Seit dem Abschluss der Abraham-Abkommen bauen Marokko und Israel ihre militärische Zusammenarbeit sukzessive aus, wobei das nordafrikanische Land offener vorgehen kann als etwa die Golfstaaten.
Marokkos Chef der königlichen Streitkräfte, Generalleutnant Belkhir El Farouk, wird diese Woche zum ersten Mal offiziell Israel besuchen und an einer einwöchigen internationalen Konferenz der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) teilnehmen. An der hochkarätigen Zusammenkunft mit dem Titel »Operational Innovation« werden noch Delegationen aus 24 weiteren Ländern beteiligt sein, darunter Finnland, Indien, Polen, Italien, die Tschechische Republik, die Niederlande, Kanada, Deutschland, die USA, Großbritannien, Griechenland, Zypern und die NATO.
Nach Angaben des Militärs soll die Konferenz »die Vertiefung der Zusammenarbeit in den Bereichen Strategie und Verteidigung sowie die Ausweitung des gegenseitigen Lernens und der internationalen Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Ausführung militärischer Fähigkeiten« zum Ziel haben. »Die Konferenz ist ein weiterer Meilenstein für die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den israelischen Streitkräften (IDF) und anderen Ländern weltweit sowie für die Schaffung von regionaler Sicherheit und Stabilität.«
Israel und Marokko bauen ihre militärische Zusammenarbeit sukzessive aus, seit sie im Zuge der Abraham-Abkommen ihre Beziehungen normalisiert haben. Im Juli empfing Generalleutnant El Farouk den israelischen Generalstabschef Aviv Kohavi in Marokko. Kohavi traf damals auch mit Verteidigungsminister Abdellatif Loudiyi und dem Chef des marokkanischen Geheimdienstes, Brahim Hassani, zusammen. Anschließend hielten die Offiziere in Anwesenheit von Abteilungsleitern des marokkanischen Militärs eine strategische Sitzung ab. Kurz nach dem Treffen in Rabat nahmen die IDF gemeinsam mit Marokko und mehreren afrikanischen Staaten am Manöver »African Lion«, der größten jährlichen Militärübung auf dem afrikanischen Kontinent, teil.
Obwohl Marokko eines von mehreren Ländern ist, die ihre Beziehungen zu Israel normalisiert haben, sind diese zwischen den Militärs beider Länder stärker als jene zu den Golfstaaten. Das liegt auch daran, dass Marokko mit anderen Bedrohungen konfrontiert ist als die Golfstaaten, sodass die militärischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern offener und öffentlicher gestaltet werden können.
So unterzeichneten die beiden Länder im November vergangenen Jahres ein Memorandum of Understanding, das einen Rahmen für eine Sicherheitskooperation schaffte und die Verteidigungsbeziehungen formalisierte. Dabei ermöglicht die Absichtserklärung eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Nachrichtendienste, industrielle Zusammenarbeit, militärische Ausbildung und mehr.