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Wie eine kaputte Klimaanlage Ismail Haniyeh fast das Leben rettete

Das Gästehaus im Norden Teherans, in dem Ismail Haniyeh getötet wurde. (Quelle: Google Earth)
Das Gästehaus im Norden Teherans, in dem Ismail Haniyeh getötet wurde. (Quelle: Google Earth)

Ein Bericht im israelischen Fernsehen erläuterte bislang unbekannte Details der Tötung von Hamas-Chef Ismail Haniyeh in Teheran.

Am 31. Juli 2024 kam Ismail Haniyeh, der Vorsitzende des Hamas-Politbüros, bei einer Explosion in einem Gästehaus der Islamischen Revolutionsgarde in Teheran ums Leben. Vieles an dem Vorfall blieb im Dunkeln, rasch machten teils abenteuerliche Gerüchte darüber die Runde, was in der iranischen Hauptstadt genau geschehen sei. Und sofort wurde Israel beschuldigt, den Hamas-Chef getötet zu haben.

Zumindest das wurde vor wenigen Tagen von offizieller Stelle bestätigt: Als Reaktion auf den Raketenbeschuss aus dem Jemen richtete Israels Außenminister Israel Katz den mit dem Iran verbündeten Huthi-Milizen die Warnung aus: »Wir werden hart gegen die Huthis vorgehen … und ihre Führung enthaupten – so, wie wir es mit [Ismail] Haniyeh, [Yahya] Sinwar und [Hassan] Nasrallah in Teheran, Gaza und im Libanon getan haben, werden wir es auch in Hodeida und Sanaa tun.«

Wo zuschlagen?

In einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Channel 12 wurden am Wochenende nun einige weitere Details über die israelische Operation in Teheran bekannt. Demnach sei der Beschluss, den Hamas-Chef zu liquidieren, bereit kurz nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 gefasst worden. Haniyeh lebte in Qatar, aber um die Vermittlerrolle des Landes in den Geiselverhandlungen mit der Hamas nicht zu gefährden, wollte Israel dort nicht aktiv werden. Aus Rücksicht auf bilaterale Beziehungen schieden auch Moskau und die Türkei als Orte für die Tötung Haniyehs aus. Damit sei nur noch Teheran übriggeblieben, wo man sich um eine Verschlechterung der Beziehungen nicht zu fürchten brauchte.

Ursprünglich habe Israel bereits anlässlich des Begräbnisses des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi am 19. Mai zuschlagen wollen, doch habe man sich aus Sorge um zivile Opfer entschieden, die Operation zu vertagen.

Die nächste Gelegenheit habe sich Ende Juli bei der Angelobung des neuen iranischen Präsidenten geboten, für die Haniyeh erneut nach Teheran reiste und praktischerweise wieder im selben Gästehaus der Revolutionsgarde im Norden der Stadt untergebracht wurde. Agenten platzierten eine Bombe in der Nähe von Haniyehs Bett, groß genug, um dessen Tod sicherzustellen, aber klein genug, um niemanden sonst ernsthaft zu verletzen.

Defekt als Beinahe-Lebensretter

Und dann soll der Zufall die ganze Aktion gefährdet haben: In Haniyehs Zimmer sei die Klimaanlage ausgefallen, der Hamas-Chef habe daraufhin den Raum verlassen und sei so lange fort gewesen, dass befürchtet wurde, er sei in ein anderes Zimmer umgezogen. Doch dann gelang es herbeigeeilten Technikern, die Klimaanlage zu reparieren und Haniyeh kehrte in seine Unterkunft zurück. Um 1.30 Uhr detonierte der versteckte Sprengkörper, Haniyeh war sofort tot.

Die Tötung des Hamas-Chefs in einem ihrer Gästehäuser, für die ein ungeahntes Ausmaß israelischer Infiltration stattgefunden haben musste, war für die Islamische Revolutionsgarde eine fürchterliche Blamage. Ihre Vertrauenswürdigkeit habe noch weiter gelitten, als sie dem geistlichen Führer des Landes, Ali Khamenei, fälschlicherweise mitteilte, der Vorsitzende des Hamas-Politbüros sei nicht durch einen Sprengsatz, sondern durch einen Raketenangriff getötet worden – eine der vielen Falschmeldungen, die in den Tagen nach der Operation verbreitet wurden.

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