Die Rebellengruppe Front für den Wandel und die Eintracht im Tschad war im libyschen Bürgerkrieg noch ein Verbündeter Haftars und hat sich nun an die Südgrenze zurückgezogen.
Reuters
Nach Angaben beider Seiten kam es am Dienstag und Mittwoch im Süden Libyens zu Zusammenstößen zwischen der Libysch-Nationalen Armee (LNA) des im Osten des Landes stationierten Kommandeurs Khalifa Haftar und Rebellen aus dem Tschad. Die aktuellen Kämpfe unterstreichen das Risiko weiterer Instabilität in der Sahelzone, in der eine Reihe von Gruppen grenzüberschreitend operiert und in der Kämpfe einen Raum für militante Organisationen geschaffen haben.
In Erklärungen der LNA, die den größten Teil des Ostens und des Südens Libyens kontrolliert, hieß es, sie führe militärische Operationen gegen terroristische Gruppen und die tschadische Opposition durch.
Die Rebellengruppe Front für den Wandel und die Eintracht im Tschad (FACT) teilte über soziale Medien mit, dass ihre Stellungen an der Grenze von Haftars Streitkräften angegriffen worden seien, die an der Seite von sudanesischen Söldnern und französischen Truppen kämpften, wie es hieß.
Die LNA erklärte, sie habe Luftangriffe durchgeführt und führe Luftpatrouillen durch. FACT erklärte, französische Luftangriffe hätten ihre Stellungen getroffen. Die französische Armee wiederum erklärte, sie habe in diesem Gebiet keine Truppen am Boden oder in der Luft.
FACT war in Libyen stationiert und kämpfte während des libyschen Bürgerkriegs an der Seite der LNA, wobei sie laut Experten von Haftar mit schweren Waffen versorgt wurde. Im April drang FACT dann in den Norden des Tschad vor und kämpfte dort gegen die Armee. Die tschadischen Behörden erklärten, der seit 30 Jahren regierende Präsident Idriss Deby sei bei den Kämpfen getötet worden. Sein Sohn hat das Amt des Übergangspräsidenten übernommen.
Die LNA, die im Libyen-Konflikt von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland und Ägypten unterstützt wird, setzte nach Angaben eines UN-Expertengremiums auch Kämpfer aus dem Sudan und Syrien sowie von der russischen Wagner-Gruppe ein.
Die Vereinigten Arabischen Emirate unterstützten die LNA mit Drohnenangriffen während ihrer vereitelten 14-monatigen Offensive zur Einnahme von Tripolis, die im vergangenen Jahr endete. Nach Angaben des US-Militärs hat Russland im vergangenen Jahr Jets nach Libyen geflogen, um die Operationen der LNA zu unterstützen.
Seit dem Ende der LNA-Offensive im vergangenen Jahr sind die schweren Kämpfe im libyschen Bürgerkrieg zum Erliegen gekommen, und beide Seiten haben einen Waffenstillstand, eine Interims-Einheitsregierung und die Idee von Wahlen akzeptiert, obwohl auf beiden Seiten weiterhin Söldner stationiert sind.
Frankreich intervenierte 2013 in der Sahelzone und entsandte Truppen zur Unterstützung des Kampfes gegen Milizen in Mali, Niger, Burkina Faso und dem Tschad, erklärte aber angesichts der politischen Unruhen im Juli, dass es die Zahl seiner Truppen von damals 5.000 auf die Hälfte reduzieren werde.
(Aus dem Artikel „East Libyan forces and Chadian rebels clash in southern Libya“, der bei Reuters erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)