für einige Kontroversen sorgen. Denn neben seiner aktiven Fußballerkarriere versuchte sich Lindenberger kurzzeitig auch auf dem politischen Parkett – und das ausgerechnet für die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) unter Jörg Haider.


FPÖ-Quereinsteiger

Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) setzte in der Vergangenheit bei ihrer Kandidatensuche für politische Ämter des Öfteren auf Quereinsteiger, darunter gerne auch auf ehemalige heimische Sportgrößen. Unvergessen etwa Patrick Ortlieb, der es in seiner Skifahrerkarriere zum Olympiasieger und Weltmeister brachte und mit einigen seiner eher kuriosen Redebeiträge als Parlamentsabgeordneter für Aufsehen sorgte, bevor seine Polit-Karriere an einer unrühmlichen Affäre in einer Innsbrucker Parkgarage ihr jähes Ende fand.

Noch kürzer als Ortliebs Ausflug in die Welt der Politik fiel der eines anderen ehemaligen Spitzensportlers aus. Als Torhüter zählte Klaus Lindenberger in Österreich unzweifelhaft zu den besten seines Fachs, was ihm unter anderem 41 Auftritte für das österreichische Nationalteam und die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien einbrachte.

Nur vier Jahre später berichtete der österreichische Rundfunk, dass der FPÖ auf ihrer Suche nach Quereinsteigern ein weiterer Coup gelungen sei. Der Name des Prominenten: Klaus Lindenberger. Der hatte zuvor schon im Linzer Gemeinderat für die FPÖ Fuß fassen wollen, war aber am Einspruch seines damaligen Arbeitgebers gescheitert: Der staatliche Stahlkonzern VÖEST, bei dessen Mannschaft SK VÖEST Lindenberger unter Vertrag gestanden hatte, verbot seinen Spielern kurzerhand die Kandidatur für öffentliche Ämter.

Nachdem Lindenberger 1994 aber nicht mehr bei einem VÖEST-Verein beschäftigt war, stand einem neuen Anlauf zum Sprung in die Welt der Politik scheinbar nichts mehr im Wege. „Die dreijährige Wartepause hat sich für ihn gelohnt“, berichtete das Mittagsjournal. „Die [oberösterreichische] FPÖ hat ihn als Spitzenkandidaten auf einem sicheren Platz für den Nationalrat vorgesehen.“ Der Traum von der Politik war freilich auch beim zweiten Versuch schnell wieder ausgeträumt. Aus dem angestrebten Nationalratsmandat wurde nichts, nachdem Lindenberger infolge von Vorwürfen, er habe illegal Sozialleistungen bezogen, das Handtuch warf. Lindenberger blieb stattdessen dem Fußball treu: Als Trainer betreute er mehrere heimische Mannschaften, seine Tätigkeit als Tormann-Trainer brachte ihn zu al-Wahda, einem der populärsten Vereine in den Vereinigten Arabischen Emiraten, und zuletzt zurück zum österreichischen Nationalteam, das er erst Ende August 2018 aus „persönlichen Gründen“ verließ.


Von der FPÖ zum israelischen Nationalteam?

Selbstverständlich steht es ehemaligen Spitzensportlern wie jedem anderen Bürger frei, sich politisch zu betätigen. In Lindenbergers Fall und mit seinem Engagement für die FPÖ stehen die Dinge aber doch ein wenig anders. Bei der Partei Karriere gemacht haben zu wollen, die aus dem Sammelbecken vieler jener Nazis hervorgegangen ist, die in den Anfangsjahren der Zweiten Republik keinen Unterschlupf bei anderen österreichischen Parteien gefunden haben, mag einem sportlichen Engagement in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht entgegenstehen, wirft für eine Beschäftigung beim israelischen Fußballverband aber doch einige Fragen auf. Immerhin unterhält die israelische Regierung aktuell keine offiziellen Kontakte zu österreichischen Ministern, die von der FPÖ gestellt werden – und das sogar, wenn sie, wie Außenministerin Kneissl, der Partei selbst nicht einmal angehören.

Vor diesem Hintergrund und angesichts der politischen Möchtegern-Karriere Lindenbergers mutet die Entscheidung des israelischen Fußballverbandes, ihn zum Tormanntrainer des Nationalteams zu machen, doch eher seltsam an. Es ist schwer vorstellbar, dass den Verantwortlichen das einstige Engagement Lindenbergers für eine Partei mit langer rechtsextremer und antisemitischer Tradition bekannt gewesen ist. Allerdings stellt sich die Frage, ob die beiden Österreicher Ruttensteiner und Herzog diesen Punkt in Lindenbergers Biographie auch nicht kannten – oder ihn ihrem israelischen Arbeitgeber einfach verschwiegen?

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