Der „Krone“-Außenpolitikchef und die eifernden Juden

Am vergangenen Samstag wies ich auf einen Artikel des Krone-Außenpolitikchefs Kurt Seinitz hin, in dem von „52 arabischen Staaten“ die Rede war, die den Abzug ihrer Botschafter angedroht hätten, würden die USA Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Seinitz reagierte darauf via Twitter, worauf sich ein, nun ja, Gespräch entspann, das wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Am Beginn der Unterhaltung stand folgender Tweet:

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Seinitz‘ Aussage bezog sich demnach auf die „Organisation für Islamische Zusammenarbeit“ (OIC), deren Botschafter den Vereinigten Staaten mit Konsequenzen für die Anerkennung Jerusalems als israelischer Hauptstadt gedroht hätten. Wir antworteten darauf, dass sich auch in der OIC keine „52 arabischen Staaten“ finden lassen, worauf Seinitz replizierte:

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Aus den ursprünglich „arabischen“ wurden nun also „islamische“ Staaten (mit siebzehn Rufzeichen), und in der Zwischenzeit war Seinitz auch aufgefallen, dass die OIC nicht 52, sondern 56 Mitgliedstaaten hat. Arabisch oder islamisch, 52 oder 56, wer wird schon so kleinlich sein? Journalisten zum Beispiel, die sich in ihrer Arbeit den Fakten verpflichtet fühlen und Verantwortung für die Glaubwürdigkeit der Medien tragen, sollten das, lautete unsere Antwort an Seinitz, der mittlerweile etwas genervt schien:

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Einen schönen Sonntag konnte Seinitz selbst offenbar nicht genießen, denn schon kurz nach zehn Uhr vormittags meldete er sich wieder via Twitter zu Wort:

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Das hat uns dann doch überrascht: Einerseits erstellen wir keine „Watchlists“ – und man darf sich fragen, warum Seinitz ausgerechnet diesen Begriff verwendete, der in Österreich unweigerlich Erinnerungen an die Affäre um den ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim weckt. Er, der sich als Opfer einer von der amerikanischen „Ostküste“ organisierten „Campaign“ wähnte, wurde im April 1987 vom US-Justizministerium auf die Watchlist jener Personen gesetzt, denen die Einreise in die USA verboten war.

Andererseits wollte uns nicht so recht einleuchten, warum wir der FPÖ und Norbert Hofer behilflich sein sollen, wenn wir auf Fehler hinweisen, die Seinitz in der Kronen Zeitung macht. Das schrieben wir ihm, und erhielten daraufhin die Antwort:

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Aha. Wenige Minuten später ging es weiter, wobei uns nicht klar ist, ob das Folgende ein Beitrag dazu sein sollte, unsere „Scheuklappen“ zu überwinden und zu verstehen, „wie Politik funktioniert“:

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Selbstverständlich hatten wir die Auszeichnung, die Seinitz gerade erhalten hatte, nie als „Antisemitismuspreis“ bezeichnet oder charakterisiert. Ich hatte nur darauf hingewiesen, dass Kunschak Zeit seines Lebens ein stolzer Antisemit gewesen war – und dass mit Seinitz jemand ausgezeichnet wurde, der sich in menschenverachtender Weise über Israelis geäußert hat, die jenseits der sogenannten Grünen Linie im Westjordanland leben.

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Es ist zu bezweifeln, dass Schäuble, Van Rompuy oder Juncker über den Antisemitismus Kunschaks Bescheid wussten, als sie die Auszeichnungen erhielten. Das tut freilich nichts zur Sache: Da wir weder den Preis an sich noch die anderen Preisträger kritisiert haben, ist der Vorwurf, wir hätten diese „beleidigt“, völlig haltlos.

Interessant ist allerdings die letzte Bemerkung von Seinitz, wir (die Höflichkeitsform „Sie“ hatte er schon lange aufgegeben) seien nicht der „Jewish Mainstream“. Abgesehen davon, dass wir nicht wissen, wer oder was das genau sein soll, geht Seinitz gleichermaßen selbstverständlich wie falscher Weise davon aus, dass es sich bei den Mitarbeitern von Mena Watch um Juden handelt.

Wir mögen, wie er uns attestiert hat, nicht seinen brillanten Durchblick haben, „wie Politik funktioniert“, aber dass für Seinitz Kritiker des Antisemitismus und der Israelfeindschaft eifernde Juden sein müssen – wie diese Politik funktioniert, das haben wir verstanden.

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