Latest News

Libanon zerstört Hisbollah-Stellungen 

Hisbollah-Entwaffnung: Libanesische Streitkräfte im der im Süden des Landes gelegenen Stadt Tyros
Hisbollah-Entwaffnung: Libanesische Streitkräfte im der im Süden des Landes gelegenen Stadt Tyros (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Die mittels israelischer Geheimdienstinformationen durchgeführten Aktionen der libanesischen Streitkräfte gegen die Terrorinfrastruktur der Hisbollah stellen eine ermutigende Entwicklung dar.

Jewish News Syndicate

Die libanesischen Streitkräfte haben bei der Zerschlagung der militärischen Infrastruktur der Hisbollah im Süden des Landes unerwartet schnelle Fortschritte erzielt, unterstützt durch israelische Geheimdienstinformationen, die über die Vereinigten Staaten weitergeleitet wurden, berichtete das Wall Street Journal (WSJ) am Mittwoch.

Die Operation habe die meisten Stützpunkte und Waffenlager der vom Iran unterstützten Terrororganisation in der Region zerstört, was eine bedeutende, wenn auch fragile Veränderung signalisiert. Israelische und amerikanische Beamte sowie hochrangige arabische Quellen meinten gegenüber der US-Zeitung, von der Wirksamkeit der Bemühungen Beiruts überrascht zu sein. Ein Vertreter der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) stellte fest, die libanesische Armee gehe »weitaus effektiver als erwartet« vor und bezeichnete die Entwicklung als »ermutigend«.

Fast alle Ziele erreicht

Die Aktionen zur Entwaffnung der Terrorgruppe folgen auf ein Waffenstillstandsabkommen, das nach einer wochenlangen Bodenoffensive Israels und gegen die Hisbollah, die am 8. Oktober 2023 in Solidarität mit der Hamas eine Nordfront gegen den jüdischen Staat eröffnet hatte, im November zwischen Jerusalem und Beirut geschlossen wurde. Die Bedingungen des Waffenstillstands sehen die Räumung aller Gebiete südlich des Litani-Flusses von der Hisbollah vor. Seitdem sind libanesische Streitkräfte in diese ehemaligen Hochburgen vorgedrungen, beschlagnahmten Waffen und übernahmen die Kontrolle über wichtige Zugangspunkte, darunter die Zufahrten zum Flughafen von Beirut.

Wie Ministerpräsident Nawaf Salam verkündete, seien etwa achtzig Prozent der Ziele der Regierung im Süden erreicht worden. »Der Staat sollte das Monopol auf Waffen haben«, sagte er gegenüber dem Wall Street Journal und betonte, der Libanon werde nicht in einen Bürgerkrieg zurückfallen, sondern sei entschlossen, seine Autorität im ganzen Land wiederherzustellen.

Während die Hisbollah im Süden offenbar kooperiert – möglicherweise, um sich bei westlichen Gebern und solchen aus der Golfregion beliebt zu machen –, bleibt ihre umfassende Kooperation bei der Entwaffnung im Ungewissen. Die 1982 gegründete Gruppe verfügt nach wie vor über eines der größten nichtstaatlichen Waffenarsenale der Welt. Ihr Einfluss, insbesondere in schiitisch geprägten Gebieten, hat die schwachen staatlichen Institutionen des Landes historisch überschattet.

Die nächste Herausforderung

Analysten der politischen Lage kommen zu dem Schluss, die nächste Herausforderung für die Regierung bestehe darin, die Entwaffnung auf palästinensische Terrororganisationen in den dicht besiedelten Flüchtlingslagern im Libanon auszuweiten und den Einfluss der Hisbollah in den Gebieten nördlich des Litani einzudämmen. Im April verhafteten libanesische SicherheitskräfteMitglieder einer palästinensischen Gruppe, die für den Abschuss von Raketen auf Israel verantwortlich war – ein seltener Schritt, der auf weitreichende Ambitionen hindeutet.

Randa Slim, Fellow am Foreign Policy Institute der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies (SAIS), warnte, der Staat werde die Hisbollah wahrscheinlich nicht mit Gewalt konfrontieren, sollte sie nicht freiwillig zur Entwaffnung bereit sein, und schlug vor, die Wiederaufbauhilfe an die Entwaffnung zu knüpfen, um den Druck auf die Gruppe zu erhöhen.

In der Zwischenzeit dauern die israelischen Luftangriffe und verdeckten Operationen gegen die Hisbollah im gesamten Libanon auch während der Waffenruhe an. Die massiven Schäden, darunter die Tötung hochrangiger Kommandeure und erhebliche Waffenverluste, haben das Ansehen der Hisbollah geschwächt. Der Hisbollah-Abgeordnete Ibrahim Mousawi verteidigte die verbleibenden Waffen der Gruppe als unverzichtbar für die Verteidigung des Libanons; Beobachter aber warnen, dass jeder Vorstoß zur Entwaffnung der Hisbollah über den Süden hinaus die konfessionelle Gewalt wieder entfachen könnte.

Und auch das israelische Militär steht während dieser Umwälzungen vor einem bedeutenden Wandel: Nach zwanzig Monaten ununterbrochener Kampfhandlungen hat die 146. Division, eine auch als »Bang-Formation« bekannte Reserveeinheit, ihren Einsatz im Norden Israels und im Südlibanon beendet, wobei die 91. Division, eine auch als »Galiläa-Formation« bekannte Territorialabteilung, wieder die Verantwortung für die Sicherheit entlang der gesamten Grenze zum Libanon übernimmt.

Die 146. Division hatte zusammen mit ihren Reservebrigaden die Grenzgemeinden im westlichen Galiläa verteidigt und im Rahmen der Operation Northern Arrows Offensivaktionen im Libanon durchgeführt. In enger Zusammenarbeit mit der israelischen Marine spielte die Division eine Schlüsselrolle bei der Neugestaltung der Sicherheitslage, um die Rückkehr der vertriebenen israelischen Zivilisten in den Norden zu ermöglichen. »Sie hat eine zentrale Rolle dabei gespielt, die Sicherheitslage grundlegend zu verändern, die Hisbollah entscheidend zu schlagen und die Bedrohung für die Bewohner des Nordens zu beseitigen«, so der Befehlshaber des Nordkommandos Ori Gordin.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!