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Marokko: Erste Universitätssynagoge der arabischen Welt

Eröffnung der Synagoge
Eröffnung der Synagoge (Quelle: Courtesy of Mimouna Association / American Sephardi Federation)

Das Gotteshaus an der Polytechnischen Universität Mohammed VI. in der Nähe von Marrakesch wurde neben einer neuen Moschee errichtet.

Die Annäherung zwischen Israel und weiten Teilen der arabischen Welt passierte kürzlich einen vor Kurzem noch undenkbaren Meilenstein. So weihte Marokko als erstes muslimisches Land überhaupt eine Synagoge an einer seiner Universitäten ein. Israel und Marokko vereinbarten im Rahmen des Abraham-Abkommens im Dezember 2020 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, zwei Monate nachdem der jüdische Staat Frieden mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain geschlossen hatte. 

Die neue Synagoge an der Polytechnischen Universität Mohammed VI. symbolisiert das kontinuierlich wachsende Bekenntnis des nordafrikanischen Landes zu seiner jüdischen Geschichte. Die Einweihung der Universitätsynagoge ist nicht zuletzt den Bemühungen der Mimouna Association zu verdanken, einer von Muslimen gegründeten gemeinnützigen marokkanischen Organisation, die das jüdische Erbe des Landes fördern will, sowie der American Sephardi Federation, die Büros im Königreich und in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterhält.

An der Veranstaltung nahmen Elie Abadie, der leitende Rabbiner des Jewish Council of the Emirates in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Magda Haroun, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Ägyptens, und Jacky Kadoch, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde von Marrakesch-Essaouira, teil, ebenso wie Vertreter der Mimouna Association und andere marokkanische Persönlichkeiten.

Die Synagoge trägt den Namen Beit Allah, »wie das Haus Gottes«, erklärte der Gründer und Präsident der Mimouna Association El Mehdi Boudra gegenüber den Medien. Nicht nur, so fuhr er fort, sei hier zum ersten Mal in der arabischen Welt eine Synagoge auf einem Campus erbaut worden, sondern dies sogar direkt neben einer neuen Moschee, was als Beispiel für gelebte marokkanische Koexistenz gedacht sei.

»Es ist keine große Synagoge, aber sie kann einen Minjan [das Quorum von zehn Männern, das für jüdische Gebetsgottesdienste erforderlich ist] aufnehmen. Die Thorarollen und alle religiösen Gegenstände wurden von den jüdischen Gemeinden von Fes und Marrakesch gespendet«, sagte Boudra und fügte hinzu, die jüdische Kultur spiele eine wichtige Rolle in der Geschichte und Identität Marokkos, weswegen die Synagoge auch den Segen des Königs habe.

»Das marokkanische Judentum ist seit zweitausend Jahren ein fester Bestandteil der marokkanischen Gesellschaft. Marokko ist auch ein jüdisches Land, und wir feiern traditionell die Vielfalt Marokkos. König Mohammed VI. hat in den letzten zehn Jahren 167 jüdische Friedhöfe und mehr als zwanzig Synagogen in ganz Marokko restaurieren und die Mellah, das ehemalige jüdische Viertel, wiederherstellen lassen.«

Der Präsident der jüdischen Gemeinde von Marrakesch überreichte eine Mezuzah, die an der Tür der Synagoge angebracht wurde; das erste Gebet wurde in Anwesenheit von Juden aus Marrakesch und Fes gesprochen, erzählte Boudra und wies auf die Gäste aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den Vereinigten Staaten sowie auf die anwesenden muslimischen Studenten hin: »Es war keine große, aber eine bedeutungsvolle Zeremonie. Und die Synagoge dient nicht nur der Religion, sondern ist auch ein wichtiger Ort für muslimische Studenten, um das Judentum kennenzulernen.« So habe die Mimouna Association der Synagoge und der Universität einen Touchscreen zur Verfügung gestellt, um den besuchenden Studenten die Möglichkeit zu geben, etwas über das Judentum im Allgemeinen und das marokkanische im Besonderen erfahren zu können. »Es ist also auch eine Informationsquelle für diese Studenten«, sagte Boudra.

»Die Eröffnung einer Synagoge an einer Universität in Marokko, insbesondere einer Synagoge, die nach Seiner Majestät dem König benannt ist, ist von großer Bedeutung«, ergänzte Rabbi Abadi. »Damit werden die jüdische Gemeinde und das Judentum als Teil der marokkanischen Bevölkerung und der akademischen Einrichtungen anerkannt.«

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