Unter den Demonstranten gegen die israelische Botschafterin waren auch Sympathisanten der vom Iran finanzierten Kata’ib Hisbollah, die für den kürzlich erfolgten Anschlag auf den irakischen Premier verantwortlich ist.
Jake Wallis Simons, Spectator
Ein Mob, der Fahnen schwenkt und Parolen skandiert, verfolgt eine jüdische Diplomatin und zwingt sie, zu ihrer eigenen Sicherheit in ein Auto zu steigen und wegzufahren. Solche Szenen hätte man am 9. November 1938 erwarten können, als die Pogrome der „Kristallnacht“ in Nazi-Deutschland wüteten und den Beginn des Holocausts markierten.
Stattdessen ereigneten sie sich 83 Jahre später, am 9. November 2021, vor der ehrwürdigen London School of Economics, im Herzen der britischen Hauptstadt. (…)
Den Vorfall als antisemitisch zu bezeichnen sei ein bisschen übertrieben, sagen Sie? Die brüllende Menge selbst, die sich gestern Abend um die israelische Botschafterin Tzipi Hotovely zusammenrottete und sie unter dem Schutz nervöser Sicherheitsleute aus dem Gebäude drängte, würde sich jedenfalls wohl kaum so bezeichnen.
Sie seien pro-palästinensische Universitätsstudenten, die gegen „Siedlerkolonialismus“ und „israelische Apartheid“ kämpfen. In ihrer Vorstellung unterstützten sie einfach die Unterdrückten und setzten sich für die Benachteiligten ein.
Aber wenn man etwas genauer hinsieht, sieht man genau, was ich meine. Unter den Palästina-Flaggen und -Plakaten befanden sich auch andere, weniger leicht erkennbare Banner, die einen besorgniserregenden Unterton erkennen ließen: die von Gruppen wie der Kata’ib Hisbollah, einer radikalen irakischen schiitischen paramilitärischen Gruppe, die – Sie ahnen es – vom Iran finanziert wird.
Sie erinnern sich vielleicht an ihren Anführer, Any Mahdi al-Muhandis, der vergangenes Jahr in Bagdad durch einen amerikanischen Raketenangriff getötet wurde, ebenso wie sein berühmterer Kollege Qasem Soleimani [von der Quds-Einheit der Iranischen Revolutionsgarden].
Auf einigen der Plakate war auch der Name einer Gruppe namens Innovative Minds zu sehen: eine pro-iranische Organisation, die auf ihrer Website mindestens einmal einem Selbstmordattentäter Tribut gezollt hat. In einem Artikel wurde ein Killer, der 19 Israelis vor einem Nachtclub ermordet hatte, als „Märtyrer“ bezeichnet. In einem anderen Artikel wurde behauptet, Israel habe kein Existenzrecht und solle „abgeschafft“ werden (…)
Juden, die als Minderheiten in multiethnischen Gesellschaften leben, ohne einen eigenen Nationalstaat als Zufluchtsort? Was kann da schon schiefgehen? Aus der Sicht von Teheran ist der völkermörderische Antrieb hinter der Parole „Palästina wird frei sein“ unübersehbar.
Wenn man sich die beschämenden Videos ansieht, in denen die Botschafterin in aller Eile aus der LSE geleitet wurde, wird darin die Panik unter den Sicherheitsleuten offensichtlich. Nächstes Jahr jährt sich zum 40. Mal der Mordanschlag auf den israelischen Botschafter Shlomo Argov in London. Das Attentat löste den Libanonkrieg von 1982 aus, dessen Auswirkungen bis heute zu spüren sind, auch in Großbritannien.
Angesichts der Dominanz der „Woke“-Kultur in der jungen Generation könnten die Studenten, die vor der LSE demonstrierten die Anführer von morgen sein. Es steht zu viel auf dem Spiel, um sich zurückzulehnen und zu hoffen, dass sie von selbst daraus entwachsen.
(Aus dem Artikel „The sinister targeting of Israel’s ambassador at the LSE“, der bei Spectator erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)