Latest News

Kampf gegen die Huthi: Wo bleibt der Westen?

Die jemenitischen Huthi verbrennen bei einem Aufmarsch in Sanaa die amerikanische und die israelische Flagge
Die jemenitischen Huthi verbrennen bei einem Aufmarsch in Sanaa die amerikanische und die israelische Flagge (Imago Images / Hamza Ali)

Der Iran hat dazu beigetragen, die jemenitischen Huthi von einer zusammengewürfelten Guerilla in eine organisierte Streitmacht mit fortschrittlichen Waffen zu verwandeln.

Jason Shvili

Israel hat die Hamas und die Hisbollah, die Stellvertreter des Irans im Gazastreifen und im Libanon, im Alleingang außer Gefecht gesetzt. Ein weiteres wichtiges Rädchen in der dschihadistischen Maschinerie des Irans bleibt allerdings bestehen: die Huthi-Milizen im Jemen. Die Huthi greifen nicht nur Israel mittlerweile fast täglich mit Raketen und Drohnen an, sondern haben im vergangenen Jahr auch den weltweiten Schiffsverkehr im Roten Meer und im Suezkanal lahmgelegt. Wer wird sie aufhalten und wie lange wird das dauern?

Natürlich hat sich Israel gegen die Huthi-Angriffe verteidigt, wie es jedes Land tun würde. Wie zu erwarten war, wurde Israel dafür scharf verurteilt. Ein Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres bezeichnete die Ende Dezember durchgeführten Luftangriffe Israels auf den internationalen Flughafen Sanaa und andere Ziele der Huthi als »besonders alarmierend«. Schade, dass niemand bei den Vereinten Nationen Alarm geschlagen hat, als Huthi-Raketen kurz davor eine Schule und einen Spielplatz in Israel getroffen hatten.

Zusätzlich zu ihrer Bedrohung für den jüdischen Staat haben die Huthi Handelsschiffe angegriffen und versenkt, welche die Meerenge von Bab al-Mandab durchquerten, was die internationale Schifffahrtsindustrie seit November 2023 Milliarden von Dollar gekostet hat.

Wo bleibt der Westen?

Wie die Hamas und die Hisbollah streben die Huthi ein letztlich globales islamisches Kalifat an und sind der Zerstörung Israels und der Vereinigten Staaten verpflichtet. Ihr Motto lautet »Allah ist der Größte und sein Fluch wird auf alle Juden fallen. Tod für Amerika, Tod für Israel und totaler Sieg des Islam auf allen Kontinenten«. Das iranische Mullah-Regime hat dazu beigetragen, die Terrormiliz von einer zusammengewürfelten Guerillatruppe in eine organisierte Streitmacht mit fortschrittlichen Waffen zu verwandeln, die in der Lage ist, Israel und jedes Schiff, das das Rote Meer befährt, anzugreifen.

Dennoch sind die Vereinigten Staaten und andere westliche Mächte erstaunlicherweise nicht bereit, entscheidende Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Während Israel wiederholt Huthi-Hochburgen und -Infrastruktur im Jemen angegriffen hat und die USA und Großbritannien mehrere oberflächliche Angriffe durchgeführt haben, halten die Huthi stand.

Israel, das etwa 2.135 Kilometer vom Jemen entfernt liegt, kann die Terroristen zwar geringfügig zermürben, aber nicht ausschalten. Nur ein entschlossener Einsatz westlicher Staaten mit ihren Waffen und Seestreitkräften kann sie wirksam stoppen. Worauf wartet der Westen also?

Die Huthi sind aktuell der letzte verbliebene Rest der iranischen »Achse des Widerstands«. Wie die Hamas und die Hisbollah waren die Huthi anfangs keine hochentwickelte Militärmacht. Dazu erklärt der in den USA ansässige Nahost-Sicherheitsanalyst Mohammed Albasha: »Im Jahr 2004 waren sie eine belagerte Gruppe, die sich in den Bergen versteckte. Jetzt jagen sie amerikanische Flugzeugträger mit Drohnen und Raketen und schlagen 2.000 Kilometer entfernt in Zentralisrael zu.«

Seit fast zehn Jahren halten die Huthi einer von Saudi-Arabien angeführten Militäraktion stand, die darauf abzielt, sie von der Macht zu verdrängen. In dieser Zeit haben der Iran und die Hisbollah dazu beigetragen, die Rebellengruppe in eine technologisch hochentwickelte Streitmacht zu verwandeln, die mit Raketen und Drohnen ausgerüstet ist, die selbst von Israels modernsten Verteidigungssystemen nur schwer abgefangen werden können.

Gefahr wird größer

Die Huthi griffen Israel erstmals kurz nach dem von der Hamas geführten Terrormassaker vom 7. Oktober 2023 an. Seitdem haben sie Hunderte von regelmäßigen Drohnen- und Raketenangriffen auf den jüdischen Staat gestartet; in letzter Zeit fast täglich. Während die meisten dieser Attacken, so sie erfolgreich sind, bislang nur zu geringen Schäden führten, könnten Huthi-Raketen in Zukunft eine existenzielle Bedrohung für Israel darstellen, sollte der Iran nukleare Sprengköpfe für sie entwickeln.

Israel hat mit mehreren Vergeltungsschlägen reagiert, aber da seine militärischen Ressourcen bereits stark beansprucht sind, kann er keine groß angelegte Kampagne gegen die Huthi starten, wie er es gegen die direkt an seinen Grenzen operierenden Hamas und Hisbollah getan hat. Er braucht die Hilfe seiner Verbündeten.

Die Huthi richten verheerende Schäden im internationalen Handel an. Ihre Angriffe auf die internationale Schifffahrt begannen am 19. November 2023, als sie ein Schiff in britischem Besitz entführte, dessen fünfundzwanzig Besatzungsmitglieder immer noch Geiseln sind. Seitdem haben die Huthi über hundert Angriffe auf Handels- und Kriegsschiffe gestartet, mindestens zwei Schiffe versenkt und vier Besatzungsmitglieder getötet, während andere verletzt wurden. Sie behaupten, mit Israel in Verbindung stehende Schiffe anzugreifen, um Gaza zu unterstützen, aber wie der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der US Sean Savett festhält, greifen sie Schiffe an, die in keiner Verbindung zu Israel stehen, und sogar Schiffe, die Hilfsgüter für den Jemen transportieren.

Aufgrund dieser Angriffe ist der Schiffsverkehr im Roten Meer im vergangenen Jahr um mehr als fünfzig Prozent zurückgegangen. Die Kosten für den Transport eines Containers von China an die Westküste der Vereinigten Staaten haben sich im letzten Jahr mehr als verdoppelt, was zum Teil auf die Angriffe zurückzuführen ist. Laut J. P. Morgan könnte die Störung des internationalen Schiffsverkehrs »die globale Kernwareninflation um 0,7 Prozentpunkte erhöhen«. Mit anderen Worten: Die Verbraucher weltweit zahlen höhere Preise.

Nur halbherzig bekämpft

Die Bedrohung durch die Huthi wurde von den USA und seinen Verbündeten bislang nur zögernd beantwortet. Tatsächlich warteten die Vereinigten Staaten bis zum vergangenen Jahr, um größere Angriffe auf die iranische Stellvertretermiliz zu starten. Am 11. und 12. Januar 2024 griffen amerikanische und britische Streitkräfte, unterstützt von den Niederlanden, Kanada, Bahrain und Australien, sechzig Ziele im Jemen an, darunter Radaranlagen, Raketen- und Drohnenabschussbasen sowie Waffenlager.

Seitdem wurden jedoch nur sporadisch Attacken gegen die Huthi geflogen, die sich als unwirksam erwiesen haben. Tatsächlich haben die jemenitischen Milizen trotz Hunderter amerikanischer und alliierter Angriffe sowie der Entsendung einer Flottille der US-Marine ins Rote Meer weiterhin Handelsschiffe und Israel angegriffen.

Um diese Bedrohung zu neutralisieren, ist eine umfassende multinationale Strategie erforderlich. Letztlich wird, wie Israel gegen die Hamas und die Hisbollah bewiesen hat, nur eine umfassende Militärkampagne gegen die Huthi, die auf ihre Anführer, militärischen Fähigkeiten und wirtschaftliche Infrastruktur abzielt, das Problem lösen können.

Von Israel kann und sollte nicht erwartet werden, dass es die Terrorgruppe im Alleingang besiegt. Trotz seines beispiellosen Erfolgs bei der Schwächung des Irans und dessen weiterer Stellvertreter verfügt es nicht über die militärischen Ressourcen, um ihr ausreichend Schaden zuzufügen und die globale Schifffahrt zu schützen. Sicherlich können hingegen die USA und andere westliche Mächte, wenn sie entschlossen sind, eine klare und deutliche Botschaft vermitteln, um die Sicherheit der internationalen Gewässer und der westlichen Verbündeten zu gewährleisten.

Die Huthi sind ein globales Problem, das eine globale Lösung durch eine internationale Allianz erfordert. Aber kann eine solche das Engagement dafür aufbringen – und den Mut?

Jason Shvili ist mitwirkender Redakteur bei Facts and Logic About the Middle East (FLAME), einer Organisation, die Aufklärungsmaterial veröffentlicht, um Unwahrheiten und falsche Vorstellungen über Israel und seine Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu korrigieren. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!