Kirchenvertreter vergleichen Israel mit dem Nationalsozialismus

Grabeskirche in Jerusalem
Kirchenvertreter vergleichen Israel mit dem Nationalsozialismus
Grabeskirche in Jerusalem (Berthold Werner, CC BY-SA 3.0)

„Es geht unter anderem um ein geplantes Gesetz, das es dem Staat erlauben würde, von der Kirche an Private verkauftes Land zu enteignen. Auch rückwirkend. In ihrer Stellungnahme zogen die Kirchenvertreter einen drastischen Vergleich zum Nationalsozialismus: ‚Das erinnert uns an Gesetze ähnlicher Natur, die gegen Juden in der dunkelsten Periode Europas erlassen wurden.‘ Die Knesset-Abgeordnete Rachel Azaria (Kulanu-Partei), die den Gesetzesentwurf eingereicht hat, wehrt Kritik ab: Es gehe keinesfalls darum, den Kirchen Besitz wegzunehmen. Man wolle bloß verhindern, dass Wohnungseigentümer von neuen Immobilienbesitzern vertrieben werden. Denn immer wieder hatte vor allem die griechisch-orthodoxe Kirche, zweitgrößter Landbesitzer in Israel, Land an unbekannte Investoren verkauft – wobei nicht klar war, was diese mit den Gebäuden auf dem Gebiet tun wollten. Außerdem kritisieren die Kirchen, dass die Stadt entgegen dem jahrhundertealten Usus Kirchenbesitz nun versteuern möchte. Ausgenommen sein sollen religiös genutzte Gebäude wie Kirchen und Kapellen. Schulen, Cafés, Hotels und Krankenhäuser sollen aber künftig zahlen. (…)

Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Hospizes in der Jerusalemer Altstadt, kann den Schritt der Kirchenkollegen nicht verstehen. Sein Hospiz zahlt seit 1985 Gemeindesteuern – wenn auch nur 33 Prozent dessen, was in Hinblick auf die Größe des Geländes fällig wäre. Immerhin mehr als 33.000 Euro. ‚Ich verstehe die Argumentation der Stadt und halte sie nicht für verwerflich. Es ist doch normal, dass eine Stadt ihre Bürger zum Zahlen der Steuern auffordert‘, so Bugnyar. ‚Das bisher war eine reine Ausnahmesituation, einmalig auf der Welt. Ich bin eher dankbar, dass wir so lange das Privileg genießen durften.‘ Die Wortwahl der Kirchenoberen gehe für ihn schon in eine antisemitische Richtung: ‚Jetzt mit Christenverfolgung zu kommen und Vergleiche zu ziehen – da muss ich gerade als Leiter einer österreichischen, katholischen Einrichtung sagen: So kann und darf man nicht argumentieren.‘“ (Lissy Kaufmann: „Kirchen streiten mit Israels Regierung ums Geld“)

Mehr zum Thema auf Mena Watch: Ein Patriarch macht Israel zum Sündenbock

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