Der Krieg gegen die Hamas-Terroristen im Gazastreifen wird mindestens bis zum Ende des Jahres andauern, erklärte der israelische Nationale Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi am Mittwoch.
»Wir erwarten weitere sieben Monate des Kampfes, um die Erfolge zu vertiefen und das zu erreichen, was wir als ›die Zerstörung der Regierungs- und Militärkapazitäten der Hamas‹ definiert haben«, sagte Hanegbi.
Der ehemalige Kabinettsminister betonte, dass Jerusalem keine andere Wahl habe, als in Rafah, der südlichsten Stadt des Gazastreifens, zu handeln und die Hamas daran zu hindern, Waffen, Gelder und Terroristen aus dem ägyptischen Sinai in den Küstentreifen zu schmuggeln. »Niemand wird sich freiwillig um uns kümmern, wir müssen uns um uns selbst kümmern«, sagte Hanegbi in einem Interview mit dem Radiosender Kan Reshet Bet.
Sowohl Ägypten als auch die in Ramallah ansässige Palästinensische Autonomiebehörde haben israelische Vorschläge abgelehnt, den Grenzübergang Rafah wieder zu öffnen und ihn gemeinsam zu verwalten.
Nach wochenlangen Luftangriffen als Reaktion auf die Hamas-Anschläge vom 7. Oktober 2023, bei denen Terroristen rund 1.200 Menschen ermordeten, Tausende weitere verwundeten und mehr als 250 Männer, Frauen und Kinder nach Gaza entführten, rückten israelische Bodentruppen am 27. Oktober in den Gazastreifen ein. Am 7. Mai dieses Jahres übernahmen die israelischen Streitkräfte schließlich die Kontrolle über die Gaza-Seite des Grenzübergangs Rafah. Einen Tag zuvor hatte das israelische Kriegskabinett einstimmig beschlossen, »die Operation in Rafah fortzusetzen, um militärischen Druck auf die Hamas auszuüben, um die Freilassung unserer Geiseln und die anderen Ziele des Krieges zu erreichen«.
Die Operation in Rafah, die nach israelischen Schätzungen etwa zwei Monate dauern wird, wird in mehreren Phasen und nicht als umfassende Invasion durchgeführt. Der phasenweise Charakter der Operation ermöglicht es, sie gegebenenfalls zu unterbrechen, sollte zwischen Israel und der Hamas eine Einigung über die Freilassung der Geiseln erzielt werden.
Abgeschwächte Position
Zu den Bemühungen Jerusalems, ein Abkommen über die Freilassung der verbleibenden 125 Geiseln im Gazastreifen herbeizuführen, betonte Hanegbi am Mittwoch, dass »der Premierminister, der Verteidigungsminister und das Kabinett einstimmig Aktivitäten gebilligt haben, die das Risiko von Opfern in sich tragen«. Premierminister Benjamin Netanjahu habe auch »den Umfang des [Verhandlungs-]Mandats erweitert; Israel musste seine Position so weit abschwächen, dass die Amerikaner nun sagen, das israelische Angebot sei sehr großzügig«.
Hanegbi fügte hinzu, die Regierung treffe sich mit den Familien der nach Gaza Verschleppten und sprechen mit ihnen. »Es ist ein Albtraum, den man sich nicht einmal vorstellen kann. Es ist schwer für uns, die Intensität des Albtraums zu verstehen, den die Familien erleben. Es gibt 125 Menschen, die wir nach Hause bringen müssen. Damit haben wir jeden Tag zu tun.«
Das Kriegskabinett hat aktualisierte Leitlinien für sein Verhandlungsteam verabschiedet. Am Samstag kehrte eine Delegation unter der Leitung von Mossad-Chef David Barnea aus Paris zurück, wo sie sich mit ihren Gesprächspartnern auf die Wiederaufnahme der Verhandlungen verständigte.
Im Dezember warnte Hanegbi, dass nach der Niederlage der Hamas in Gaza ein Krieg mit der Hisbollah-Terrorgruppe im Südlibanon wahrscheinlich sei. »Wir können nicht länger hinnehmen, dass die Radwan-Truppen [der Hisbollah] an der Grenze stehen. Wir können nicht länger hinnehmen, dass die [UN-]Resolution 1701 nicht umgesetzt wird«, sagte er damals und bezog sich dabei auf die Resolution des Sicherheitsrats von 2006, die es der mit dem Iran verbündeten Terrorgruppe untersagt, südlich des Litani-Flusses, der etwa dreißig Kilometer nördlich der Grenze mit Israel liegt, präsent zu sein.
Über 60.000 Israelis aus mehr als vierzig Gemeinden im Umkreis von rund zehn Kilometern zur libanesischen Grenze wurden vertrieben, seitdem die Hisbollah am 8. Oktober 2023 zur Unterstützung der Hamas in den Krieg eingetreten ist.