Libanesischer Präsident lobt Hisbollah-Angriff auf Israels Gasfeld 

Überwachungsfoto der Hisbollah-Drohnenangriffs auf das israelische Karsih-Gasfeld im Juli
Überwachungsfoto der Hisbollah-Drohnenangriffs auf das israelische Karsih-Gasfeld im Juli (Quelle: JNS)

Laut Michel Aoun diente der Drohnenangriff als erfolgreiche Abschreckung, um die Verhandlungen über die Seegrenze zugunsten des Libanons positiv zu beeinflussen.

Der libanesische Präsident Michel Aoun, dessen Amtszeit am Sonntag endete, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag, der Drohnenangriff der Hisbollah auf das israelische Erdgasfeld Karish im Juli sei »nützlich« gewesen, da er als »Abschreckung« gedient habe, um die Verhandlungen über das Abkommen über die Seegrenze zugunsten des Libanons zu beeinflussen. 

Jerusalem und Beirut unterzeichneten vergangenen Donnerstag das von den USA vermittelte Abkommen, in dem die Grenze zwischen den ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) der beiden Staaten auf der Grundlage der sogenannten Linie 23 festgelegt wird. Damit wurde dem Libanon ein umstrittenes Gebiet von rund 840 Quadratkilometern zugesprochen, während Israels Anspruch auf das Karish-Gasfeld und auf Lizenzgebühren aus jenem Teil des dem Libanon zugesprochenen Qana-Gasfelds, der in die AWZ des jüdischen Staates hineinreicht, anerkannt wird.

Am 2. Juli feuerte die Hisbollah drei Drohnen in Richtung Karish ab, die alle von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) abgefangen werden konnten. Ebenfalls im Juli drohte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah mit Krieg, falls Israel ohne Abkommen mit Beirut mit der Gasförderung in Karish beginnen sollte. »Wenn die Förderung von Öl und Gas aus Karish im September beginnt, bevor der Libanon sein Recht erhält, würden wir auf ein ›Problem‹ zusteuern, und wir werden alles tun, um unser Ziel zu erreichen«, sagte er gegenüber dem der Hisbollah angeschlossenen Fernsehsender Al-Mayadeen. »Niemand wünscht sich einen Krieg, aber die Entscheidung liegt in den Händen Israels und nicht in unseren.«

Letzten Samstag hielt Nasrallah eine Rede, in der er Berichten zufolge erklärte, dass es nach wie vor ein Seegebiet unter israelischer Kontrolle gebe, das »befreit« werden müsse. Dies steht im Widerspruch zu den mit dem Abschluss des Abkommens gemachten Beteuerungen, dass die Grenzstreitigkeiten nun vollständig gelöst seien. Nasrallah begründete die Vereinbarung außerdem – ähnlich wie Aoun – mit dem drohenden Konflikt, den seine vom Iran unterstützte Terrorgruppe heraufbeschworen habe.

Kürzlich erklärte auch der Kleriker Sadek Al-Naboulsi, der der Hisbollah nahesteht, gegenüber dem libanesischen Sender Al-Jadeed TV, das jüngste Abkommen zwischen Israel und dem Libanon über die Seegrenze bedeute nicht, dass der Konflikt zwischen den beiden Ländern beendet oder gar, dass Israel ein legitimes Land sei. »Die Hisbollah erkennt die Existenz des [israelischen] Feindes nicht im Geringsten an. Niemand soll behaupten, dass die Demarkation der Seegrenze das Ende des Konflikts bedeutet. Das Gegenteil ist der Fall.«

Die Verhandlungen seien nur ein Teil des Krieges gegen Israel, und sobald sich das Kräfteverhältnis ändere und die Hisbollah die Gelegenheit erhalte, dieses Abkommen zu zerstören, werde sie das tun. »Was hier geschehen ist, ist bloß ein Umgang mit der aktuellen Realität. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Grenzziehung trennt die wirtschaftlichen Interessen. Heißt das, dass ich zugebe, diese Gewässer oder Felder gehören dem [israelischen] Feind? Ganz und gar nicht.«

Sich mit den Tatsachen vor Ort auseinanderzusetzen und ihnen gemäß zu agieren, bedeute nicht, dass die Hisbollah ihre Prinzipien in irgendeiner Weise aufgebe oder gar die Legitimität und die Rechte Israels anerkenne. Im derzeitigen Kräfteverhältnis sei die Hisbollah einfach »schwächer als der Feind, und wir waren bisher nicht in der Lage, unsere Rechte an Land und auf See durchzusetzen«. 

Mit seinen Worten wolle er der Öffentlichkeit keineswegs zu verstehen geben, dass man die Realität einfach akzeptieren müsse. Vielmehr seien Verhandlungen Teil des Kriegs. »Der Feind musste große Anstrengungen unternehmen, um das zu erreichen, was er erreicht hat. Sobald sich also das Kräfteverhältnis ändert, wird das Abkommen auseinanderfallen und geändert werden.«

Die Hisbollah akzeptiere die im Abkommen festgehaltene Grenzziehung nicht, gehe damit aber sehr realistisch um. Sobald sie jedoch »die historische Chance bekommt, dieses Abkommen zunichte zu machen, werden wir dies tun«, schloss Al-Nabolusi seine Ausführungen.

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