Nach einigen Wochen relativer Ruhe wurden in der vergangenen Woche vom Gazastreifen aus wieder Raketen auf Israel abgefeuert.
Abermals herrschen Spannungen zwischen Gaza und Israel. In der vorwöchigen Freitagnacht wurde eine Rakete vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert. Zum zweiten Mal in diesem Monat ertönten die Alarmsirenen in den südlichen Regionen Israels und tausende Bewohner mussten in die Luftschutzbunker fliehen. Die Rakete landete, nach Angaben der israelischen Armee, in einem offenen Feld auf israelischem Territorium, wo sie keinen Schaden anrichtete.
Am Dienstag gaben die IDF bekannt, dass ein bisher unbekannter Tunnel entdeckt worden sei, der von der Stadt Khan Younis im Gazastreifen bis zum Kibbutz Kissufim im nördlichen Negev reicht. Er sei von einem fast fertiggestellten unterirdischen Sperrsystem an der Grenze zum Gazastreifen entdeckt worden. Am Tag zuvor wurden Felder und Straßen in direkter Umgebung des Gazastreifens geschlossen und der genaue Verlauf des Tunnels lokalisiert. Er werde nun im Detail untersucht, bevor er verschlossen werden.
Welche Gruppierung genau den Tunnel gebaut angelegt hat, war anfänglich noch unklar, doch hielt die Armee fest, dass die Hamas letztlich für alles verantwortlich sei, was im Hamas-kontrollierten Gazastreifen geschehe. Am Mittwoch erklärte die Armee, dass tatsächlich die Hamas für diesen jüngsten Tunnelbau verantwortlich war.
In den vergangenen Jahren haben terroristische Gruppierungen enormen Aufwand in die Errichtung von Tunnelanlagen gesteckt, die vom Gazastreifen nach Israel führen. Während der letzten größeren kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Hamas und Israel im Sommer 2014 wurden 20 Tunnel von der israelischen Armee zerstört, die von der Hamas oder dem Palästinensischen Islamischen Dschihad gegraben und befestigt worden waren.
Über diese Angriffstunnel hinaus hat die Hamas seit ihrer Machtergreifung 2007 zahlreiche weitere unterirdische Untergrundtunnel im Gazastreifen angelegt, die beispielsweise zur Lagerung von Waffen dienen. „Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie der Bau von Tunneln zentral für Terrororganisationen wurde. In diesen spezifischen Tunnel haben sie viel Geld investiert, anstatt es für das Wohl der Bevölkerung Gazas zu nutzen“, so Hidai Zilberman, Sprecher des IDF
Wenige Stunden nach Bekanntgabe der Entdeckung des Tunnels wurde eine Rakete von Gaza nach Israel geschossen und konnte vom Iron Dome, dem israelischen Abwehrsystem für Kurzstreckenraketen, abgefangen werden. Als Reaktion auf den Angriff attackierten die IDF Untergrundsysteme der Hamas im Süden Gazas. Es wurden keine Verletzten gemeldet. Keine der in Gaza agierenden Terrorgruppierungen bekannte sich zum Abfeuern der abgeschossenen Rakete.
Am Donnerstag wurden erneut zwei Raketen von Gaza in Richtung der israelischen Stadt Aschkelon geschossen; eine landete in offenem Feld, die andere konnte vom Iron Dome abgefangen werden, bevor sie in bewohntem Gebiet eingeschlagen hätte. Als Reaktion auf diesen erneuten Raketenangriff unternahmen die israelische Air Force am Freitagmorgen Luftschläge gegen Ziele im Gazastreifen, darunter ein Waffenlager und eine unterirdische Einrichtung.
Die palästinensischen Raketenangriffe seit dem Freitag voriger Woche erfolgten nach einer Phase relativer Ruhe. Am 15. September waren zuletzt als Reaktion auf die Friedensabkommen zwischen Bahrain, der Vereinigten Arabischen Emirate und Israel 15 Raketen von Gaza nach Israel abgeschossen worden. Die meisten konnten vom Iron Dome abgefangen werden, eine schlug aber in der südlich gelegenen Stadt Aschdod ein und verletzte zwei Bewohner. Am 5. Oktober wurde schließlich eine einzelne Rakete auf Israel abgefeuert, die jedoch keinen Schaden anrichtete.
Ob die Angriffe der vergangenen Woche eine Rückkehr des beinahe täglichen Raketenterrors aus dem Gazastreifen bedeuten, werden erst die kommenden Tage und Wochen zeigen. Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte jedenfalls, weiterhin „an allen Fronten“ die Sicherheit Israels verteidigen zu wollen. Derartige Beteuerungen haben die Bewohner der Grenzregion zum Gazastreifen allerdings schon oft gehört.