Die Verteidigung von Achille Mbembe gegen die Kritik stellt eine der größten Beschönigungsaktionen von Antisemitismus in den letzten jahren dar.
Manfred Gerstenfeld, BESA
Mbembe ist ein extrem anti-israelischer Scharfmacher. Dennoch wurde er als Hauptredner der diesjährigen Ruhrtriennale, einem Musik- und Kulturfestival in Deutschland, eingeladen. (…) Eine große Zahl Beschöniger von Antisemitismus – einige von ihnen sehr aggressiv – haben Mbembe gegen Kritik in Schutz genommen. Gegen Ende April twitterte Andreas Görgen, Direktor des Auswärtigen Amts für Kultur und Kommunikation, mindestens sieben Tweets zur Unterstützung Mbembes. (…)
Mbembe antwortet mit einer Reihe von Andeutungen auf die Antisemitismusvorwürfe die auf seine Einladung zur Ruhrtriennale folgten. (…) Er behauptete, er sei das Objekt eines völlig unbegründeten und verrückten Überraschungsangriffs von deutschen Rechtsextremen gewesen. Dies ist falsch. Die Kritik kam hauptsächlich aus dem Mainstream der deutschen Gesellschaft sowie von deutschen und internationalen jüdischen Organisationen. (…) Mbembe schrieb: „[Deutsch] konnte nicht sagen, dass er keinen Neger auf dem Festival wollte. … Also hat er etwas Besseres gefunden. Er hat eine teuflische Idee gehabt: Ein antisemitischer Neger – das schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe! … [F]ür Deutsch ist die Idee unerträglich, dass ein Neger ganz allein nachdenken und moralische Standpunkte beziehen kann.“
Antisemitismus ist farbenneutral. Es gibt keinen Antisemitismuszuschlag oder -abschlag je nach Hautfarbe des Antisemiten. (…) Mbembe ist nur einer von einer Reihe prominenter Antisemiten in der schwarzen Community. Der führende Antisemit in den USA ist Louis Farrakhan, ein Afroamerikaner. Der französische schwarze Komiker Dieudonné M’bala M’bala ist ein ernsthafter Anwärter auf den Titel des führenden Antisemiten in Frankreich. ADL-Studien haben ergeben, dass Afroamerikaner wesentlich häufiger antisemitische Ansichten vertreten als weiße Amerikaner.
Am 10. Mai schrieb Jürgen Kaube, Herausgeber der überregionalen Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass diejenigen, die Mbembe verteidigen, sich im Allgemeinen nicht auf seine antisemitischen Äußerungen beziehen. Stattdessen konzentrieren sie sich auf die angeblichen Intentionen derer, die auf die Existenz seiner antisemitischen Ansichten hinweisen. (…)
Die Mbembe-Affäre ist nicht beendet. Die Debatte geht in den deutschen Medien weiter. (…) Die Verteidiger von Mbembe haben eine der aggressivsten Schönfärbereien von Antisemitismus der letzten Jahre vorgenommen. Es wäre ein Fehler, wenn das Simon-Wiesenthal-Center in seiner jährlichen Liste der Top 10 antisemitischen Vorfälle des Jahres bloß den deutschen Diplomaten Görgen hervorheben würde. Stattdessen sollten die Mbembe-Verteidiger in ihrer Gesamtheit in diese Liste aufgenommen werden.