Von Florian Markl
Das „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ hat sich in einer Presseaussendung zum Thema Jerusalem geäußert. Darin ist zu lesen:
„Als religiöse Würdenträger betrachten wir die Heilige Stadt Jerusalem mit tiefer Liebe, denn sie ist die Stadt des Friedens für alle Gläubigen und für die gesamte Menschheit. Jerusalems religiöses Erbe bietet den Gläubigen den Trost, dass sie, wenn sie gemäß ihrer gemeinsamer Werte von Dialog, Respekt und Empathie leben, dazu beitragen, einen dauerhaften Frieden zu erreichen.“
Nun kann man über Jerusalem Vieles behaupten, aber wenn die mehrtausendjährige Geschichte der Stadt eines zeigt, dann dass sie ein denkbar schlechter Kandidat für die Auszeichnung als „Stadt des Friedens“ ist. In seiner 2004 erschienenen Geschichte Jerusalems fasst der Historiker und Archäologe Eric H. Cline die bewegte Vergangenheit der Stadt folgendermaßen zusammen:
„Es gab in den vergangenen vier Jahrtausenden mindestens 118 verschiedene Konflikte in und über Jerusalem – Konflikte, die von lokalen religiösen Auseinandersetzungen bis zu strategischen militärischen Kampagnen reichten und alles dazwischen beinhalteten. Jerusalem wurde mindestens zwei Mal komplett zerstört, 23 Mal belagert, weitere 52 Mal angegriffen sowie 44 Mal erobert und rückerobert. Es war der Schauplatz von 20 Revolten und unzähligen Ausschreitungen, durchlebte im vergangenen Jahrhundert mindestens fünf verschiedene Perioden gewalttätiger terroristischer Attacken und hat in den vergangenen 4000 Jahren nur zwei Mal den völlig friedlichen Wechsel von einer Macht zur anderen gesehen.“