„Tunesische Polizisten in zivil lösten am Samstag eine Demonstration von LGBT-Aktivisten im Herzen der Hauptstadt Tunis auf. Dem Innenministerium zufolge wurde die Demonstration ‚um ihrer eigenen Sicherheit willen’ verboten. Zu der Demonstration war unter dem Hashtag #Sayebni (‚Lass mich gehen’) aufgerufen worden. Vor dem Tourismusministerium sollte gegen die ‚rückständigen’ Gesetze protestiert und ein Ende ‚der Kriminalisierung sexueller Freiheit und der Diskriminierung gegen Frauen’ gefordert werden. Aktivisten berichteten Freitagabend, ihnen sei vom Innenministerium mitgeteilt worden, dass die Demonstration verboten worden sei. ‚Wir wussten, dass gegen sie vorgegangen würde’, erklärte der Sprecher des Ministeriums Khalifa Chibani AFP gegenüber. Die Demonstration sei verboten worden ‚um ihre Sicherheit und die öffentliche Ordnung zu wahren’. Nähere Angaben machte er nicht. Der Aufruf zu der Demonstration kam von der Vereinigung der Freidenker und wurde von der Shams-Organisation verbreitet, die sich um die Dekriminalisierung der Homosexualität in Tunesien bemüht.
Zu der vorgesehenen Zeit wurde ein Dutzend Demonstranten, darunter einige, die auf Schildern einen säkularen Staat forderten, von Polizisten in zivil vertrieben. (…) Als einige LGBT-Aktivisten sich gegen das Demonstrationsverbot wehrten und zwei von ihnen, darunter die ehemalige Femen-Angehörige Amina Sboui, versuchten, eine Regenbogenfahne zu zeigen, kam es zu Rempeleien. Sboui und ein weiterer Aktivist wurden von den Sicherheitskräften in ein Polizeifahrzeug verfrachtet. (…) Seit dem tunesischen Aufstand von 2011, mit dem der Arabische Frühling begann, suchen LGBT-Aktivisten zunehmend das Licht der Öffentlichkeit. Doch ist ihr Status weiterhin prekär, da sie gesellschaftlich weitgehend abgelehnt werden und die Gesetzgebung homosexuelle Praktiken mit drei Jahren Gefängnis belegt.“ (Bericht auf Al-Monitor: „Tunisia police disperse LGBT protesters“)