„Ausländische Banken, die dem Iran den vorherigen Sanktionen zum Trotz den Verkauf seines Öls ermöglichten, ziehen sich angesichts der neuesten US-Beschränkungen zurück und schneiden der iranischen Wirtschaft dadurch eine wichtige Lebensader ab. Selbst Banken, die selbst keinerlei Geschäfte in den USA betreiben, weigern sich, mit Teheran zusammenzuarbeiten, weil sie den Ausschluss aus dem dollarbasierten globalen Finanzsystem fürchten. Ohne internationale Banken, die bereit sind, Transaktionen zu finanzieren und Zahlungen abzuwickeln, wird es iranischen Unternehmen schwerfallen, mit dem Rest der Welt zu handeln, selbst mit China, der Europäischen Union und Indien, die erklärt haben, weiter mit dem Iran Handel betreiben zu wollen. Präsident Donald Trump hatte sich im Mai aus dem 2015 mit dem Iran abgeschlossenen Atomabkommen zurückgezogen und angekündigt, er werde die Sanktionen wieder in Kraft setzen, die die iranische Wirtschaft schwer beeinträchtigt hatten.
Mehrere große Raffinerien im Ausland habe bereits erklärt, sie erwögen, die iranischen Ölimporte zurückzufahren. Andere Unternehmen schrecken vor Investitionen zurück, während diejenigen, die Waren in den Iran exportieren, sich schwertun, ihre Einnahmen in harte Währung zu konvertieren. Alle sind sich darin einig, dass dies an der Weigerung der Banken liegt, mit dem Iran zusammenzuarbeiten. Viele berufen sich darauf, dass sie vom Zugang zum US-Dollar abhängig sind. Informierten Quellen zufolge beäugen die staatlich geförderten Kreditanstalten und Zentralbanken in Europa die Forderungen ihrer Regierungen, Unternehmen beim Handel mit dem Iran behilflich zu sein, mit großem Misstrauen.
Fast der gesamte Ölhandel und damit ein Großteil der iranischen Exporte wird in Dollar abgewickelt. Die Verweigerungshaltung der Banken könnte die Ölexporte des Iran Experten zufolge schwer in Mitleidenschaft ziehen. Noch im Mai exportierte der Iran den Angaben des in London ansässigen Beratungsunternehmens Vortexa zufolge 2,7 Millionen Barrel am Tag. Im Juni waren es durchschnittlich nur noch 2,2 Millionen Barrel. Der Dollar ist seit Jahrzehnten die globale Leitwährung und seine Dominanz in der Finanzwelt hat in den letzten Jahren noch zugenommen. (…) Informierten Quellen zufolge haben Europäische Regierungsvertreter die Zentralbanken und staatlich geförderten Kreditanstalten in der Region gebeten, in die Bresche zu springen, wenn private Geldgeber unwillig sind, Unternehmen zu unterstützen, die im Iran Geschäfte betreiben. Bislang hätten diese Institutionen sich jedoch verweigert, unter anderem, weil Zentralbanken vom Zugang zum Dollar abhängig sind. (…) Dank der Ubiquität des Dollars können die USA auch auf Banken, die selbst keine Geschäfte in Amerika betreiben, einen gewissen Einfluss ausüben.“ (Benoit Faucon / Sarah McFarlane: „King Dollar Tightens Noose on Iranian Economy“)