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Reduziert Katar seine Unterstützung der Muslimbruderschaft?

Eines der Medien, die von Katar aufgefordert wurden, den Tenor der Berichterstattung über die Muslimbruderschaft zu ändern. (© <a href="http://www.imago-images.de">imago images</a>/photothek)
Eines der Medien, die von Katar aufgefordert wurden, den Tenor der Berichterstattung über die Muslimbruderschaft zu ändern. (© <a href="http://www.imago-images.de">imago images</a>/photothek)

Der Wunsch nach einer Annäherung an die Nachbarländer am Golf könnte in Katar ein Umdenken bezüglich der Muslimbruderschaft bewirkt haben.

Seit dem Gipfeltreffen der Golfstaaten in Al-Ula im Januar 2021 ist die Muslimbruderschaft eines der wichtigsten Themen in den Beziehungen zwischen Katar und den übrigen Golfstaaten, von denen drei – Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate – die Gruppe als »terroristische Organisation« einstufen.

In den vergangenen Jahren haben Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate einen politischen, sicherheitspolitischen und religiösen Krieg gegen die Muslimbruderschaft geführt. Laut einer Analyse des Washington Institute for Near East Policy haben die beiden Länder das Thema Muslimbruderschaft auf die Versöhnungsagenda am Golf gesetzt und Katar gezwungen, Farbe zu bekennen: Möchte Doha den Prozess der Aussöhnung mit seinen Nachbarn fortsetzen, müsse sich an dessen Unterstützung der islamistischen Organisation etwas ändern.

Darüber hinaus sorgte der Experte für islamische Gruppen Maher Farghali für eine große Überraschung, als er jüngst in einem Fernsehinterview verkündete, Katar habe Mohamed Abdel Wahab, den Leiter der ägyptischen Bruderschaft in Doha, aufgefordert, das Land zu verlassen. Das sei die Folge der katarischen Entscheidung, seine Strategie gegenüber der Bruderschaft schrittweise zu ändern.

Farghali fügte hinzu, dass Mitarbeiter des katarischen Sicherheitsapparats den in London ansässigen Sender Al-Araby, den in Doha beheimateten Sender Al-Jazeera und einige andere mit diesem verbundene Medienunternehmen angewiesen hätten, den Ton der Berichterstattung über die Bruderschaft zu ändern. Auch das spreche für eine Änderung der Haltung Dohas gegenüber der Organisation.

Nicht die Top-Riege

Darüber hinaus wies Ahmed Sultan, der zur Muslimbruderschaft forscht und über gute Kontakte innerhalb der Gruppe verfügt, darauf hin, dass die katarischen Behörden einige Führer der zweiten Reihe der Muslimbruderschaft aufgefordert hätten, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Sultan zufolge sei diese Aufforderung eine Konsequenz aus Katars Wunsch nach einer Versöhnung mit den Golfstaaten: »Doha weiß, dass die Anwesenheit der Führer der Bruderschaft auf seinem Territorium ein Hindernis für die weitere Annäherung an die Golfstaaten und die arabischen Länder darstellt.«

Dieser Schritt Katars betrifft anscheinend aber nicht die in Doha lebenden Mitglieder der Top-Führungsriege der Bruderschaft, sondern beschränkt sich vorerst zumindest auf einige Personen aus der zweiten Reihe der Gruppe. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass Katar seine Beziehungen zur Muslimbruderschaft schrittweise reduzieren wolle. Ganz unerwartet käme ein solcher Schritt jedenfalls nicht: Bereits vor einem Jahr sagte das Washington Institute in einer Analyse voraus, dass Katar auf die Forderungen der Golfstaaten eingehen und seine Unterstützung der Bruderschaft Schritt für Schritt herunterfahren werde.

Viele Führer der ersten und zweiten Reihe der Muslimbruderschaft lebten seit dem Sturz des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi im Juli 2013 in Katar, wobei die Gruppe umfangreiche finanzielle und politische Unterstützung von den katarischen Behörden erhielt.

Vorbild Türkei?

Trotz der Berichte über eine Änderung der Haltung gegenüber der Muslimbruderschaft hat Doha eine solch neue Politik nicht offiziell bekannt gegeben. Katar könnte mit seinem Vorgehen dem Beispiel der Türkei folgen, die im vergangenen Jahr ebenfalls eine Modifikation ihrer Beziehungen zu den Muslimbrüdern vollzogen und einige von ihnen zum Verlassen des Landes aufgefordert hat, ohne sich offiziell dazu zu bekennen.

Zur Frage, wohin die Muslimbrüder gehen werden, die Katar zur Ausreise aufgefordert hat, sagte Ahmed Sultan, die wahrscheinlichsten Aufnahmeländer seien die Niederlande sowie Großbritannien, das bereits einige Führer der Muslimbruderschaft aufgenommen habe, die bis vor Kurzem in der Türkei ansässig gewesen waren.

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