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Lebensgefährlich: Atheismus im Irak

iraqi_atheists_on_facebook„In vielen muslimischen Ländern organisieren sich zunehmend Atheisten – im Verborgenen. Am Beispiel Irak wird deutlich, wie gefährlich es für Atheisten sein kann, sich öffentlich zu ihrer Areligiosität zu bekennen. Zwar schützt die irakische Verfassung offiziell die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit sowie die Meinungs- und Kunstfreiheit. Diese Rechte werden jedoch in der Praxis häufig missachtet. Solange jemand seinen nicht vorhandenen Glauben stillschweigend im Privaten lebt, hat er womöglich nicht viel zu befürchten, da im Irak staatlicherseits nicht festgelegt ist, in welchem Ausmaß man sich religiös zu betätigen habe. Wer sich allerdings öffentlich als Atheist zu erkennen gibt, womöglich darüber auch noch eine Diskussion anstoßen möchte, der braucht Mut. (…)

Das Mindeste, mit dem Atheisten im Irak rechnen müssen, ist Unverständnis. Für viele gläubige Muslime ist es schlicht nicht vorstellbar, dass jemand nicht an Gott glauben kann. Hinter der zunehmenden Zahl von Atheisten vermuten einige daher gar ausländische Mächte am Werk, die die religiös-moralische Integrität des Staates zersetzen wollen. Atheisten stehen unter dem Verdacht, ‚unmoralisch‘ zu sein, ihnen drohen soziale Ächtung und der Verlust des Arbeitsplatzes. Auch Morddrohungen sind nicht selten, wenn auch seltener als gegenüber Konvertiten zu anderen Glaubensrichtungen. Streng gläubige irakische Muslime halten Atheismus für strafrechtlich relevant und berufen sich hierbei auf § 372 des irakischen Strafgesetzbuches, in dem das Thema Blasphemie behandelt wird. Unter den aufgelisteten strafbaren Handlungen werden Apostasie und Atheismus zwar an keiner Stelle erwähnt. Ungeachtet dessen ist es für streng gläubige Muslime bereits Gotteslästerung, wenn jemand nicht an Allah glaubt. Schließlich ist der Abfall vom Glauben laut Hadithen und Idschmāʿ islamrechtlich mit der Todesstrafe zu ahnden.“ (Ulrike Löw: „Wagnis Atheismus im Irak“)

 

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