Hunderte Menschen strömten nach der Bekanntgabe einer Einigung zwischen Israel und der Hamas auf den Platz der Geiseln in Tel Aviv, der sich am Donnerstag von einem Ort des Leids in einen Ort der Freude verwandelte.
Avi Cohen
Der Platz der Geiseln in Tel Aviv, der seit dem 7. Oktober 2023 als Symbol für Schmerz, Hoffnung und Ausdauer stand, verwandelte sich über Nacht in einen Ort der Freude, als Tränen der Verzweiflung durch Tränen der Erleichterung und des Glücks ersetzt wurden. Seit US-Präsident Donald Trump am Mittwoch bekannt gegeben hatte, dass Israel und die Hamas eine Vereinbarung getroffen hatten, wonach alle 48 israelischen Geiseln in der ersten Phase freigelassen werden sollten, füllte sich der Platz mit Familienangehörigen der Entführten, Freiwilligen und Menschen, die einfach nicht zu Hause bleiben konnten.
Dani Miran, der Vater von Omri Miran, der im Rahmen der Vereinbarung nach Hause zurückkehren soll, sagte: »Heute Morgen bin ich voller Freude. So habe ich mich seit zwei Jahren nicht mehr gefühlt. Sehen Sie sich nur diese Freude an, sie ist größer als bei der Geburt eines Kindes. Auf ein Baby wartet man neun Monate, aber ich habe zwei Jahre gewartet. Wir haben es den Mädchen [Töchtern] noch nicht gesagt. Wir wollen ihn zuerst hier haben. Ich habe meinen Bart nicht rasiert, weil Omri seinen nicht mehr hat; sie [die Hamas] haben ihn abrasiert. Mein Bart ist zu einem Symbol geworden.«
Rotem Kuper, der Sohn von Amiram Kuper, der nach Gaza entführt und dort ermordet worden war, und von Nurit Kuper, die Wochen nach dem Hamas-Massaker freigelassen worden war, sagte: »Es wird alles real. Die Emotionen brodeln. Das ist eine Wunde, die nie ganz heilen wird, und jedes Mal, wenn wir uns damit konfrontiert sehen, kommen die Gefühle zurück, gemischt und unverarbeitet. Trotzdem versuchen wir, glücklich zu sein. Die Geiseln kommen nach Hause. Unsere geliebten Soldaten kommen nach Hause.«
Einav Zangauker, Mutter des verschleppten Matan Zangauker, hielt ein Schild mit der Aufschrift: »Die Uhr tickt weiter und zählt die Sekunden, bis alle 48 nach Hause zurückkehren! Die Freude ist überwältigend und berechtigt, aber unsere Herzen und unser Kampf werden nicht ruhen, bis die letzte Geisel zurück ist.«
Andere Familienmitglieder von in den Gazastreifen Verschleppten schlossen sich der Szene an, darunter Dani Elgart, dessen Bruder Itzik in Gefangenschaft ermordet wurde. Auch ehemalige Geiseln, welche überlebt hatten und zu einem früheren Zeitpunkt befreit worden waren, kamen auf den zentralen Platz in Tel Aviv.
Tel Aviv feiert
Selbst ein Regenschauer am frühen Morgen konnte die Stimmung der Menschen nicht trüben. Familien mit Kindern, von denen viele in den Sukkot-Ferien waren, kamen in Scharen. Rotem Levi, eine zweifache Mutter aus Ramat Gan, sagte, ihre Kinder seien »aufgewacht, haben von dem Deal gehört und wollten mitkommen. Das ganze Jahr über haben wir zu Hause darüber gesprochen, was es bedeutet, eine Geisel zu sein, warum alle über diesen Platz reden. Heute Morgen wollten sie sehen, wie es aussieht, wenn Hoffnung Wirklichkeit wird.«
Nir Ben Shoshan, ein Einwohner von Tel Aviv, dessen Büro sich in den nahe gelegenen Azrieli Towers befindet, kam vor der Arbeit mit Freunden hierher. »Es liegt etwas in der Luft«, sagte er. »Dies ist nicht nur ein weiterer Tag. Nach zwei Jahren sehen wir endlich wieder lächelnde Gesichter, und das ist in diesem Land keine Kleinigkeit. Dies ist ein historischer Moment.«
Yael, die seit Beginn des Kriegs als Freiwillige auf dem Platz tätig ist, fügte hinzu: »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viele Menschen mit einem Leuchten in den Augen gesehen habe. Wir sind noch vorsichtig; alles hängt von der Umsetzung ab. Aber es fühlt sich an, als würde es endlich passieren. Als wären all die langen Tage und Nächte auf dem Platz nicht umsonst gewesen.«
Eyal, der den Platz in den letzten zwei Jahren mindestens zweimal pro Woche besucht hatte, sah sich voller Emotionen um. »Ich habe hier Menschen gesehen, die zusammengebrochen sind, gebetet und gesungen haben. Und jetzt lächeln alle. Das ist ein Moment, den uns niemand nehmen kann.«
Sharon Schwartz, auch sie eine Einwohnerin von Tel Aviv, kam mit ihrem achtjährigen Sohn, der in eine israelische Flagge gehüllt war. »Ich wollte, dass er sieht, wie Hoffnung aussieht, dass er weiß, dass ein ganzes Volk sich für eine Sache zusammengeschlossen hat: niemanden zurückzulassen.«
Obwohl die Geiseln voraussichtlich erst Anfang nächster Woche eintreffen werden, sind die Feierlichkeiten bereits in vollem Gang. »Es ist erst Donnerstag«, sagte Nir mit einem Lächeln, »aber unsere Herzen konnten nicht warten. Nach zwei Jahren voller Angst und Schrecken haben wir uns das Recht verdient, aufzuatmen.«
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)






