Kronen Zeitung über den Iran: Seinitz in gewohnter Form

Wenn der Außenpolitik-Chef der Kronen Zeitung mit Zahlen hantiert, wird's abenteuerlich. (© imago images/CHROMORANGE)
Wenn der Außenpolitik-Chef der Kronen Zeitung mit Zahlen hantiert, wird's abenteuerlich. (© imago images/CHROMORANGE)

In der Kronen Zeitung stellte Kurt Seinitz wieder unter Beweis: Schreibt er vom Nahen Osten und wirft dabei mit Zahlen um sich, wird’s wild.

Wenn Kurt Seinitz, Außenpolitik-Chef der Tageszeitung Kronen Zeitung, über den Nahen Osten schreibt, sollte man seinen Behauptungen ein beträchtliches Maß an Skepsis entgegenbringen. Als in Saudi-Arabien beispielsweise schon König Salman an der Macht war, wetterte er über »König Khaleds dumme(n) Krieg im Jemen« (der letzte saudische König namens Khaled regierte bis 1982); einige Jahre später behauptete Seinitz faktenfrei, Israels Premier Benjamin Netanjahu habe Steve Bannon, den ehemaligen engen Vertrauten von Donald Trump, zu seinem Wahlkampfleiter gemacht.

Regelrecht wild wird es, wenn Seinitz mit Zahlen hantiert. Einmal meinte er, im Jahr 1947 hätten »zwischen Mittelmeer und Jordan« 700.000 Menschen gelebt (tatsächlich waren es rund zweieinhalb Mal so viele), ein anderes Mal fantasierte er, der Anteil der Ultraorthodoxen an Israels Bevölkerung betrage dreißig Prozent (in Wahrheit waren es ca. elf Prozent).

Als Reaktion auf US-Präsident Trumps Entscheidung, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, hätten Seinitz zufolge »zweiundfünfzig arabische Staaten den Rückzug ihrer Botschafter aus den USA angekündigt« – durchaus beachtlich in einer Welt, in der nicht einmal halb so viele arabische Staaten existieren. Im vergangenen Jahr behauptete der Journalist gleich zwei Mal binnen nicht einmal zweier Wochen, das Arsenal der libanesischen Terrororganisation Hisbollah werde »auf 15.000 Raketen geschätzt« (tatsächlich sind es rund zehn Mal so viele).

Am vergangenen Samstag war Seinitz mit seinem Artikel »Irans Mullah-Regime wankt, aber fällt nicht – wieder nicht« erneut in seinem Element. Das »Regime der Kampf-Mullahs« sei »mit seinen dreiundvierzig Jahren nicht nur die älteste, sondern auch bis heute völlig unreformierte Diktatur der Welt«, behauptete Seinitz – obwohl er im Satz unmittelbar davor China erwähnt hatte, eine Diktatur, die immerhin fast doppelt so alt ist wie jene im Iran.

Warum das Regime, wie im Titel behauptet, »wieder nicht« fallen werde, blieb zwar weitgehend Seinitz’ Geheimnis, doch führte er aus, wie es einst an die Macht gekommen sei: Ein Streik der »Basaris« habe »1987 den Schah gestürzt«. In der wirklichen Welt war die islamische Revolution in diesem Jahr bereits acht Jahre her und der Schah sieben Jahre lang tot.

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