Barzani mag gemeint haben, dies sei eine goldene Gelegenheit, davon zu profitieren, dass die Amerikaner ihre Aufmerksamkeit vom Islamischen Staat auf den Iran als Hauptbedrohung lenken. Er wollte zeigen, dass er in der neuen regionalen Konfrontation ein verlässlicher Verbündeter auf der Seite des USA, Israels, Saudi-Arabiens und der Türkei ist, und dadurch seine eigene Position in der Kurdenregion konsolidieren und einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit zu tun. Das war immer ein riskantes Spiel. Sollte Barzani gemeint haben, die Trump-Administration werde die Kurden aus einer Mischung aus Sympathie, Dankbarkeit und strategischer Notwendigkeit heraus unterstützen, hat er sich schwer getäuscht. Die USA haben die KRG (und im Norden Syriens die mit der PKK affiliierten Kurden) letztlich wie Sicherheitsunternehmen benutzt und bestehen auch weiterhin auf einem nominell geeinten Irak als erste Voraussetzung, um zu verhindern, dass der Iran die Kontrolle über die wirtschaftlich geschwächte und tief gespaltene kurdische Region erlangt. Die gegenseitigen Beziehungen basieren auf einem freiwilligen Missverständnis: Washington verzichtet absichtlich darauf, die Konditionen der US-amerikanischen Beziehungen zu den Kurden durchzubuchstabieren; im Gegenzug glauben die Kurden, dass diese Konditionen die USA schließlich dazu bringen werden, einen kurdischen Staat zu unterstützen. Die jüngsten Entwicklungen haben wieder einmal gezeigt, dass sie sich täuschen.“ (Joost Hiltermann: „The Kurds Are Right Back Where They Started“)
