In Libyen revoltiert die Bevölkerung gegen ihre Regierung und die unerträglichen Lebensbedingungen. Am Wochenende kam es zu Protesten im ganzen Land.
Schon seit Monaten gärt es in Libyen. Das Land wird praktisch von zwei verfeindeten Kräften beherrscht: Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba versucht von Tripolis aus, das Land zu regieren, während General Khalifa Haftar von Tobruk aus versucht, den Ministerpräsidenten zu stürzen. Diese politischen Kämpfe haben Libyen in ein Chaos gestürzt, unter dem die Bevölkerung immens zu leiden hat und das ehemals wohlhabende Land in kürzester Zeit verarmen hat lassen.
Die Misswirtschaft, die Korruption und der politische Stillstand haben dazu geführt, dass in Libyen praktisch nichts mehr funktioniert und die Infrastruktur darnieder liegt. Das betrifft auch die Stromversorgung, die seit Monaten immer wieder versagt, sodass es jeden Tag stundenlange Stromausfälle gibt. Hinzu kommt die Verteuerung aller Lebenserhaltungskosten, die die Libyer in eine allgemeine Verarmung stürzte.
Landesweite Proteste
Doch nun reicht es der Bevölkerung. Schon in den letzten Monaten wurde vereinzelt immer wieder gegen diese unhaltbaren Zustände protestiert, doch letzten Freitag ging ganz Libyen auf die Straße.
Tausende Bürger versammelten sich in Tripolis, Tobruk, Benghazi, Misrata und Sabha, um den Politikern ihren Zorn entgegen zu schreien. »Wir wollen Licht!« war einer der Slogans, die skandiert wurden. Die Demonstranten forderten lautstark Neuwahlen, um das politische Chaos im Land zu beenden und eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen, unter denen die Menschen leiden. Dazu gehören auch die Brotpreise, die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine in die Höhe schnellten, was dazu führte, dass sich viele Menschen ihr täglich Brot nicht mehr leisten können.
In Tobruk kam es auch zu massiven Ausschreitungen und zur Stürmung des dortigen Parlaments. Etliche Demonstranten drangen in das Gebäude ein, wo sie die Büros plünderten und Teile des Gebäudes in Brand setzten.
Politisches Chaos
Der Kampf um die politische Führung begann im Februar 2011, als die libysche Bevölkerung von ihrem Langzeit-Diktator Muammar Gaddafi genug hatte, was letztlich zu seinem Sturz und Tod führte. Der Bürgerkrieg, der Teil des Arabischen Frühlings war – auch in Tunesien, Ägypten und Algerien kam es zu schweren Unruhen –, führte in Libyen zu militärischen Auseinandersetzungen und zu Kämpfen um die politische Macht, die bis heute andauern.
Mittlerweile wird Libyen von zwei Regierungen beherrscht, die beide den Anspruch erheben, das Land regieren zu wollen. Und genau dieser Konflikt bescherte dem Land die heutigen Zustände, gegen die die libysche Bevölkerung nun endlich rebelliert.