Jordanien setzt seinen Kampf gegen die mittlerweile verbotene Muslimbruderschaft fort und konzentriert sich nun auf das Finanznetzwerk der Gruppe.
Ermittlungen der jordanischen Sicherheitsdienste ergaben, dass die Muslimbruderschaft ein komplexes Finanznetzwerk betreibt, das auf Investitionen, Spenden und monatlichen Beiträgen innerhalb und außerhalb Jordaniens basiert. Aufgrund dieser Informationen wurden in den letzten Tagen elf Personen festgenommen mit dem Ziel, die Unterwanderung der jordanischen Wirtschaft durch die Organisation einzudämmen.
Den Recherchen zufolge hat die Muslimbruderschaft laut dem jordanischen Abgeordneten Jamil al-Daheisat unter dem Vorwand der Unterstützung der Palästinenser kürzlich mehr als 36 Millionen Euro gesammelt. Diese Gelder wurden zum Kauf von Immobilien, für individuelle Investitionen und zur Unterstützung politischer Kandidaten verwendet. Offizielle Ermittlungen ergaben außerdem, dass umfangreiche Vermögenswerte und Immobilien nicht auf die Organisation selbst, sondern auf den Namen von Personen mit Verbindungen zur Muslimbruderschaft registriert sind, was einen klaren Versuch darstellt, die Eigentumsverhältnisse zu verschleiern und sich der Aufsicht zu entziehen.
Die Muslimbruderschaft investierte einerseits in den Kauf von Wohnungen außerhalb Jordaniens; darüber hinaus überwies sie laut Ermittlungen Gelder an arabische Staaten sowie an Länder außerhalb des Nahen Ostens.
In diesem Zusammenhang erklärte der jordanische Journalist Salah al-Abadi, die Muslimbruderschaft würde den Krieg im Gazastreifen ausnutzen, um Millionen zu sammeln, aber nur »weniger als ein Prozent« die palästinensische Bevölkerung erreiche. Stattdessen würden die Mittel für interne Zwecke wie Gehälter, Investitionen in Immobilien und die Finanzierung der Aktivitäten des politischen Arms der Muslimbruderschaft verwendet.
Al-Abadi berichtete auch über die Existenz von Ausbildungslagern für rekrutierte Jugendliche und Studenten sowie über den Kauf von Immobilien im Namen der Führer der Gruppe, um die Spuren der Finanzierung und der Eigentumsverhältnisse zu verwischen. Einige Tage vor Bekanntgabe der jüngsten Ermittlungen meldeten die Behörden ein Unternehmen und drei Vereinigungen, die mit der Muslimbruderschaft in Verbindung stehen, wegen finanzieller Verstöße der Justiz.
Zerschlagung der Netzwerke
Im April letzten Jahres wurde die Muslimbruderschaft in Jordanien verboten, nachdem ihr »Aktivitäten, die das Land destabilisieren und die Sicherheit und nationale Einheit untergraben könnten«, vorgeworfen wurden. Angesichts der massiven finanziellen und organisatorischen Verstöße, die durch die jüngsten Ermittlungen aufgedeckt wurden, werden nun auch die Forderungen nach einem Verbot der Islamischen Aktionsfront, dem politischen Arm der Muslimbruderschaft, lauter.
Der Abgeordnete Mohammed al-Jarrah bezeichnete die Auflösung der Partei als nationale Notwendigkeit, da sie keine nationale Opposition, sondern ein verdächtiges ideologisches Projekt sei, das die Demokratie ausnutze, um die Stabilität des Staates zu bedrohen und seine Institutionen zu untergraben.
In diesem Zusammenhang erklärte der ehemalige Justizminister Mahmoud Kharabsheh, die laufenden Ermittlungen »könnten eine direkte Verbindung zwischen der Partei und der verbotenen Organisation der Muslimbruderschaft aufdecken«. Sollte sich dies bestätigen, werde »die Partei mit strengen rechtlichen Maßnahmen rechnen müssen, die auch die Einstellung ihrer Aktivitäten umfassen könnten«. Die Ermittlungen würden zu strengen Konsequenzen gemäß den Bestimmungen des Vereins- und Geldwäschegesetzes führen, wobei der Rechtsexperte die Entschlossenheit der jordanischen Justiz betonte, gegen diese finanziellen Verstöße vorzugehen.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen wird erwartet, dass die Behörden zunächst die finanziellen und sozialen Netzwerke der Bruderschaft zerschlagen werden, um anschließend den politischen Einfluss der Gruppe zu beenden.






