In unserem neuen Lexikonbeitrag beleuchten wir die Operation Alpha, einen geheimen Plan der USA und Großbritanniens, mit dem Frieden zwischen Israel und Ägypten erreicht werden sollte. Ihm lag die Annahme zugrunde, dass dafür in erster Linie Zugeständnisse Israels, vor allem ein Abtreten signifikanter Gebiete sowie eine Repatriierung bzw. Entschädigungen für arabische Flüchtlinge, erforderlich seien.
Trotz intensiver Bemühungen scheiterte die Operation auf ganzer Linie. Einerseits schloss Israel kategorisch aus, wie gefordert die gesamte Wüste Negev oder zumindest beträchtliche Teile davon an Ägypten oder Jordanien abzutreten. Als entscheidend erwies sich aber andererseits die Weigerung des starken Manns Ägyptens, Gamal Abdel Nassers, den Krieg gegen den jüdischen Staat zu beenden. Statt Frieden stand am Ende von Projekt Alpha eine zunehmende Eskalation an der israelisch-ägyptischen Front, die schließlich zum Suezkrieg führte, dem gemeinsamen israelisch-britisch-französischen Angriff auf Ägypten im Oktober 1956.
Im Rückblick ist klar, dass Operation Alpha angesichts völlig unvereinbarer ägyptischer und israelischer Positionen zu keinem Zeitpunkt Aussicht auf Erfolg hatte. Und obwohl sich alle Grundannahmen, auf denen der Plan aufbaute, als falsch erwiesen, tauchen ähnliche Gedanken bis heute immer wieder auf. So etwa die Vorstellungen, dass Israel für das schlechte Ansehen des Westens in der arabischen Welt verantwortlich sei oder dass der Schlüssel zum Frieden weitreichende israelische Konzession seien.
Und schließlich zeigte das Scheitern von Projekt Alpha deutlich, wie beschränkt die Fähigkeit ausländischer Mächte ist, den Konfliktparteien mit einer Mischung aus Anreizen und Druck eine Lösung aufzuzwingen, wenn die Basis dafür schlicht nicht vorhanden ist. Auch das ist eine Lehre, die von all jenen vergessen wird, die auch heute dafür eintreten, den Konfliktparteien, insbesondere aber Israel, müsse eine Lösung aufgezwungen werden.