Der Pariser Friedensgipfel aus Sicht eines Arabers

Von Fred Maroun

Die nutzlose und teure „Friedens“-Konferenz in Paris endete mit einer gemeinsamen Erklärung. Selbst der Hauptorganisator, der ausnehmend unbeliebte französische Präsident François Hollande, räumte bei der Konferenz ein, dass sie nutzlos war, als er feststellte, „die Welt kann im israelisch-palästinensischen Konflikt keine Lösung erzwingen.“

paris-konferenz_iiIch bin selbst Araber und schätze mich glücklich, einer der wenigen Araber zu sein, die sowohl körperlich als auch intellektuell weit genug entfernt von arabischen Schlägern leben, um frei heraus ihre Meinung sagen zu können. Also werde ich damit auch nicht hinter dem Berg halten.

Fangen wir mit dem haarsträubenden Titel „Nahost“-Friedenskonferenz an, wie sie in den offiziellen Verlautbarungen der französischen Regierung genannt wird. Sind sich die Organisatoren überhaupt darüber im Klaren, dass Israelis und Palästinenser lediglich drei Prozent der Bevölkerung des Nahen Ostens ausmachen? Und ist ihnen klar, dass es andere Schauplätze im Nahen Osten gibt, auf denen die Notwendigkeit einer Friedenslösung um ein Vielfaches größer ist als zwischen Israel und den Palästinensern? Spontan fallen mir da Syrien und der Irak ein – möglicherweise haben die Teilnehmer ja schon einmal von diesen Orten gehört…

Auf dem Gipfel waren hauptsächlich Länder vertreten, die der bloßen Existenz Israels schon immer feindlich gegenüber standen. Dennoch wurde erwartet, dass das Treffen irgendwie dazu beitragen könnte, den seit 69 Jahren herrschenden Konflikt beizulegen. Abgesehen von der Tastsache, dass es nicht die Sache dieser Menschen ist – unter denen sich übrigens weder israelische noch palästinensische Vertreter befanden – über den Konflikt zu entscheiden oder auch nur Ratschläge für dessen Zukunft zu erteilen, war die Konferenz nicht in der Realität verankert, sondern eher in einem Paralleluniversum. Das erklärte Hauptziel der Konferenz war es, eine Zwei-Staaten-Lösung voranzubringen. Dabei blieb allerdings unerwähnt, dass Israel schon immer das Konzept einer Zwei-Staaten-Lösung anerkannt hat, während dies vonseiten der Palästinenservertretung nie der Fall war.

Es wurde nicht anerkannt, dass Israel selbst unter der extremsten Rechtsregierung seiner Geschichte nach wie vor willens ist, eine Zwei-Staaten-Lösung auszuhandeln, obwohl die Palästinensische Autonomiebehörde seit Jahren nichts anderes als die absurdesten Entschuldigungen für ihre Weigerung anbietet, solche Verhandlungen zu führen.

Es wurde nicht anerkannt, dass die palästinensische Gesellschaft tief gespalten, extrem undemokratisch und von Gewalt geprägt ist, und dass ihre Regierung vermutlich gar nicht in der Lage wäre, friedliche Beziehungen zum Nachbarn Israel zu unterhalten.

Es wurde nicht anerkannt, dass hochrangige Palästinenser und Araber bereits vor der Unabhängigkeitserklärung Israels aktiv an antisemitischen Agitationen beteiligt waren, und dass dies die Ursache für den Konflikt und das Fehlen eines palästinensischen Staates ist.

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Was Abbas‘ Partei unter der Zwei-Staaten-Lösung versteht

Ich wäre für die Schaffung eines palästinensischen Staates, aber ich weiß auch, dass die angesprochenen Probleme Hindernisse sind, die einem solchen Staat weiterhin im Weg stehen. Man muss sich mit ihnen auseinandersetzen, sie dürfen nicht ignoriert werden. Schwammige Formulierungen wie: „Es ist wichtig, dass die Parteien ihr Engagement für diese Lösung bekräftigen“ reichen nicht aus. In der Verlautbarung wurde nicht einmal das Haupthindernis einer Zwei-Staaten-Lösung erwähnt: das Beharren darauf nämlich, dass die Palästinenser – unter dem Begriff „Rückkehrrecht“ – Israel mit palästinensischen Flüchtlingen eindecken wollen.

Wenn die Konferenzteilnehmer tatsächlich an der Schaffung eines palästinensischen Staates interessiert wären, würden sie mit ihren Spielchen aufhören und stattdessen die Probleme beim Namen nennen und darüber diskutieren, wie man sie angehen kann. Dies würde jedoch Mut und Integrität erfordern. Es würde erfordern, die Interessen der Palästinenser über die eigenen Interessen zu stellen, die darin bestehen, weiterhin gute Handelsbeziehungen zu Ländern zu unterhalten, die lieber keine Lösung sehen, als eine Lösung, die die Existenz eines jüdischen Staates beinhaltet.

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Foto Fred Maroun

Die französische Tageszeitung Le Monde räumte zwar ein, die Konferenz sei „symbolisch“ gewesen, versäumte jedoch zu erwähnen, symbolisch wofür. Sie war symbolisch für Politiker, die sich politisch korrekter Sprache befleißigen, weil sie Angst haben, den wahren Problemen ins Gesicht zu sehen.

Ich hoffe, dass zumindest die Steuerzahler von siebzig Ländern, einschließlich meines eigenen Heimatlandes Kanada, freudig Millionen von Dollars dafür ausgegeben haben, dass sich ihre Politiker und Diplomaten in Paris vergnügen konnten. Ich selbst war erst vor kurzem in Paris und machte bei dieser Gelegenheit dieses schöne Foto von der Seine. Dumm wie ich bin, habe ich jedoch im Gegensatz zu diesen Politikern und Diplomaten die Reise aus eigener Tasche bezahlt.

Fred Maroun ist ein Kanadier arabischer Herkunft, der bis 1984 im Libanon lebte. Er hat unter anderem Kolumnen für New Canadian Media und The Times of Israel verfasst. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Times of Israel.

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