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Moderne Sklaven: Kafala-Arbeiter leiden besonders unter Krieg im Libanon

Das im Nahen Osten verbreitete Kafala-System schafft eine Form moderner Sklaven
Das im Nahen Osten verbreitete Kafala-System schafft eine Form moderner Sklaven (Quelle, Jungleblog / Raphaëlle Macaron, MSF)

In einer Reportage berichtete CNN über das Schicksal sogenannter Kafala-Arbeiter im Libanon, die wegen ihrer Rechtlosigkeit vom Krieg zwischen der Hisbollah und Israel besonders betroffen sind.

Das System ist unter dem Namen Kafala bekannt, überall im Nahen Osten weit verbreitet und de facto eine moderne Form der Sklaverei. Die Anti-Sklaverei Organisation Walk Free beschreibt es so: »Das Kafala-System besteht aus einer Reihe von Gesetzen und Richtlinien, welche die Verantwortung für Arbeitsmigranten an die Arbeitgeber delegieren, einschließlich der Kontrolle über ihre Einreise-, Aufenthalts- und Arbeitsfähigkeit sowie in einigen Fällen über die Ausreise aus dem Gastland.«

Aufgrund dieser Bestimmung könnten Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz in der Regel nicht vor Ablauf ihres Vertrags, vor Ablauf einer bestimmten Frist oder ohne Erlaubnis ihres Arbeitgebers verlassen oder wechseln, erläutert Walk Free die Konsequenzen des Kafala-Systems. Wer sich nicht daran hält, »läuft Gefahr, wegen des Verbrechens der Flucht verhaftet und abgeschoben zu werden«.

Das System schränke auch die Möglichkeiten ausgebeuteter Arbeitnehmer ein, ihre Rechte einzufordern. In der Praxis riskiert ein Arbeitnehmer, der seinen Arbeitsplatz verlässt, nicht nur den Verlust seiner Einkommensquelle, sondern auch, dass er zum illegalen Migranten wird, was seine Möglichkeiten einschränkt, rechtliche Schritte gegen seinen Arbeitgeber einzuleiten und ihm zustehende Einkünfte einzutreiben. Im Falle einer Abschiebung kann den Arbeitnehmern auch ein Wiedereinreiseverbot zum Zweck der Arbeitsaufnahme auferlegt werden.

Der Rechtsweg werde durch langwierige, teure Gerichtsverfahren, begrenzte Rechtsberatung und das Fehlen von Dolmetschern noch weiter erschwert, so die Anti-Sklaverei-Organisation: »Einige Arbeitgeber schaffen Berichten zufolge zusätzliche Hindernisse für des Beschreiten des Rechtswegs, indem sie beispielsweise falsche Diebstahlsvorwürfe gegen Wanderarbeitnehmer erheben, um sich für deren Kündigung zu rächen.« Auch falsche Angaben über ein angebliches Verschwinden vom Arbeitsplatz würden immer wieder bei den Strafverfolgungsbehörden eingereicht werden, um so die Zahlung ausstehender Löhne zu umgehen. »Wanderarbeitnehmer können abgeschoben werden, auch wenn keine Beweise für die Anschuldigungen vorliegen, während Arbeitgeber straffrei bleiben.«

Rechtlose Arbeitssklaven

Auch im Libanon sind Hunderttausende über das Kafala-System als Haushaltshilfen und Arbeiter angestellt: Wie sehr sie nun auch vom Krieg Israels gegen die Hisbollah im Libanon betroffen sind, beschreibt eindrücklich eine Reportage auf CNN: Seit der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und der Verschärfung des militärischen Vorgehens gegen seine Terrororganisation, schätzte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, wurden über 1,2 Millionen Menschen – etwa ein Fünftel der Bevölkerung – durch Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah vertrieben.

»Ein erheblicher Teil der schätzungsweise 177.000 im Libanon lebenden Arbeitsmigranten soll zu ihnen gehören. Die meisten von ihnen sind im Rahmen des Kafala- oder Bürgschaftssystems des Landes beschäftigt. Dieses System, das im Libanon, in Jordanien und in vielen Golfstaaten angewendet wird, bindet einen Arbeitnehmer an einen Arbeitgeber und beraubt ihn dabei seiner Rechte und Handlungsfähigkeit. Der Arbeitgeber nimmt den Reisepass des Arbeitnehmers an sich, der Arbeitnehmer ist vom Arbeitsschutz des Landes ausgenommen und kann zwar entlassen werden, aber niemals selbst kündigen.«

Im Jahr 2021 schätzte UN Women, dass 76 Prozent aller Arbeitsmigranten und 99 Prozent der Hausangestellten mit Migrationshintergrund im Libanon Frauen waren. »Unser Verständnis des Kafala-Systems ist, dass es wie ein modernes Sklavensystem klingt«, sagte Nour Shawaf, regionale Beraterin für humanitäre Politik bei der NGO Oxfam gegenüber CNN: »Die Arbeitgeber, die die Pässe der Migranten an sich genommen haben, haben ihnen heute keine Papiere mehr gegeben, sodass sie im Land festsitzen. Selbst wenn sie sich entscheiden, das Land zu verlassen, haben sie keine legalen Dokumente, um auszureisen.«

Während die Kämpfe im Libanon zugenommen haben, wurden viele Hausangestellte von ihren Arbeitgebern im Stich gelassen, die den Aufforderungen der israelischen Armee Folge leisteten und aus ihren Häusern in der Kampfzone im Südlibanon flohen. Eine Hausangestellte aus Sierra Leone, die aus Angst vor Repressalien ihren Namen nicht nennen wollte, erinnerte sich daran, wie ihre Arbeitgeber flüchteten, als die Bombenangriffe begannen, und ihr sagten, sie solle »bleiben und sich um das Haus kümmern«.

Der Artikel erschien zuvor bei Jungleblog. (Übersetzung der englischen Teile von Alexander Gruber)

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