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Marokkanische NGO kämpft für positiveres Bild von Israel

Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli bei einem Treffen mit der marokkanischen Delegation im Friends of Zion Museum in Jerusalem
Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli bei einem Treffen mit der marokkanischen Delegation im Friends of Zion Museum in Jerusalem (Quelle: JNS)

Der marokkanische Ableger der NGO Sharaka hat sich zum Ziel gesetzt, ein Gegengewicht zur weltweiten israelfeindlichen Berichterstattung zu bilden.

Etgar Lefkovits

Eine Gruppe von zwei Dutzend marokkanischen Social-Media-Influencern und jungen Berufstätigen besucht diese Woche Israel, um für den Frieden zu werben, während der Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen in sein zehntes Monat geht. Die marokkanische Delegation der Nichtregierungsorganisation Sharaka (arabisch für »Partnerschaft«) will auf dem historischen Friedensabkommen aufbauen, das vor vier Jahren zwischen Israel und Marokko abgeschlossen wurde, und ein Gegengewicht zur weltweiten israelfeindlichen Berichterstattung zu bilden.

»In einer Welt, in der Nuancen und ausgewogene Meinungen verschwunden sind und in der Worte wie ›Holocaust‹, ›Völkermord‹ und ›Massaker‹ von Leuten mit mehr als fragwürdigen Absichten links und rechts verwendet werden, müssen wir die Wahrheit mit eigenen Augen sehen«, sagte das 29-jährige Delegationsmitglied Achraf Ibra aus Casablanca während des Galaabends im Jerusalemer Friends of Zion Museum letzten Dienstag.

»In Marokko gibt es nur eine öffentliche Erzählung, und das ist jene von Al Jazeera«, hält der NGO-Direktor Youssef Elazhari fest: »Rund 99 Prozent glauben an dieses Narrativ, aber wir sind das eine Prozent, das versucht, ein anderes Narrativ zu finden.«

Israel und Marokko, die jahrzehntelang in den Bereichen Verteidigung und Geheimdienst verdeckt zusammenarbeiteten, formalisierten ihre Beziehungen mit dem Abraham-Abkommen im Jahr 2020, in dessen Rahmen vier muslimische Staaten Frieden mit Israel schlossen. Doch seit dem Hamas-Angriff auf Israel im vergangenen Oktober ist die Region in Aufruhr.

Sharaka organisierte im Verlauf der letzten vier Jahre mehrere solcher »Austauschprogramme« aus verschiedenen arabischen Ländern nach Israel, um einerseits die binationalen Beziehungen zu stärken, vor allem aber, um ein anderes, wahres Bild von Israel zu vermitteln als in den arabischen staatlichen TV-Sendern dargestellt. Die Hälfte der Mitglieder der gut ausgebildeten Delegation nahm zuvor am Marsch der Lebenden in Polen teil und besichtigte Auschwitz.

Brüder unserer Großeltern

Für die meisten der Teilnehmer, aufgewachsen in einer Welt der sozialen Medien, in der Israelis als Unterdrücker der Muslime dargestellt werden und nun mit israelfeindlichen Beiträgen über angebliche palästinensische Opfer unter der Zivilbevölkerung im Krieg gegen die Hamas und nicht zuletzt mit Kritik an ihrem Besuch überschwemmt werden, war der Aufenthalt in Israel fast wie eine Erleuchtung.

»Es ist im Moment eine sehr schwierige Zeit, um nach Israel zu reisen«, so der 21-jährige Student Wadii Ben-Mazzi aus Marrakesch: »Ich war bis zur Unterzeichnung des Friedensabkommens gegen Israel, aber dann beschloss ich zu erfahren, wer das jüdische Volk ist«, erzählte er und zeigte seinen Instagram-Account, der die Geschichte des jüdischen Erbes in Marokko vermitteln und Brücken zwischen Muslimen und Juden bauen will.

Wie mehrere der marokkanischen Interviewpartner zeigte sich auch Selma Anas, eine 26-jährige Architektin aus Fes, angenehm überrascht, dass Muslime frei durch die Altstadt von Jerusalem spazieren und in der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg beten können: »Ich hatte Angst zu kommen, da mir immer gesagt wurde, die Israelis würden Muslime nicht mögen und unterdrücken sie. Ich bin mit der Überzeugung aufgewachsen, dass Israel der Bösewicht ist. Ich glaube, dass die palästinensische Zivilbevölkerung ein Opfer ist, aber die Leute sehen fälschlicherweise Israel als den Unterdrücker an.«

Für den 21-jährigen Studenten Souhail Ben-Kabour aus Rabat ist die Delegation »hier in der Hoffnung auf ein Ende dieser Geschichte und um Frieden in diesem heiligen Land zu erreichen. In Marokko und Nordafrika gibt es eine Brüderlichkeit zwischen dem jüdischen und dem arabischen Volk. Die Menschen erinnern sich daran, dass sie in früheren Zeiten die Brüder unserer Großeltern waren. Die Juden sind Teil unserer Erinnerung, unserer Kultur und unserer Identität.«

In Israel lebt schätzungsweise eine Million Juden marokkanischer Abstammung. Allein im Jahr 2022 besuchten 200.000 Israelis Marokko – viele von ihnen auf der Suche nach ihren Wurzeln. Die marokkanischen Delegationsmitglieder wurden während ihres Besuchs von Israelis aller ethnischen Hintergründe begrüßt, so die Gruppe, insbesondere aber von marokkanischen Juden. »Der Kern dessen, was Sie hier in dieser Zeit tun, was in dieser Zeit moralische Klarheit und Mut erfordert, ist die Saat des Friedens zwischen den Menschen zu säen«, fasste Sharaka-Geschäftsführer Dan Feferman zusammen.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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