Seien die arabischen Staaten vor 9/11 in ihrer Feindschaft gegenüber Israel geeint gewesen, stünden nun von den USA geschürte Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten im Mittelpunkt.
Der libanesische Politiker, ehemalige Innenminister und Führer der Marada-Bewegung Suleiman Frangieh sagte in einem am 12. Mai auf dem TV-Sender Mayadeen TV ausgestrahlten Interview, die Libanesen im Besonderen wie die Araber im Allgemeinen wären seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu sehr in interne Streitigkeiten verwickelt, sodass sie die Feindschaft gegenüber Israel ganz aus den Augen verloren hätten.
»Vor 9/11 haben wir nichts über Sunniten und Schiiten gehört. Vielmehr haben wir über Muslime und Christen im Libanon gehört. Man kann sagen, dass die Araber in der gesamten Region in ihrer Feindschaft gegenüber Israel übereingestimmt haben.«
Vom Moderator des von MEMRI übersetzten Interviews darauf angesprochen, woher denn dann die konfessionelle Spaltung komme, antwortete der Enkel des von 1970 bis 1976 amtierenden libanesischen Präsidenten gleichen Namens, 9/11 habe dazu geführt, dass die Region ihre Identität vergessen habe:
»Danach kam Amerika und säte den Samen des Konflikts zwischen den Sunniten und den Schiiten in der Region. Sie nutzen diesen Konflikt, um die Region zu spalten … Die gesamte Region versank im konfessionellen Hass.
Wir haben unsere Feindschaft gegenüber Israel vergessen. Wir haben unsere arabische Identität vergessen. Wir hoffen, dass der Fokus sich wieder auf die Feindschaft gegenüber Israel und die Befreiung Palästinas richtet. Das ist es, was die Pan-Araber vereint.«
Heute herrsche keine Atmosphäre des Friedens, so Frangieh weiter, eher eine Atmosphäre des Kriegs oder des Zustands zwischen Frieden und Krieg. Er selbst habe immer dagegen opponiert, Frieden mit Israel zu schließen:
»In den 1990er Jahren sprach der verstorbene Präsident [Hafez] Al-Assad über Frieden. Es gab damals Verhandlungen. Wir haben immer gesagt, dass der Libanon der letzte [Staat] sein soll [der Frieden mit Israel schließt] und innerhalb des Libanons sollten die Christen die letzten sein, die [den Frieden] unterstützen. Das sage ich auch heute noch.«