Boykott Israels stoppte Sicherheitsdeal, der Attentate von Paris und Brüssel hätte vereiteln können

Von der Redaktion Times of Israel

Einem Bericht aus israelischen Sicherheitskreisen zufolge lehnten französische Sicherheitsbehörden ein Angebot zum Erwerb von Software zur Nachverfolgung terroristischer Aktivitäten ab, weil sie von „höherer Stelle“ die Anweisung erhalten hatten, „keine israelische Technologie zu kaufen“.

Ein kolportierter Boykott israelischer Technologie könnte ein Geschäft mit Flughafen-Sicherheitstechnik verhindert haben, die Frankreich nach den tödlichen Attentaten vom Januar 2015 auf die Redaktion von Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt „Hyper Cacher“ angeboten wurde. Mit dieser Sicherheitstechnologie hätten sich möglicherweise die nachfolgenden Terroranschläge des Islamischen Staates im November in Paris und einige Monate später in Brüssel verhindern lassen.

Laut einer israelischen Sicherheitsquelle, die am Montag mit Fox News sprach, wurde dem französischen Inlandsgeheimdienst „Direction centrale du renseignement intérieur“ (DCRI) von einem israelischen Sicherheitsunternehmen eine Tracking-Software zur Verfolgung von Terroristen angeboten. Eine Software, die dabei hätte helfen können, die tödliche IS-Terrorzelle zu identifizieren, welche die Anschläge des vergangenen Jahres in Paris sowie die in Belgien im vergangenen Monat verübt hat. Das Angebot wurde jedoch angeblich abgelehnt, nachdem einer der Verantwortlichen klargestellt habe, dass israelische Technologie nicht erworben werden könne. Einen offiziellen Grund für die Absage habe der französische Geheimdienst nicht bekannt gegeben.

Laut dem Bericht von Fox News könne die Software Geheimdienstberichte in einer Vielzahl von unterschiedlichen Datenbanken auffinden und zuordnen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Das Tool hätte Anti-Terror-Agenten bei der Echtzeit-Verfolgung von Verdächtigen helfen können. „Die französischen Behörden waren mit der Software zufrieden, aber unser offizieller Verhandlungspartner kam mit der Information zurück, es gäbe eine Anweisung von oben, keine israelische Technologie zu erwerben“, äußerte sich der israelische Anti-Terror-Spezialist gegenüber FoxNews.com: „Das Gespräch brach augenblicklich ab.“

Den Namen des Unternehmens hinter der Software oder genauere Details über die Technologie nannte der Informant nicht, deutete jedoch an, dass sie den USA und anderen Ländern zur Verfügung gestellt wurde, mit denen Israel gute Beziehungen unterhält. Wie er weiter ausführte „müssen Regierungsbehörden, die damit kämpfen, Terroranschläge zu vereiteln, auf Technologien zugreifen, die es ihnen erlauben, ihre Datenfragmente zu verknüpfen. Dadurch wird es möglich, die damit verbundenen täglichen Herausforderungen zu bewältigen.“ Mit dem in Frage stehenden „System können alle Daten einfach navigiert, verarbeitet und durch den Einsatz leistungsstarker Analysetools und einzigartiger Algorithmen dargestellt werden.“ Der Informant unterstrich, er gehe davon aus, dass die Software französischen und europäischen Behörden einen Vorteil bei der Identifizierung und Verfolgung von IS-Verdächtigen hätte verschaffen und möglicherweise auch die Anschläge hätte vereiteln können, die 130 Menschen in Paris und über 30 Menschen in Belgien das Leben kosteten. Beide Anschläge werden mit demselben IS-Terrorkommando in Verbindung gebracht.

Das letzte überlebende Mitglied der Pariser Terrorzelle, Salah Abdeslam, das vergangenen Monat nach viermonatiger Fahndung in Brüssel verhaftet werden konnte und mutmaßlich auch federführend an den Flughafen- und U-Bahn-Anschlägen in der belgischen Hauptstadt beteiligt war, soll nach seinem Erscheinen vor Gericht an Frankreich ausgeliefert werden. Abdeslam und sein vermeintliche Paris-Komplize Mohamed Abrini, den man ebenfalls der Anschläge in Brüssel beschuldigt, wurden vergangene Woche in zwei unterschiedliche Gefängnisse in Belgien verlegt. Der 31-jährige Abrini gestand, der „Mann mit Hut“ auf den Videoaufnahmen der Attentäter vom Brüsseler Flughafen zu sein, wurde auch mit dem Pariser Attentat vom 13. November in Verbindung gebracht, nachdem er bereits gemeinsam mit Abdeslam an einer Autobahntankstelle auf Video aufgezeichnet wurde.

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Nach den Pariser Terroranschlägen im November stieg laut einem Bericht der Haaretz die Nachfrage nach israelischer Sicherheitstechnologie an. Ein Manager des israelischen Unternehmens „BriefCam“ – dessen Technologie Nutzer Sicherheitsaufzeichnungen schneller durchforsten lässt, um verdächtige Aktivitäten zu filtern – sagte gegenüber Haaretz, er erhalte seit den Anschlägen Eilbestellungen aus Belgien, Italien und Deutschland.

Das Charlie-Hebdo-Attentat vom 7. Januar 2015, bei dem 11 Menschen ermordet wurde, wurde von den Brüdern Cherif und Said Kouachi verübt, die von sich behaupteten, Mitglieder von „Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ zu sein. Zwei Tage später wurden vier jüdische Männer im koscheren Supermarkt „Hyper Cacher“ in Paris bei einem durch die Kouachi-Brüder koordinierten und von Amedy Coulibaly verübten Anschlag getötet. Coulibaly bekannte sich dazu, im Auftrag des Islamischen Staates gehandelt zu haben. Die drei Terroristen starben am 9. Januar 2015 in getrennt voneinander stattfindenden Schießereien mit französischen Sicherheitskräften.

Auf Englisch zuerst erschienen in der The Times of Israel.

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