Der von Indien gesuchte Prediger Zakir Naik wurde von Katar dazu eingeladen, während der Fußball-Weltmeisterschaft Werbung für den Islam zu machen.
Wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier der FIFA-Fußballweltmeisterschaft in Doha am 20. November hat die Zeitung al-Arabiya berichtet, dass der von Indien gesuchte islamistische Prediger Zakir Naik auf Einladung Katars in der Hauptstadt des Landes eingetroffen war, um »religiöse Vorträge« im Zusammenhang mit der Da’wa zu halten. Da’wa ist die Bekehrung und Aufforderung an Nichtmuslime, zum Islam überzutreten und ist pakistanischen wie arabischen Medienberichten zufolge ein unangekündigtes Ziel des Staates Katar für die FIFA-Weltmeisterschaft.
Zakir Naik, der derzeit in Malaysia lebt und für den Kanada und Großbritannien ein Einreiseverbot verfügt hat, ist eine führende Persönlichkeit der weltweiten islamistischen Bewegung und wird von der indischen Regierung wegen Geldwäsche und Hassreden gegen Nicht-Muslime gesucht.
Schon in der Vergangenheit wurde Naik vom Emir von Katar, Tamim Bin Hamad Al Thani, persönlich in Doha willkommen geheißen, wie aus einem Social-Media-Post des radikalen Predigers aus dem Jahr 2019 hervorgeht, das bei seiner Ankunft in Doha anlässlich der Fußballweltmeisterschaft erneut auf Social-Media-Plattformen verbreitet wurde.
Faisal Alhajri, TV-Moderator des staatlichem Sportnachrichtensender Alkass, schrieb in einem arabischsprachigen Tweet, der Prediger sei während der Fußballweltmeisterschaft in Katar willkommen und werde während des gesamten Turniers religiöse Vorträge halten. Naik selbst twitterte bei seiner Ankunft in Doha: »Danke Katar, dem Land und den Menschen.« In den sozialen Medien veröffentlichte Videos zeigen ihn an einem FIFA-Austragungsort und während eines Essens mit katarischen Scheichs.
Werbebotschaften an die Fußballfans
Seine Anwesenheit in Katar ist nicht überraschend, da die königliche Familie der Al Thanis in den letzten Jahrzehnten dafür bekannt war, Islamisten und sogar Dschihadisten Unterschlupf zu gewähren. (Siehe dazu auch das Mena-Watch-Dossier zu Katar.) Der Name des indischen Predigers ist in Katar seit Jahren ein Begriff, da er eine wichtige Rolle in der Da’wa spielt, insbesondere bei der Bekehrung von Nicht-Muslimen zum Islam.
Für die Dauer der Weltmeisterschaft hat die katarische Regierung eine große Da’wa-Kampagne geplant. Katarische Beamte und von der Regierung finanzierte Einrichtungen haben mindestens zweitausend Freiwillige rekrutiert, die die Botschaft des Islams direkt an die aus aller Welt anreisenden Fußballfans vermitteln sollen. Auch sollen Tausende Bücher, Plakate und Broschüren bei dieser Gelegenheit verteilt werden, um das religiöse Ziel der Da’wa zu fördern, so ein ausführlicher Bericht, der in einer pakistanischen, den Taliban nahestehenden Tageszeitung veröffentlicht wurde.
Der katarische Journalist Ebtesam Aal Saad twitterte diesbezüglich, Scheich Zakir Naik und Scheich Omar Abdelkafy, ein ägyptischer islamischer Geistlicher, sind »nach Katar gekommen, um die übergeordnete religiöse Mission zu erfüllen, die Katar als eines seiner Ziele für den Erfolg der Weltmeisterschaft auf religiöser Ebene festgelegt hat«. In einem von Abdelkafy in den sozialen Medien veröffentlichten Video prahlen er und Naik, Nicht-Muslime zum Islam zu bekehren.
Offensichtlich nutzt die katarische Regierung also die Fußball-Weltmeisterschaft, um die Sache der Da’wa voranzutreiben und Nicht-Muslime zum Übertritt zum Islam einzuladen. Zu Beginn der WM tauchten Videos im Internet auf, die zeigen, wie islamische Religionsgelehrte damit beschäftigt sind, Fußballfans zum Islam zu bekehren, obwohl weder Zeitpunkt noch Ort der Videos zweifelsfrei geklärt werden konnten.
Am Tag der WM-Eröffnung twitterte der Account von Zakir Naik auch ein Bild von Stadionsitzen, auf denen Geschenktüten mit religiösen Utensilien für die Fußballfans zu sehen waren und kommentierte dies mit den Worten: »Ein Geschenk für das Publikum: ein Gebetsteppich, ein Zahnstocher, ein Buch mit einer Einführung in den Islam in zehn Sprachen, ein Konversationsbarcode für alle Sprachen der Welt.« Ein anderes Video zeigt Zakir Naik, wie er sich mit islamischen Gelehrten trifft, die aus Marokko, Indien, Malaysia, Kuwait, Saudi-Arabien und anderen Ländern zum FIFA-Turnier angereist waren.