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„Kultursensibler“ Rabatt für politischen Islam diskriminiert Migranten

„Kultursensibler“ Rabatt für politischen Islam diskriminiert Migranten„Während das politische Selbstverständnis der politischen Linken selbstverständlich gegen deutsche Rechtsradikale ausgerichtet war, wurden die türkischen Nationalislamisten – die ebenfalls einer rechten extremistischen Gesinnung anhängen – in erster Linie als Opfer der angeblich rassistischen deutschen Integrationspolitik angesehen. Dieser holzschnittartige Erklärungsversuch gilt bis heute. Erinnern wir uns: Als in den letzten Jahren Erdogans fulminante Wahlerfolge unter den in Deutschland lebenden Türken analysiert wurden, stellten die sogenannten linksliberalen Kreise die Erdogan-Wähler als Opfer der deutschen Mehrheitsgesellschaft dar. In vielen Kommentaren hieß es: ‚Wir haben die Türken all die Jahre so schlecht behandelt, deswegen wählen Sie jetzt Erdogan!‘ Selbst für den aufkeimenden, türkischen Islamfaschismus wollte man in erster Linie Deutschland verantwortlich machen.

Was ist das für eine absurde Selbstgeißelung? Hier gewährt man rechtsradikalen und radikalislamischen Migranten einen ‚kultursensiblen‘ Rabatt. Man spricht ihnen die Selbstverantwortung und eine eigene politische Positionierung ab. Ich mache mir bisweilen einen Spaß daraus, diese Betrachtungsweise ironisch als einen ‚linken Rassismus‘ zu bezeichnen: Wer Migranten nur als Opfer und sich selbst ausschließlich als deren Anwälte sieht, begegnet ihnen von oben herab. Die politische Linke diskriminiert Migranten, spricht ihnen die Fähigkeit zur politischen Meinungsäußerung ab – und erklärt im gleichen Atemzug, Diskriminierung und Fremdbestimmung bekämpfen zu wollen.

Ein weiterer Aspekt bereitet mir bis heute regelrecht körperliche Schmerzen. Ich kann es nicht verstehen, dass ausgerechnet die politische Linke die Ideale und Errungenschaften der Auf­klärung verrät, die ihre gesellschaftlich-politische Emanzipation erst möglich machte. Wie ist es möglich, dass ausgerechnet jene, die sich als aufgeklärt und emanzipatorisch beschreiben, die kritische Auseinandersetzung mit dem radikalen Islam jenen überlassen, die eine offene und liberale Gesellschaft ablehnen, nämlich den Rechtspopulisten? An die Stelle fundierter Islamkritik ist vielerorts eine selbstkasteiende Appeasement-Politik gegenüber den reaktionären Islamverbänden getreten. Allein schon, wer den politischen Islam als eine frauenfeindliche, dogmatische und rassistische Ideologie mit tödlichen Folgen für Andersdenkende verortet, wird der Islamophobie und des Rassismus beschuldigt. Dabei galt Religionskritik seit der Aufklärung doch als Selbstverständlichkeit. (…)

Die autoritäre Wende in der Türkei sollte der Appeasement-Fraktion eine Warnung sein. Wie nach der Ajatollah-Revolution im Iran zeigt der politische Islam dort sein wahres Gesicht: liberale und säkulare Geister werden verfolgt, inhaftiert und eingeschüchtert. Es ist ein Weckruf, die Feinde der Freiheit in die Schranken zu weisen. Wer sich in dieser Frage von den säkular-liberalen Muslimen nicht überzeugen lässt, wird sich am Ende schmerzhaft von den Islamisten überzeugen lassen müssen.“ (Ali Ertan Toprak: „‚Islamisten nicht verharmlosen‘ – Appell eines säkularen Immigranten“)

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