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Wer hat in Washington Angst vor dem Iran?

Demonstration in der iransichen Hauptstast Teheran
Demonstration in der iranischen Hauptstadt Teheran (Quelle: Fars Media Corporation / CC BY 4.0)

Die Bedenken der USA gegenüber dem Iran sind weder verständlich noch gerechtfertigt. Und es ist unangebracht, wenn Beamte in Washington versuchen, sich hinter Israel zu verstecken.

Eyal Zisser

Es ist unklar, warum jedes Mal, wenn eine Explosion in einer iranischen Nuklearanlage gemeldet wird, anonyme hochrangige US-Beamte verlauten lassen, die USA seien nicht dafür verantwortlich, und andeuten, die Verantwortung liege bei Israel und wenn, dann müsse man sich an Israel rächen.

Dies ist in den letzten Jahren wiederholt geschehen, als pro-iranische Milizen im Irak angegriffen wurden. Hochrangige amerikanische Beamte, die befürchteten, dass jemand ihre Streitkräfte im Land angreifen würde – was die Iraner in jedem Fall tun –, ließen eilig durchsickern, Israel steckte hinter diesen Angriffen. Dasselbe geschah letzte Woche, als Beamte aus dem Pentagon, natürlich anonym, bekannt gaben, Israel habe seine Aktivitäten gegen den Iran verstärkt, ohne die USA um Erlaubnis zu bitten oder Washington überhaupt zu informieren.

Es gab nur einen Fall, in dem die Amerikaner mit ihrer Gewohnheit brachen, nämlich im Januar 2020, als sie selbst den »Kopf der Schlange«, den damaligen Kommandeur der Quds-Truppen, Qassem Soleimani, ausschalteten. Im Allgemeinen verhalten sich die Amerikaner gegenüber dem Iran jedoch eher zögerlich und kompromissbereit.

Als die Iraner im Sommer 2019 saudische und emiratische Öleinrichtungen angriffen, reagierten die Amerikaner überhaupt nicht, obwohl diese beiden Länder enge Verbündete der USA sind. Selbst als US-Stützpunkte von Iranern in der Region angegriffen wurden, war die Reaktion verhalten.

Kein Vassallenstaat der USA

Die Vereinigten Staaten sind Israels wichtigster Verbündeter, und es darf nicht sein, dass ein paar anonyme Beamte diese Freundschaft und das amerikanische Engagement für Israels Sicherheit infrage stellen. Wir befinden uns schließlich nicht im Jahr 1948, als sowohl das Pentagon als auch das Außenministerium die Gründung des Staates Israel verhindern wollten, weil sie befürchteten, dass dieser zu einem russischen Satellitenstaat werden oder die Vereinigten Staaten in einen Krieg in der Region verwickeln könnte.

Nichtsdestotrotz haben die wiederholten Leaks, die Israel unterstellen, hinter den regionalen Spannungen zu stecken, etwas Unklares und Unheimliches an sich. Wie der verstorbene israelische Premierminister Menachem Begin sagte, ist Israel kein Vasallenstaat Amerikas und braucht nicht die Zustimmung der USA für jeden Schritt. Es hat seine eigenen Interessen, die nicht immer mit denen der Amerikaner übereinstimmen und nach denen es handeln muss.

Außerdem sind die amerikanischen Bedenken gegenüber dem Iran weder verständlich noch gerechtfertigt. Der Iran ist ein großes und wichtiges Land, und es besteht keine Notwendigkeit, unnötigerweise einen Krieg mit ihm zu beginnen. Aber gleichzeitig gibt es auch keinen Grund, seine Macht übertrieben darzustellen. Schließlich befindet sich der Iran in einer schweren Finanzkrise, und sein Militär ist längst nicht so stark, wie Teheran uns glauben machen will.

Israel hat in den letzten zehn Jahren bewiesen, dass man den Iranern rote Linien setzen und ihre Aktivitäten vereiteln kann. Es hat auch bewiesen, dass Teheran nur begrenzt in der Lage ist, Vergeltung zu üben und von einem Konflikt abgeschreckt werden kann.

Auch wenn diese Erkenntnis angesichts der verstärkten Aktivitäten, die Israel auf iranischem Boden zugeschrieben werden, auf die Probe gestellt wird, leben wir doch im Nahen Osten. In dieser Region werden diejenigen, welche die andere Wange hinhalten, garantiert wieder geschlagen werden. Die Iraner verstehen die Sprache der Gewalt, und deshalb dürfen wir nicht zögern zu handeln.

Es ist unangebracht, wenn Beamte in Washington versuchen, sich hinter Israel zu verstecken und dem jüdischen Staat die Schuld an der Eskalation zuschieben.

Eyal Zisser ist Dozent am Lehrstuhl für Geschichte des Nahen Ostens an der Universität Tel Aviv. Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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