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Zwei Jahre nach dem 7. Oktober: Israels kleine Unternehmen kämpfen ums Überleben

Israels Kleinbetriebe in der Krise: Straßencafé im Tel Aviver Stadtteil Florentin
Israels Kleinbetriebe in der Krise: Straßencafé im Tel Aviver Stadtteil Florentin (© Imago Images / Dreamstime)

Nicht nur im angesagten Stadtteil Florentin von Tel Aviv balanciert Israels Wirtschaft zwischen Überleben und Existenzangst.

Zwei Jahre nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gaza-Krieg steht Israels Wirtschaft auf einem schmalen Grat zwischen Erholung und Erschöpfung. Während Regierungsberichte von Wachstum sprechen, kämpfen in Stadtteilen wie Florentin in Tel Aviv kleine Cafés, Werkstätten und Ateliers ums tägliche Überleben – und um das Gefühl von Normalität.

Laut Reuters wuchs Israels Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 lediglich um ein Prozent, angetrieben vor allem durch staatliche Ausgaben und Verteidigungsinvestitionen. Für 2025 erwarten Ökonomen ein moderates Wachstum von 2,7 Prozent, während das Haushaltsdefizit über vier Prozent liegt und die Inflation sich bei knapp vier Prozent stabilisiert hat. Die Bank of Israel warnt zugleich, dass die Arbeitsmärkte »nachhaltig geschwächt« bleiben, besonders in Niedriglohnsektoren und im Einzelhandel.

Betroffener Mittelstand

Der Tel Aviver Stadtteil Florentin gilt seit Jahren als Symbol für Israels kreative Kultur der Selbstständigen – ein Ort voller Street-Art, Vintage-Shops und Musikbars. Doch seit dem Krieg hat sich das Bild verändert. Im bekannten POC Café, wo man vor zwei Jahren kaum einen Sitzplatz ergattern konnte, bleiben heute die Tische oft leer. Die Leute zählen ihr Geld, bevor sie Kaffee bestellen.

Ein paar Straßen weiter beschreibt Alex, Inhaberin eines Secondhandladens, ihre Lage ähnlich: »Die Miete steigt, aber die Laufkundschaft ist weg. Wir verkaufen mehr online, doch das deckt kaum die Fixkosten.« Gemeinsam mit anderen Geschäftsbesitzern organisiert sie Pop-up-Märkte und Nachbarschaftsevents. The Guardian beschrieb diese Form der Selbsthilfe als »mikroökonomisches Rückgrat einer Gesellschaft, die gelernt hat, sich selbst zu retten«.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) machen in Israel 99 Prozent aller Betriebe aus und sichern mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze. Dennoch sind sie laut Times of Israel die größten Verlierer der vergangenen zwei Jahre: Über 80.000 Betriebe mussten schließen, während nur etwa 70.000 neu gegründet wurden.

Florentin spiegelt diese Entwicklung deutlich wider. Ladenflächen wechseln im Monatsrhythmus den Besitzer; Galerien und Musikstudios weichen Franchiseketten. Der Verlust palästinensischer Arbeitskräfte im Dienstleistungssektor verschärft die Lage. Le Monde berichtete, dass durch Einschränkungen der Arbeitserlaubnisse Zehntausende Beschäftigte fehlen.

Fragile Zuversicht

Ökonomen rechnen damit, dass sich Israels Wirtschaft bis 2026 weiter stabilisieren wird. Doch der Abstand zwischen dem High-Tech-Sektor und der lokalen Dienstleistungsökonomie wächst. Wie die Brookings Institution analysiert, werde »die wahre Erholung sozial, nicht fiskalisch entschieden«, und zwar durch Vertrauen und Gemeinschaft und nicht durch Zahlenkolonnen.

In Florentin zeigt sich dieser Gedanke bereits: Zwischen Street-Art und Secondhandläden blühen kleine Akte des Widerstands: ein Konzert, eine gemeinsame Ausstellung, ein Kaffee auf Kredit. »Wir sind müde, aber wir geben nicht auf«, sagt Alex. »Vielleicht ist das die israelische Art des Wiederaufbaus – nicht durch große Pläne, sondern durch kleine Schritte.«

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