Erweiterte Suche

Jüdische Allianz der afrikanischen Länder südlich der Sahara gegründet

Teilnehmer der Kulanu-Konferenz in Abidjan
Teilnehmer der Kulanu-Konferenz in Abidjan (Quelle: JNS)

Eine neue Vereinigung will den unterschiedlichen afrikanischen jüdischen Gemeinden bei künftigen Projekten helfend zur Seite stehen und die Kommunikation unter ihnen fördern.

Avi Kumar

Im Dezember kamen erstmals Vertreter jüdischer Gemeinden aus dem gesamten südlich der Sahara gelegenen Afrika in Abidjan (Elfenbeinküste) zusammen, um verschiedene Aspekte des Judentums und des jüdischen Lebens in der Region zu erörtern. Im Zuge des Treffens wurde die Sub-Saharan African Jewish Alliance (SAJA) mit dem Ziel gegründet, die Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden des Kontinents zu fördern 

Der Organisation, die einen vorläufigen Vorstand mit Mordreck Maersara aus Simbabwe als amtierendem Vorsitzenden gewählt hat und der Vertreter aus Tansania, Madagaskar, Äthiopien, Simbabwe, Ghana, der Elfenbeinküste, Nigeria, Kenia und Kamerun angehören werden, beabsichtigt, in den nächsten sechs Monaten eine Satzung auszuarbeiten und Wahlen für einen ständigen Vorstand abzuhalten. 

Maersara erklärte gegenüber dem Jewish News Syndicate, das Ziel von SAJA sei es »uns gegenseitig zu helfen, indem wir sowohl gemeinsame Erfolge als auch Herausforderungen diskutieren, um uns gegenseitig dabei zu unterstützen, in unserem Judentum in ganz Afrika zu wachsen.«

Das einwöchige Treffen, das am 13. Dezember begann, wurde von Kulanu organisiert, einer in New York ansässigen, gemeinnützigen Organisation, die aufstrebende jüdische Gruppen in aller Welt unterstützt. Vertreten war die Organisation durch die Rabbinerin und Kulanu-Vorsitzende Bonita Sussman, den ehemaligen Oberrabbiner von Uruguay Eliahu Birnbaum und den ehrenamtliche Kulanu-Mitarbeiter Ari Greenspan.

Letztere fasste das Ergebnis des Treffens mit den Worten zusammen, er »glaube, viele dieser Gemeinden haben in ihrer eigenen Welt gelebt und sich im Laufe der Zeit eine eigene jüdische Identität geschaffen. Sie haben nie ein anderes jüdisches Leben als ihr eigenes kennengelernt. Einige sind vielleicht nach Israel gereist oder haben sich mit ausländischen Juden in ihrem eigenen Land getroffen, aber das Zusammentreffen mit Vertretern anderer afrikanischer jüdischer Gemeinden war augenöffnend für sie.«

Mit Vorurteilen konfrontiert 

Im Rahmen der Tagung wurden Vorträge zu verschiedenen Themen gehalten, von denen einige das Judentum betrafen, wie zum Beispiel Einführungskurse über Schechita (koscheres Schlachten) und Kaschrut (jüdische Speisegesetze). Ein weiterer Kurs befasste sich mit der Frage, wie man sich gegenüber christlichen Missionaren verhält, was viele der Teilnehmer insofern nachvollziehen konnten, als sie selbst aus einem christlichen oder jüdisch-messianischen Hintergrund herstammen.

Die Filmemacher Rudy Rochman, Edouard David Benaym und Andrew (Noam) Leibman, die 2021 für Schlagzeilen sorgten, als sie während der Dreharbeiten zu ihrem Dokumentarfilm We Were Never Lost in Nigeria vom Department of State Services (DSS) festgenommen worden waren, nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil.

Yehuda Amir Kahalani von der tansanischen jüdischen Gemeinde, von der man annimmt, dass sie auf jemenitische jüdische Wurzeln zurückgeht, sagte: »Bis zu dieser Veranstaltung habe ich nie einen Igbo aus Nigeria, einen simbabwischen Lemba oder einen Abayudaya getroffen. Aber jetzt habe ich so viele Juden aus dem ganzen Kontinent kennengelernt, und wir haben neue Verbindungen geknüpft.«

Kahalani erwähnte, dass Juden in Afrika häufig mit dem Vorwurf konfrontiert sind, Hexerei und schwarze Magie zu praktizieren, und betonte, wie wichtig Allianzen bei der Bekämpfung dieser Vorurteile sind.

Am Schabbat nahmen 70 Personen an der Veranstaltung teil. Greenspan erzählte, die nigerianischen Jugendlichen hätten eine 96-stündige Busfahrt durch fünf Länder auf sich genommen, um nach Abidjan zu gelangen. »Das allein zeigt die emotionale Kraft, das Interesse und die Hingabe, mit der sie hier sind.«

Die überwältigende Mehrheit der Juden weltweit wisse nichts von diesen ›entstehenden jüdischen Gemeinden‹. Manche glaubten, dass sie nur vorgeben, jüdisch zu sein, damit sie aus sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Gründen nach Israel ziehen können, »aber ich habe aus erster Hand erlebt, wie aufrichtig sie sind, was ihren Glauben und ihre Praktiken angeht, und dass Israel nicht an erster Stelle auf ihrer Agenda steht. In der Tat ist die Alija nicht der Hauptgrund, der sie motiviert; viele von ihnen suchen wirklich nach einem Sinn und wollen ihre Religion finden. Sie besuchen vielleicht Israel, aber die Auswanderung ist nicht Teil des Bildes, wenn es um ihr jüdisches Leben geht.«

Ari Greenspan wies auch darauf hin, wie schwierig es in Afrika ist, koscher zu leben, weswegen viele Juden Vegetarier seien. Sie riskieren auch, aus ihren eigenen Familien ausgeschlossen zu werden. »Trotz alledem gibt es Gemeinden, die dies seit Jahrzehnten tun, wie die Abayudaya in Uganda, die Konvertiten sind«, sagte er.

Optimismus

Zwei Vertreter der kryptojüdischen Kechene-Gemeinschaft in Äthiopien erhielten eine Thorarolle von Kulanu. Es wird angenommen, dass die Gruppe im 19. Jahrhundert vom Judentum zum orthodoxen Christentum konvertierte, um der Verfolgung zu entgehen, aber sie behielt die kulturelle Erinnerung an ihre jüdischen Wurzeln. Im Gegensatz zur äthiopischen Beta-Israel-Gemeinde, die nach Israel einwandern durfte, wird das Judentum dieser Gruppe von den israelischen Behörden nicht allgemein anerkannt.

Rabbinerin Sussman meinte, im Westen gebe es auch »verschiedene Strömungen des Judentums. Nachdem ich gesehen habe, dass die afrikanischen Juden eine Allianz gebildet haben, in der verschiedene jüdische Gruppen unterschiedlicher Herkunft zusammenarbeiten, bin ich optimistisch.« Ima Hadassa von der jüdischen Igbo-Gemeinde in Nigeria, die glaubt, vom verlorenen biblischen Stamm Gad abzustammen, bestätigte die und nannte SJAA »ein beispielloses Unterfangen, das uns in den kommenden Jahren sehr helfen wird.«

Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!