Statt sich um die Wirtschaft oder die Strom- und Wasserversorgung zu kümmern, schicke die schiitische Terrororganisation junge Libanesen in den Tod für die Interessen des Iran, sagte Nancy Lakiss in einem Interview.
In einem am 3. August auf dem YouTube-Kanal Libanon On veröffentlichten Interview kritisierte die schiitische libanesische Journalistin Nancy Lakiss die Hisbollah und sagte, die Organistaion solle sich um die libanesische Bevölkerung kümmern, anstatt zu versuchen, gegen das halbe Universum zu kämpfen. »Seit der Befreiung«, spielte Lakiss auf den israelischen Rückzug aus dem Südlibanon im Jahr 2000 an, »was hat die Hisbollah erreicht? Sagen Sie es mir. Was hat sie für unser Land getan?«
Die Hisbollah sei verantwortlich für die Lage des Libanon, schließlich habe sie die Zügel des gesamten Landes in der Hand. Dass zum Beispiel die Wirtschaft zusammengebrochen sei, hindere die Hisbollah nicht daran, »gegen den Mond, den Saturn, Uranus, Neptun und Pluto sowie in Palästina, im Jemen und im Irak kämpfen« zu wollen. »Ihr wollt gegen all das kämpfen, während euer eigenes Land zusammengebrochen ist und die Menschen keinen Strom, kein Wasser und keine Medikamente haben«, ätzte Lakiss in Richtung Hisbollah.
Was, so fragte die Journalistin, sei mit den Menschen, die krank seien und etwa Krebs haben. Statt sich um diese Menschen zu kümmern, blicke die schiitischen Terrororganisation immer nur nach draußen: »Die Hizbullah sollte sich um die Araber kümmern, um die Menschen im Libanon. Man kann nicht die Fahne des Widerstands hochhalten und sein Volk dem Tod überlassen.«
Auf die Äußerungen des libanesischen Außenministers Abdallah Bou Habib, er könne die Hisbollah nicht kontrollieren, angesprochen, sagte Lakiss, wenn dies wirklich der Fall sei, solle er zurücktreten. »Wir leben in einem [Hisbollah-]Ministaat, der ganz allein über unser Schicksal entscheidet und darüber, ob es Krieg oder Frieden geben wird. Und warum? Um wessen willen? Um der Herrschaft der Rechtsgelehrten willen. Das ist unbestreitbar«, sagte die Journalistin unter Anspielung auf das schiitische Regime in Teheran.
Sie sei doch selbst eine Schiitin, antwortete der Interviewer, der meinte, die Herrschaft der Rechtsgelehrten sei eine religiöse Verpflichtung, so wie die Christen dem Vatikan verpflichtet seien. Dann solle die Hisbollah diese religiöse Verpflichtung »auf ihr eigenes Milieu anwenden, anstatt sie der gesamten Gesellschaft aufzuerlegen«, antwortet Lakiss. Stattdessen schicke die schiitische Terrororganisation junge Männer für den Iran in den Tod.
Sei er nicht eher so, dass diese jungen Männer ins Märtyrertum statt in den Tod geführt werden, wollte der Interviewer wissen, woraufhin Lakiss bekräftigte: »In den Tod. Offensichtlich sind sie Märtyrer. Ich sage gar nichts anderes. Aber sie müssen sterben, um Märtyrer zu werden. Also schickt man sie in den Tod. Und warum? Weil es den Interessen und Plänen des Iran im Libanon dient. Diese Märtyrer zahlen den Preis für einen Konflikt, der nichts mit unserer nationalen Ehre zu tun hat. Wo ist unsere nationale Ehre? Hier oder in Palästina?«
Das Märtyrertum bekämpfen
Die Christen im Libanon, fuhr sie fort, würden als Europäer betrachtet, ebenso wie die Israelis, so dass die beiden Kulturen einander irgendwie naheständen, was die Christen im Libanon noch »nicht zu Zionisten macht. Im Milieu der Hisbollah fragt man zum Beispiel ein Kind: ›Was willst du werden, wenn du groß bist?‹ Und es antwortet: ›Ein Märtyrer‹. Bei den Christen ist das anders. Sie wollen Ingenieure, Anwälte, Piloten werden.«
Aber im aktuellen Krieg seien doch die meisten, wenn nicht sogar alle »Märtyrer«, Ingenieure, Ärzte und Absolventen der besten ausländischen Universitäten, warf der Interviewer ein. Sie habe auch nicht gesagt, »dass sie Ignoranten waren«, antwortete Lakiss. Wenn sie nichts anderes als Märtyrer sein wollten, hätten sie doch aber nicht studiert, entgegnete seinerseits der Interviewer, woraufhin Lakiss zurückgab: »Selbst wenn jemand studiert und eine höhere Bildung erhält, wird er durch Gehirnwäsche zu einem Ignoranten.«
Ob sie denn nicht glaube, dass Allah Hassan Nasrallah ernannt habe, wie es der Hisbollah Generalsekretär von sich selbst behaupte, wollte der Interviewer wissen. »Sie machen wohl Witze. Das ist doch ein Scherz«, reagierte Lakiss: »Natürlich glaube ich das nicht. Entschuldigung, aber bei allem Respekt für Nasrallah und seinen Turban und seine Kultur: Ist es denkbar, dass eine religiöse Autorität von solchem Format den Leuten erzählt, er sei von Allah ernannt worden? Er ist kein unfehlbarer, von Allah ernannter Imam. Wenn Sie Begriffe aus dem schiitischen Glauben verwenden wollen: Er ist keiner der von Allah ernannten Abgesandten des Mahdi.«
Sie könne heute auch von sich selbst sagen, dass Allah sie ernannt habe, fuhr die Journalistin fort. »Würden die Menschen mir glauben? Ich würde einen Hidschab anziehen und sagen, dass Allah mich ernannt hat. Ich kann sagen, dass ich jetzt gläubig und den Hidschab anziehe, weil Allah mich ernannt hat.« Sie wolle dem Interviewer etwas sagen, was sie schon in der Vergangenheit gesagt habe: »Wenn der Antichrist käme und sagte, dass er die Hisbollah unterstützt, würden sie ihm applaudieren, also glauben sie natürlich, dass Allah Nasrallah ernannt hat.«
In einem Teil des Interviews, der nicht in dem auf Libanon On veröffentlichten Clip enthalten ist, schilderte Lakiss außerdem, dass ihr Büro wegen ihrer Kritik an der Hisbollah niedergebrannt wurde.
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