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Israels Krankenhäuser bereiten sich auf Ankunft der Gaza-Geiseln vor

Israel Gesundheitseinrichtungen berieten sich auf Heimkehr der Geiseln vor
Israel Gesundheitseinrichtungen berieten sich auf Heimkehr der Geiseln vor (Imago Images / ZUMA Üress Wire)

Das Gesundheitsministerium hat ein medizinisches Protokoll für die Behandlung entlassener Geiseln herausgegeben, das auf den Erfahrungen aus der Geiselfreilassung vom November 2023 basiert.

Maytal Yasur Beit-Or

Das israelische Gesundheitsministerium hat ein umfassendes Protokoll für die Behandlung der Geiseln erstellt, die in Kürze aus der Hamas-Gefangenschaft im Gazastreifen entlassen werden sollen. Es basiert auf den Erfahrungen, die aus dem Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Terroristen im November 2023 gezogen wurden.

Das Protokoll enthält detaillierte Richtlinien für medizinische Untersuchungen, psychische Gesundheitsfürsorge, Schutz der Privatsphäre und langfristige Unterstützung der Rückkehrer und ihrer Familien, wobei der Schwerpunkt auf individueller Betreuung und der Achtung der Würde des Einzelnen liegt. Die Richtlinien bestehen dabei aus folgenden Punkten:

  • Vorabinformationen: Weitergabe medizinischer Informationen an die Krankenhäuser vor der Ankunft der rückkehrenden Geiseln, einschließlich Berichten von medizinischen Teams am Grenzübergang;
  • Erstbeurteilung: Sofortige Beurteilung in Anwesenheit eines Familienmitglieds, mit der Option auf weibliches Personal für Rückkehrerinnen;
  • Umfassende Testreihe: Untersuchung auf Infektionskrankheiten, Schwangerschaftstests, Tests zur Erkennung von Blutgerinnseln und vollständige Ernährungsbewertung;
  • Mindestaufenthalt: Empfehlung für einen mindestens viertägigen Krankenhausaufenthalt zur Organisation und Eingewöhnung;
  • Betreuungsrahmen: Engagiertes Team aus Fachärzten, koordinierenden Krankenpflegern, Sozialarbeitern und Gerichtsmedizinern;
  • Schutz der Privatsphäre: Kennzeichnung der Rückkehrer als »Sonstige« in den Krankenakten zur Wahrung der Anonymität, Behandlung in isolierten Einheiten mit geschlossenen Besucherlisten und absolutes Fotografier- und Posting-Verbot;
  • Fortgesetzte Betreuung: Langfristige Unterstützung in Gemeinschaftskliniken und Hilfe bei der medizinischen Ausrüstung wie zum Beispiel Hörgeräten.

Erstbehandlung

Krankenhäuser erhalten bei der Benachrichtigung über die Freilassung eines Rückkehrers vorab medizinische Informationen über seinen Zustand, darunter Berichte des medizinischen Personals am Grenzübergang. Bei ihrer Ankunft werden die Rückkehrer in Begleitung eines Familienmitglieds oder einer Begleitperson ihrer Wahl einer Erstuntersuchung unterzogen, um dringende medizinische Probleme auszuschließen. Rückkehrerinnen haben die Möglichkeit, sich von weiblichem medizinischem Personal untersuchen zu lassen.

Das medizinische Protokoll umfasst eine umfassende Reihe von Tests: Screening auf Infektionskrankheiten, Schwangerschaftstests für Frauen im gebärfähigen Alter, Untersuchung auf Blutgerinnsel – eine Erkrankung, die bei früheren Rückkehrern aufgrund längerer Immobilität in der Gefangenschaft beobachtet wurde –, und eine vollständige Ernährungsbewertung einschließlich Vitamin-, Kalium- und Zinkspiegel. Je nach Gesundheitszustand werden Konsultationen mit Ärzten verschiedener Fachrichtungen durchgeführt, darunter Augenärzte, Gynäkologen, Geriater und Zahnärzte. Das Gesundheitsministerium empfiehlt einen mindestens viertägigen Spitalsaufenthalt zur Organisation und Eingewöhnung.

Das Ministerium ist auch auf besondere Bedürfnisse vorbereitet. Gesundheitsfonds haben sich verpflichtet, bei Bedarf persönlich angepasste Hörgeräte zur Verfügung zu stellen. Nach der Entlassung werden die Rückkehrer von einem koordinierenden Krankenpfleger und einem Sozialarbeiter begleitet, um die Kontinuität der Versorgung in den Gemeinschaftskliniken sicherzustellen. Ein ständiges Pflegeteam, dem auch ein Gerichtsmediziner zur Dokumentation von Verletzungen angehört, ist für die fortlaufende Behandlung verantwortlich.

Datenschutz an erster Stelle

Dem Datenschutz wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt: Rückkehrer werden in den Krankenakten als »Sonstige« geführt, um unbefugte Informationsrecherchen zu verhindern. Die Behandlung erfolgt in einer isolierten Einheit mit einer geschlossenen Besucherliste, einschließlich separater Bereiche für die Unterbringung von Familien und zur Erholung. Dem Militärpersonal wird ein separater Raum zugewiesen, um ein Gedränge in den Gängen zu vermeiden.

Das Fotografieren in diesen isolierten Einheiten ist strengstens untersagt und die Familien werden angewiesen, keine Informationen in den sozialen Medien zu veröffentlichen. Die gesamte Medienberichterstattung wird ausschließlich über das Büro des Sprechers des Gesundheitsministeriums koordiniert und genehmigt.

»Das israelische Gesundheitssystem erwartet die Rückkehr der Geiseln aus der Gefangenschaft mit Spannung und leitet die Aufnahme der Rückkehrer nach Israel mit einem Gefühl von Mission, Professionalität und Demut«, sagte Hagar Mizrahi, die Leiterin der medizinischen Abteilung des Gesundheitsministeriums. »Die Erfahrung zeigt, dass die Rückkehr aus der Gefangenschaft eine sofortige Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus erfordert, gefolgt von einer langfristigen Überwachung, die medizinische, psychische und soziale Aspekte umfasst.«

Laut Mizrahi wurde der Plan auf der Grundlage der Lehren aus dem Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Terroristen im November 2023 und der Erfahrungen aus anderen Rettungsaktionen entwickelt. »Die Reaktion muss umfassend und langfristig sein, mit persönlicher Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse und Entscheidungen jedes einzelnen männlichen und weiblichen Rückkehrers und unter strikter Beachtung des Schutzes der Privatsphäre.«

Vier zentrale Krankenhäuser

Die Rückkehrer werden in einem von vier zentralen Krankenhäusern aufgenommen:

  • dem Sheba Medical Center in Tel Hashomer in Ramat Gan,
  • dem Rabin Medical Center in Petach Tikva,
  • dem Tel Aviv Sourasky Medical Center (Ichilov Hospital)
  • dem Shamir Medical Center (ehemals Assaf Harofeh Medical Center) in Be’er Ya’akov.

Darüber hinaus sind das Soroka Medical Center in Beerscheba und das Barzilai Medical Center in Aschkelon als temporäre und kurzfristige Einrichtungen für Rückkehrer vorgesehen, die eine sofortige Behandlung komplexer und schwieriger Erkrankungen benötigen.

Mizrahi sagte, sie habe noch nicht entschieden, welches Krankenhaus als Erstes rückkehrende Geiseln aufnehmen werde, denn solche Überlegungen müssten »dem Zustand der Rückkehrer entsprechend« erfolgen. Sie wies darauf hin, dass man sich auf die Möglichkeit vorbereite, dass Rückkehrer eine Intensivbehandlung benötigen werden.

Die israelischen Gesundheitseinrichtungen bereiten sich »auf komplexere und schwierigere psychische und physische Aspekte vor. Die Tage in Gefangenschaft haben Folgen. Das [durch lange Unterernährung verursachte] Refeeding-Syndrom ist eines der Probleme, auf die wir uns vorbereiten. Auch die Intensivpflege ist ein Thema, und es kann Fälle geben, die eine intensivere Behandlung erfordern.« Werden in den ersten vier bis sieben Tagen nach einer langen Mangelernährung zu viel Nahrung oder flüssige Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen, kann das Elektrolytungleichgewicht neurologische, pulmonale, kardiale, neuromuskuläre und hämatologische Symptome verursachen.

»Im Namen des Datenschutzes möchten wir, dass die Behandlungen relativ abgeschirmt von der Öffentlichkeit durchgeführt werden«, erläuterte Mizrahi, »aber wenn es Notfälle gibt, bei denen wir die Abteilung für Rückkehrer verlassen und in andere Teile des Krankenhauses gehen müssen, wird dies sicherlich geschehen.«

Psychsiche Probleme erwartet

Eine weitere Möglichkeit, auf die man sich vorbereitet, ist, dass Rückkehrer möglicherweise in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden müssen. »Wir werden ihnen erlauben, in der Rückkehrer-Abteilung zu bleiben, und versuchen, dort eine maximale psychische Versorgung zu gewährleisten, einschließlich eines langfristigen Krankenhausaufenthalts, der den medizinischen Bedürfnissen und den Wünschen der Familie entspricht«, so die ärztliche Leiterin. Bei Bedarf besteht jedoch die Möglichkeit einer Einweisung in eine psychiatrische Abteilung im selben Krankenhaus oder in eine psychiatrische Klinik.

Eine der gewonnenen Erkenntnisse betrifft die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Versorgung und die Verantwortung der Krankenhäuser auch über die Entlassung hinaus. »Es muss sichergestellt werden, dass sie in der Rückkehrer-Klinik des Krankenhauses oder in einer anderen Klinik ihrer Wahl weiter versorgt werden. Dies ist eine Lehre aus den Erfahrungen, die wir gemacht haben, als die Weiterversorgung nicht aufrechterhalten wurde, insbesondere im Hinblick auf die psychische Gesundheit. Deshalb haben nutzen wir auch die Krankenpfleger der Gemeinden«, so Mizrahi abschließend.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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