Jürgen Todenhöfers Begeisterung für den Schlächter in Damaskus

Von Florian Markl

„Wirklich neu sind diese Behauptungen jedoch nicht“, ist auf Welt.de über das Interview Jürgen Todenhöfers mit einem angeblichen Kommandanten der Fatah al-Sham (der ehemaligen Nusra-Front) zu lesen. „Sie bedienen bekannte Verschwörungstheorien, die besonders das syrische Regime seit Beginn des Bürgerkriegs verbreitet. Demnach sind die Golfstaaten, die USA und auch Israel an allem schuld.“ Ähnlich die Neue Zürcher Zeitung: „Amerikakritiker und Assad-Apologeten fühlen sich jedenfalls bestätigt: Braucht es noch mehr Beweise für die Doppelmoral der USA, die mit Terroristen unter einer Decke stecken?“

Ob Todenhöfer sich bei seinem Interview  hinters Licht führen ließ oder bewusst eine Fälschung verbreitete, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten. Ein Blick zurück in den Mai 2015 gibt aber interessante Hinweise. Damals veröffentlichte NOW nämlich Auszüge aus den Korrespondenzen hochrangiger Vertreter des syrischen Regimes mit dessen westlichen „Freunden in den Medien“. Mit dabei: Ein gewisser Jürgen Todenhöfer, der aus seiner Hochachtung für den Schlächter Assad keinen Hehl machte.


„Nur Assad kann dem Land eine demokratische Zukunft geben“

Seit fast einem Jahr ließ Bashar al-Assad die Opposition bereits massakrieren, da schrieb Todenhöfer etwa am 16. Januar 2012 eine E-Mail an eine enge Beraterin des Diktators:

„Your President is doing great – Congratulation. Yours Juergen“.

Als Todenhöfer sich um ein Interview mit dem von ihm verehrten Massenmörder bemühte, schrieb er Folgendes (alle Fehler i. Orig.):

„But this time we should do something really great, something which would destroy the whole strategy of demonisation of the western countries and Al Jazeera. And you know that this is possible only with him. It will his best interview for ever – distrbuted all over the world.

He is the only leader who can give your country a modern democratic and stable future without foreign dominance. And this is what we have to make clear to the world. And to your people.

So let us do it. Nothing is stronger than a idea whose time has come. Now time is on our side. So please fight – for him and for your country! Yours Juergen from Cairo.“

Kein Wunder, dass man in Regimekreisen große Freude mit Freund Jürgen hatte. In einer Mail an Assad höchstpersönlich berichtete besagte Beraterin über das Treffen eines anderen Vertreters mit dem „deutschen Denker“:

„He was pretty happy about jurgen Todenhouver, the German thinker. He said that he influenced the main stream idea about Syria as soon as he got to Germany. He was interviewed a lot and he wrote an article yesterday that was published in 7 main newspapers. He said a lot of positive comments about you as a person and about Syria as a country!!!

I am so happy about this!!!!“

Ob Todenhöfer sich mit seinem jüngsten ‚Sensations-Interview“ für dumm verkaufen ließ oder absichtlich eine Fälschung in die Welt gesetzt hat, ist ob dieser Zitate im Grunde nebensächlich – die Rolle des propagandistischen Lakaien des blutrünstigen Assad-Regimes erfüllt er jedenfalls bereitwillig und mit großer Begeisterung.

Mehr zum Thema auf Mena Watch: Wie der Nahost-„Experte“ Jürgen Todenhöfer auf einen falschen Nusra-Kommandanten hereingefallen ist

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