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Handschriftliche Kommunikation erschwert Lokalisierung von Hamas-Führer Sinwar

Ein Poster von Hamas-Chef Yahya Sinwar in der libanesischen Hauptstadt Beirut
Ein Poster von Hamas-Chef Yahya Sinwar in der libanesischen Hauptstadt Beirut (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Das einfache Kommunikationssystem hat seine Wurzeln in den Anfangsjahren der Hamas und wurde während Sinwars Zeit in israelischen Gefängnissen verfeinert.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal ist der Erfolg von Hamas-Führer Yahya Sinwar, sich den israelischen Bemühungen, ihn aufzuspüren, zu entziehen, einem Low-Tech-Kommunikationssystem zu verdanken, das während seiner Zeit im Gefängnis entwickelt wurde. Das System, das sich auf handschriftliche Notizen und ein Netzwerk von Kurieren stützt, hat es Sinwar ermöglicht, die Hamas-Operationen zu leiten, während er sich im Untergrund im Gazastreifen versteckt. Zugleich hat es israelische Versuche vereitelt, den Drahtzieher vom 7. Oktober aufzuspüren und ins Visier zu nehmen.

Arabische Waffenstillstandsvermittler haben Einblicke in die Kommunikationsmethoden von Sinwar gegeben. Eine typische Nachricht des Hamas-Führers ist demnach handschriftlich verfasst und wird über eine Kette vertrauenswürdiger Kuriere weitergegeben, unter denen auch Zivilisten sind. Die Nachrichten sind oft in komplexen Codes abgefasst, die je nach Empfänger, Umständen und Zeitpunkt variieren.

Sinwars Ansatz, sich der Entdeckung zu entziehen, wurde nach israelischen Angriffen, bei denen andere hochrangige Hamas- und Hisbollah-Funktionäre getötet worden waren, immer ausgefeilter. Der Tötung des stellvertretenden politischen Hamas-Führers Saleh Al-Arouri in Beirut im Januar veranlasste Sinwar dem Bericht zufolge, seine Sicherheitsmaßnahmen weiter zu verschärfen.

Das einfache Kommunikationssystem hat seine Wurzeln in den Anfangsjahren der Hamas und wurde während Sinwars Zeit in israelischen Gefängnissen verfeinert. Als Gründer der internen Sicherheitspolizei der Hamas entwickelte Sinwar Methoden zur Verbreitung verschlüsselter Nachrichten innerhalb der Gefängnisse, darunter das Umwickeln von Briefen mit Brotkugeln, die zwischen Zellen und Stationen hin und her geworfen werden konnten.

Jahrelange Planung

Israel schätzt, dass der Hamas-Führer eine größere Auseinandersetzung mit Israel schon jahrelang geplant hat, wofür auch das umfangreiche Tunnelnetz angelegt und ein Kommunikationssystem geschaffen wurde, das darauf ausgelegt ist, moderne Techniken zur Informationsbeschaffung zu umgehen.

Die Effektivität von Sinwars Methoden hat es den israelischen Streitkräften erschwert, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Seine Rolle ist nach der Israel zugeschriebenen Tötung des Hamas-Politbüro-Chefs Ismail Haniyeh in Teheran im Juli immer relevanter geworden. Anfang August übernahm Sinwar, der bis dahin Hamas-Chef in Gaza war, auch die Leitung des Politbüros, womit sich die politische als auch die militärische Führung in seiner Hand befinden.

Laut dem Wall Street Journal hat Sinwars vorsichtige Vorgehensweise auch die Waffenstillstandsverhandlungen zeitweise verlangsamt. Trotz der Herausforderungen, die seine Kommunikationsmethoden mit sich bringen, ist es ihm jedoch gelungen, bei Bedarf in kurzer Zeit Nachrichten übermitteln zu können. So sandte er beispielsweise innerhalb weniger Stunden nach einem israelischen Luftangriff, bei dem im April drei von Haniyehs Söhnen getötet worden waren, ein Beileidsschreiben an deren Vater.

Die Fähigkeit des Hamas-Führers, unentdeckt zu bleiben, zeigt die Grenzen selbst der ausgefeiltesten Techniken zur Informationsbeschaffung auf, wenn sie mit entschlossenen Low-Tech-Gegenmaßnahmen konfrontiert werden. Wie der Experte für elektronische Kriegsführung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Londoner Thinktank Royal United Services Institute, Thomas Withington, aber feststellte: »Der Bruchteil einer Sekunde, in dem man die Disziplin vergisst, kann das Todesurteil bedeuten.«

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