Seit vielen Jahren sind nicht mehr so viele Menschen an einem einzelnen Tag dem iranischen Hinrichtungsapparat zum Opfer gefallen.
Das iranische Regime hat am Mittwoch mindestens 29 Menschen hingerichtet, berichtet die norwegische Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights. 26 Häftlinge sind im Ghezel-Hesar-Gefängnis, dem größten Gefängnis des Landes, getötet worden, drei weitere im zentralen Gefängnis von Karadsch, einer Zwei-Millionen-Stadt rund 40 Kilometer westlich der Hauptstadt Teheran.
Zwei der Getöteten waren afghanische Staatsbürger, einer gehörte der Minderheit der Belutschen an. 17 der Männer sollen wegen Mordes zum Tode verurteilt worden sein, sieben wegen Drogendelikten und drei wegen Vergewaltigungen. Meldungen zufolge sollen auch zwei Frauen exekutiert worden sein, aber Iran Human Rights war bislang nicht in der Lage, diese Informationen zu verifizieren.
Zeitpunkt bewusst gewählt
Dass gerade jetzt Massenhinrichtungen durchgeführt wurden, ist alles andere als ein Zufall, meint der Leiter von Iran Human Rights, Mahmood Amiry-Moghaddam:
» Die Islamische Republik nutzt die weltweite Aufmerksamkeit, die sich auf ihre Spannungen mit Israel richtet, um Gefangene massenhaft zu töten und die Unterdrückung im Iran zu verschärfen. Ohne eine sofortige Reaktion der internationalen Gemeinschaft könnten in den kommenden Monaten Hunderte von Menschen der Tötungsmaschine der Islamischen Republik zum Opfer fallen!«
Seit geraumer Zeit sollen im Iran nicht mehr so viele Exekutionen an einem einzelnen Tag durchgeführt worden sein wie am vergangenen Mittwoch. Das letzte Mal geschah etwas Ähnliches im Jahr 2009, als an einem Tag 20 Menschen nach Todesurteilen wegen Drogendelikten in einem Gefängnis getötet wurden.
Repression gegen Regimegegner
Schon einen Tag vor der den massenhaften Hinrichtungen am Mittwoch hat das Regime einen derjenigen exekutiert, die im Zusammenhang mit den Massenprotesten gegen die Diktatur, die nach dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini im Herbst 2022 verhängt worden sind. Der 34jährige Reza Rasaei soll im November 2022 bei einer Demonstration in Sahneh in der Provinz Kermanschah einen Agenten der Revolutionsgarden erstochen haben.
Er wurde knapp ein Jahr später auf der Basis eines Geständnisses verurteilt, das er laut Menschenrechtsorganisationen unter schwere Folter gemacht haben soll. U.a. soll er in Haft mit Elektroschocks, simuliertem Ersticken und schweren Schlägen misshandelt worden sein.
Rasaei war der insgesamt zehnte Iraner, der wegen angeblicher Verbrechen im Zuge der Anti-Regime-Proteste ab dem Herbst 2022 hingerichtet wurde.
Insgesamt sollen dem staatlichen Hinrichtungsapparat in diesem Jahr bereits 338 Menschen zum Opfer gefallen sein, mindesten 87 davon in dem knappen Monat seit der Wahl des neuen Präsidenten Massud Peseschkian am 5. Juli.