Die US-Luftangriffe haben den Weg für eine Offensive der international anerkannten Regierung geebnet, die laut Experten das Ende der Huthi-Herrschaft im Jemen bedeuten könnte.
Die jüngsten US-Angriffe auf die Huthi im Jemen würden trotz ihrer Intensität nicht ausreichen, um die mit dem Iran verbündeten Milizen zu besiegen, schrieb Hossam Sadek kürzlich auf Mena-Watch. Die Bombardements könnten jedoch, fuhr Sadek fort, die Huthi-Gegner vor Ort veranlassen, die Schwäche der Miliz für eine Offensive auszunutzen, um die Kontrolle über von ihr gehaltene Gebiete zu gewinnen.
Genau dies scheint sich nun abzuzeichnen, wenn die jemenitische Regierung Berichten zufolge einen massiven Angriff planen soll, um den im Westen des Jemens gelegenen Hafen Hodeidah von den Huthi zurückzuerobern. Hodeidah gilt als einer der wichtigsten Häfen des Landes und war vor dem Krieg eine wichtige Quelle für Lebensmittelimporte.
Die international anerkannte Regierung Jemens bereite sich darauf vor, Soldaten für bislang die größte Offensive des Bürgerkriegs zu mobilisieren, wie der Vorsitzender des Gulf Research Center mit Sitz in Saudi-Arabien, Abdulaziz Sager, am Freitag mitteilte. »Meines Wissens werden fast 80.000 Soldaten der legitimen jemenitischen Regierung an verschiedenen Orten für die Übernahme von Hodeidah mobilgemacht.« Ein solche Zahl an Soldaten würde die Mehrheit aller nicht mit den Huthi verbundenen Streitkräfte im Jemen darstellen, erklärte Sager weiter. Sollte die Offensive tatsächlich stattfinden und erfolgreich sein, könnte sie auch den Weg für einen Angriff auf die Hauptstadt Sana’a ebnen, die seit 2014 unter der Kontrolle der Huthi steht.
Mit US-Unterstützung?
Die staatliche Zeitung der Vereinigten Arabischen Emirate, The National, berichtete am Freitag, die erneuten Luftangriffe auf die Huthi im Allgemeinen wie die auf Hodeidah im Besonderen hätten den Boden für einen bevorstehenden Angriff bereitet. Berichten zufolge seien bei den Angriffen mehrere wichtige Huthi-Führer getötet worden.
Sager wies in diesem Zusammenhang auch auf das kürzliche Treffen zwischen dem Kommandeur des US Central Command (CENTCOM), Michael Erik Kurilla, und dem Stabschef der jemenitischen Streitkräfte, Sagheer Hamoud Ahmed Aziz, in Saudi-Arabien hin. Kurilla besuchte in der ersten Aprilwoche mehrere Länder im Nahen Osten, darunter Israel, Jordanien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien.
Dabei sei besprochen worden, dass die USA den jemenitischen Regierungstruppen Luftunterstützung und Drohnenüberwachung zur Verfügung stellen würden, erklärte Sager. »Ich denke, wir könnten kurz davor stehen, das Ende der Huthi einzuläuten. Sie hatten jede Chance auf eine politische Lösung und darauf, Teil einer Regierung zu werden, die den Jemen von all diesem Leid befreien würde.«
Am bislang letzten Angriff auf Hodeidah im Jahr 2018 war eine Koalition aus jemenitischen, saudischen und emiratischen Truppen beteiligt, die die Hafenstadt umzingelten und damit begannen, die Versorgung der eingeschlossenen Huthi-Kämpfer zu unterbrechen. Die UNO und mehrere Staaten befürchteten damals, dies würde zu einer Verschlechterung der humanitären Lage im Jemen führen und eine Hungersnot auslösen.
Infolge wurden sowohl die Koalitionsstreitkräfte wie die Huthi unter Druck gesetzt, was zur Unterzeichnung des Stockholmer Abkommens von 2018 führte, in dem alle bewaffneten Kräfte zum Rückzug verpflichtet wurden und die Öffnung humanitärer Korridore ermöglicht wurde. Spätestens 2019 hatten die Huthi dieses Abkommen jedoch gebrochen, indem sie neue Truppen in die Stadt verlegten; bis 2021 hatten sie die gesamte Stadt zurückerobert und alle ihnen feindlichen Truppen vertrieben.