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Kehrt Assad in die Arme der arabischen Welt zurück?

Eine Demonstration für Syriens Präsident Assad
Eine Demonstration für Syriens Präsident Assad (Quelle: JNS)

Israelischen Beobachtern zufolge versuchen einige sunnitische Golfstaaten, einen Keil zwischen den Iran und Syrien zu treiben.

Yaakov Lappin

Trotz der schrecklichen Gräueltaten, die es seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 begangen hat, kehrt das Assad-Regime langsam, aber stetig zu einer gewissen Umarmung in Teilen der arabischen Welt zurück, was nach Ansicht israelischer Beobachter zum Teil auf den Versuch sunnitischer Länder zurückzuführen ist, einen Keil zwischen Damaskus und Teheran zu treiben.

Am 18. März stattete der syrische Präsident Baschar al-Assad den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) seinen ersten Besuch seit dem Jahr 2011 ab.

Eyal Zisser, Dozent am Fachbereich Geschichte des Nahen Ostens an der Universität Tel Aviv, beschrieb die Kampagne von Damaskus zur Wiedererlangung der regionalen arabischen Legitimität als »einen kontinuierlichen Prozess, der von Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Die Richtung jedoch ist klar: eine Rückkehr Syriens in die Umarmung der arabischen Welt.«

Die Staaten, die diesen Prozess anführen, seien jene, welche die Beziehungen zu Syrien nie abgebrochen und während des Krieges offene Kommunikationskanäle aufrechterhalten hätten, vor allem der Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate.

»Aus Sicht der Emirate geben sie nicht nur, sondern sie nehmen auch. Assad hat das Abraham-Abkommen nie angegriffen und es bei seinem Besuch in den VAE kurz nach dem Besuch des israelischen Präsidenten Isaac Herzog sogar gebilligt. Dies ist jedoch ein langsamer Prozess, da Saudi-Arabien und Katar noch zögern oder Zweifel äußern, und Ägypten nicht allein ohne Saudi-Arabien vorgehen wird.«

Benny Miller, Experte für internationale Beziehungen an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Haifa, meinte: »Im Rahmen ihres Wettbewerbs mit dem Iran um die Vorherrschaft im Nahen Osten wollen die sunnitischen arabischen Staaten den iranischen Einfluss in Syrien schwächen. Wir können den Besuch also in diesem Rahmen interpretieren.«

Assad seinerseits wolle seine Legitimität stärken, so Miller.

»Eine weitere Überlegung der arabischen Staaten ist der erwartete zunehmende Rückzug der USA aus der Region. Einerseits kümmern sich die arabischen Staaten weniger um den Widerstand der Vereinigten Staaten gegen eine Annäherung an Assad, der schwere Kriegsverbrechen begangen hat, andererseits wollen sie die Konfliktgebiete, in denen sie in der Region engagiert sind, über den Jemen und seinen Unterstützer, den Iran, hinaus reduzieren.«

Miller erklärte, dass »eine ähnliche Logik« – der Versuch, die Konfliktgebiete zu verringern ­– »hinter den sich erwärmenden Beziehungen [zwischen arabischen sunnitischen Staaten] und der Türkei steckt«.

Ein Kontra zu Katar

In der Zwischenzeit hat der Iran versucht, den Besuch positiv darzustellen. In einem Bericht für das Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center stellte Raz Zimmt, ein hochrangiger israelischer Iran-Experte, fest, dass die iranische Website Nour News, die mit dem Obersten Nationalen Sicherheitsrat des Iran verbunden ist, »positiv auf den Besuch des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in den VAE reagierte«.

Die Website stellt den Besuch als »Manifestation und Beweis für die erfolgreiche Regionalpolitik des Iran« dar, so der Bericht.

»Ein am 20. März auf der Website veröffentlichter Kommentar befasste sich mit dem Wandel in der Haltung der VAE gegenüber dem Assad-Regime, nachdem die Website jahrelang die syrische Opposition unterstützt und den Sturz des Assad-Regimes gefordert hatte.

Der Website zufolge ist dieser Wandel das Ergebnis der unnachgiebigen Unterstützung des Irans für Syrien und der Erkenntnis der Länder der Region, dass sie sich nicht auf die Vereinigten Staaten und Israel verlassen können.«

Die iranische Website versuchte zu behaupten, dass die Änderung der Position der VAE und ihre Bereitschaft, die Beziehungen zu Syrien zu normalisieren, »darauf hindeuten, dass sie keine andere Wahl hatten, als ihre frühere Politik aufzugeben, die darauf basierte, Stellvertreterorganisationen in Syrien zu installieren und ihren Ölreichtum zu nutzen.

Der Kommentar schätzt, dass die ›Aggressorstaaten‹ auch im Jemen auf ihre Hegemonialpolitik verzichten und Verhandlungen mit den wirklichen Vertretern des jemenitischen Volkes [gemeint sind die Houthis] führen müssen.«

Diese iranische Rhetorik wird die Vereinigten Arabischen Emirate, die vor Kurzem unter tödlichen Raketen- und Drohnenangriffen der Houthis zu leiden hatten, und ihren wichtigsten Partner am Golf, Saudi-Arabien, wohl kaum beeindrucken.

Zisser zufolge »gehen die VAE nicht nur nach Syrien, um den Iran zu stoppen, sondern auch, um ein Gegenmittel zu Katar zu finden«.

»Das Ganze ist also ein Prozess, aber ein sehr langsamer. Und in jedem Fall scheint der Schlüssel zur Lösung nicht dort zu liegen, sondern eher in Assads Fähigkeit, die Souveränität in Syrien aufrechtzuerhalten und die Situation [in Syrien selbst] zu stabilisieren ­– etwas, das ihm schwerfällt.«

Der Text erschien zuerst auf Englisch beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber und Martina Paul.)

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