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Israels Interesse an einer US-Präsenz in Ostsyrien

US-Stützpunkt Tanf im Südosten Syriens. Unter Schutz der amerikanischen Soldaten überlebten 50.000 Flüchtlinge.

Israels Interesse an einer US-Präsenz in Ostsyrien

„In einem Bericht der Londoner Times vom 27. Juli hieß es unterdessen unter Berufung auf ‚Quellen am Golf‘, Präsident Trump habe bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Helsinki erklärt, die US-Streitkräfte würden in Syrien bleiben, bis der Iran seine Truppen abgezogen habe. Weiter wurde in dem Artikel der Times berichtet, der Nationale Sicherheitsberater John Bolton habe ABC News gegenüber erklärt, die US-Streitkräfte würden dortbleiben ‚solange der Iran den Nahen Osten bedroht‘. Das klingt nach einer Verpflichtung, auf die die kurdischen Verbündeten Washingtons sich verlassen können sollten. Doch sprechen Handlungen eine deutlichere Sprache als Bekenntnisse. Und die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) bzw. der Demokratische Rat Syriens sind sich offenbar weiterhin unsicher, was die USA langfristig vorhaben. Vergangene Woche fanden die ersten direkten Verhandlungen zwischen ihren Vertretern und dem Assad-Regime in Damaskus statt.

Wohin die Reise geht, ist nicht ganz klar. Israels Interessen dagegen sind eindeutig. Es will, dass die ostsyrische Enklave und der Stützpunkt in al-Tanf als ernstzunehmendes physisches Hindernis für die iranischen Pläne, einen zusammenhängenden Landkorridor bis zum Mittelmeer zu etablieren, bewahrt werden. Deren Bewahrung würde zudem einen umfassenden iranischen Sieg im Syrienkrieg vereiteln und dem Westen bei ernsthaften politischen Verhandlungen über die Zukunft Syriens einen Platz am Verhandlungstisch sichern. Israel sollte sich daher in Washington auf allen ihm zur Verfügung stehenden Wegen bei der Exekutive und Legislative gleichermaßen für die Wahrung der SDF-Enklave im Osten Syriens einsetzen.

Insbesondere sollte es sich für die offizielle Einrichtung einer Flugverbotszone durch die USA verwenden, die Flugzeugen des Regimes und der mit ihm verbündeten Kräfte Flüge östlich des Euphrat untersagt. Mit diesem an die Einrichtung der Flugverbotszone über Irakisch-Kurdistan nach dem Golfkrieg von 1991 erinnernden Schritt würde die Existenzfähigkeit der von den SDF kontrollierten Enklave mit einem Schlag bis auf Weiteres gesichert. Außerdem sollte die Demokratische Föderation Nordsyriens, wie das Gebiet offiziell heißt, ausdrücklich anerkannt werden. Da die Föderation sich nicht von Damaskus lossagen will, braucht der Westen sich in diesem Zusammenhang auch keine Sorgen um die territoriale Integrität Syriens zu machen.

Der strategische Wettbewerb im Nahen Osten zwischen dem Iran und seinen Verbündeten einerseits und den USA und ihren Verbündeten andererseits nimmt zunehmends Fahrt auf. Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, dass der Westen seine Bündnisse und Investitionen wahrt und zeigt, dass er ein glaubwürdiger und verlässlicher Partner und Verbündeter ist. Der Osten Syriens bietet hierauf gegenwärtig die Probe. In Qamishli, Kobani und anderen mühsam verteidigten Gebieten warten die Menschen auf die Entscheidung des Westens.“ (Jonathan Spyer: „The future of eastern Syria and the Israeli interest“)

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