Abbas’ Fatah-Partei gibt Juden Mitschuld an Holocaust

Von Stefan Frank

Abbas' Fatah-Partei gibt Juden Mitschuld an Holocaust
Quelle: Screenshot PMW

Juden hätten es aufgrund ihres Charakters verdient gehabt, im Holocaust getötet zu werden – das soll die Fatah von PA-Präsident Mahmud Abbas am 27. Februar in einem inzwischen gelöschten Post auf ihrer offiziellen Facebookseite verbreitet haben, wie die Jerusalem Post unter Berufung auf die Medienbeobachtungsstelle Palestinian Media Watch (PMW) berichtet. Die Jerusalem Post konnte den Eintrag nach eigenen Angaben nicht mehr auffinden; es existiert aber ein Screenshot auf der Website von PMW.

In dem von Palestinian Media Watch aus dem Arabischen übersetzten Artikel wird behauptet, dass Juden während der deutschen Besatzung der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg bereit gewesen seien, russische Zivilisten bei lebendigem Leibe zu begraben, um ihr eigenes Leben zu retten. Der Text gibt vor, auf der Aussage von einem dieser russischen Zivilisten zu beruhen, der Folgendes gesagt habe:

„1941 ließen die Deutschen uns tiefe Gruben ausheben. Als wir getan hatten, was sie wollten, brachten sie eine Gruppe von Juden, warfen sie in die Gruben und befahlen uns, sie zu begraben. Wir weigerten uns, diese scheußliche Tat durchzuführen. Also befahlen die Deutschen stattdessen, uns anstelle der Juden in die Gruben zu werfen, und befahlen den Juden, uns zu begraben. Die Juden fingen ohne zu zögern an, Erde auf uns zu schütten. Die Erde bedeckte uns fast vollständig, als die Deutschen sie stoppten und uns herausholten. Wir waren überrascht, als der deutsche Kommandant uns zubrüllte: Ich wollte Euch bloß zeigen, wer die Juden sind und warum wir sie töten!“

Laut dem Bericht von PMW präsentierte die Fatah diese Passage zusammen mit drei (andernorts aufgenommenen) Fotos von Massengräbern als authentisches Zitat aus den Memoiren eines russischen Zivilisten. 1941 und 1942 wurden in der besetzten Ukraine Tausende Juden bei lebendigem Leib begraben, unter anderem in Babi Yar bei Kiew. PMW ermittelte einen auf einem Augenzeugen beruhenden Zeitungsbericht der Jewish Telegraphic Agency (JTA) vom 27. November 1942, der der von der Fatah verbreiteten Anekdote so ähnlich ist, dass er als Vorbild gedient haben könnte – der aber einen ganz anderen Ausgang hat:

„Ein deutscher Offizier mit einer Peitsche in der Hand wählte zehn bärtige ältere Männer aus – fünf Ukrainer und fünf Juden. Jedem wurde ein Spaten in die Hand gegeben, um eine Grube auszuheben. Als die Grube halb ausgehoben war, befahl der Nazi den Ukrainern, herauszusteigen, und wies die Juden an, weiterzugraben. Nach einer Weile sagte er den Ukrainern, ihre Spaten wieder zur Hand zu nehmen und die Juden, die immer noch die Grube schaufelten, mit der ausgehobenen Erde zu bedecken. Die Ukrainer aber waren über den Befehl des deutschen Offiziers erschrocken und hoben ihre Spaten nicht auf. Als der Nazi sah, dass sie seinem Befehl nicht gehorchen würden, zwang er die Ukrainer, in die Grube zu steigen, und sagte den Juden, herauszuklettern und ihre Nachbarn zu begraben. Die Juden, unter denen Rachmiel Greilich, Zunis Großvater, war, weigerten sich ebenfalls, sich zu regen. Der Nazi stieß mit dem Fuß, ohne dass die alten Ukrainer in der Grube es sehen konnten, etwas Erde auf sie und rief: ‚Seht, die Juden sind bereit, Euch zu begraben. Ihr kommt besser heraus und begrabt sie.‘ Doch die alten Männer rührten sich nicht. Der Nazi war nun höchst erzürnt, stieß die alten Juden in die Grube, auf die darin befindlichen Ukrainer. Zusammen mit seinen Männern begrub er sie allesamt lebendig. Dem jungen Zuni gelang es, in jener Nacht aus Skarlivka zu entkommen und nach etlichen Tagen auf eine Einheit der Roten Armee zu stoßen, unter ihnen Feldwebel Leizer Lieberman, dem er die Geschichte erzählte.“

Die Fatah habe diesen Text „kommentarlos“ gepostet, sagte Nan Jacques Zilberdik, die seit über zehn Jahren für Palestinian Media Watch die Botschaften untersucht, mit denen die Palästinensische Autonomiebehörde Hass auf Juden schürt, der Jerusalem Post: „Die Fatah hat diese Geschichte, in der Juden als böse, egoistisch und undankbar dargestellt werden, nicht verurteilt. Auch hat sie sich nicht davon distanziert, dass der Nazikommandant die Ermordung von Juden im Holocaust auf der Grundlage der antisemitischen Verleumdung rechtfertigt, wonach Juden durch solche Charakterzüge definiert seien.“

Das ist auch die persönliche Meinung von PA-Präsident Mahmud Abbas. Bei einer Rede vor dem selten tagenden Palästinensischen Nationalrat (PNC) in Ramallah sagte er am 30. April 2018, die Juden seien am Holocaust schuld; ihr „gesellschaftliches Verhalten“, wie etwa das Verleihen von Geld, habe dazu geführt.

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