Die Gemeinden im Norden Israels seien für den Fall einer Eskalation des Konflikts durch die Hisbollah nicht ausreichend geschützt, sagte hingegen der Vorsitzende des örtlichen Regionalrats.
Das Heimatfrontkommando der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) ist auf einen umfassenden Krieg mit den Terrormilizen der Hisbollah an der Nordgrenze des jüdischen Staates zum Libanon vorbereitet, bekräftigte Kommandeur Rafi Milo letzten Sonntag.
»Wenn die IDF im Norden in den Krieg ziehen müssen, sind wir bereit. Wir haben in den vergangenen Monaten große Anstrengungen unternommen, um diesen Punkt zu erreichen«, erklärte der Chef des Heimatfrontkommandos auf der MuniWorld-Konferenz in Tel Aviv. »Am 7. Oktober 2023 ist es uns nicht gelungen, die Städte an der Grenze zum Gazastreifen zu schützen, und jetzt gibt es eine große Vertrauenskrise in der Armee.«
Der Vorsitzende des Regionalrats von Mateh Asher im westlichen Galiläa, Moshe Davidovich, bestätigte diese Krise indirekt, als er auf der Konferenz meinte, die Grenzstädte seien im Fall einer Ausweitung des Konflikts »weder vorbereitet noch geschützt. Die israelische Regierung hat in allen Fragen der Vorbereitung auf die Verteidigung der Konflikt- und Frontlinie [mit dem Libanon] versagt«, so sein Vorwurf.
Die vom Iran unterstützte Terrororganisation Hisbollah greift den Norden Israels fast täglich an, seitdem sie am 8. Oktober 2023 zur Unterstützung der Hamas in den Krieg eingetreten ist. Dabei wurden mehr als zwanzig Israelis getötet, Dutzende verletzt und große Schäden angerichtet. Zehntausende Menschen sind wegen der anhaltenden Gewalt weiterhin zu einem Dasein als Binnenflüchtlinge verurteilt.
Permanente Angriffe
In den Städten an der Nordgrenze ertönten den ganzen letzten Sonntag Luftschutzsirenen, die vor ankommenden Raketen und Drohnen warnten. Mindestens zehn Raketen wurden auf israelische Städte in Galiläa und auf den nördlichen Golanhöhen abgefeuert. Mehrere davon explodierten auf offenem Gelände und setzten Felder in Brand, jedoch keine Menschen verletzt. Die Hisbollah übernahm die Verantwortung und gab in einer Erklärung bekannt, Katjuscha-Raketen auf israelische »Militärstellungen« auf den Golanhöhen abgefeuert zu haben, darunter auch auf einen angeblichen IDF-Posten in der Region Mount Dov.
Darüber hinaus gelang es mindestens zwei Selbstmorddrohnen, die israelische Luftabwehr zu durchdringen und in einem offenen Gebiet im nördlichen Golan einzuschlagen und zu explodieren. Der Vorfall, bei dem es keine Verletzten gab, werde von den IDF untersucht, so lokale Berichte. Der Drohnenangriff soll ein sich rasch ausbreitendes Feuer ausgelöst haben. Mehrere Einheiten der Feuerwehr und des Rettungsdienstes konnten ein Übergreifen auf nahe gelegene Gemeinden verhindern.
Am Samstag feuerte die Hisbollah erstmals eine Salve des iranischen Falaq 2-Raketentyps auf eine IDF-Kommandozentrale im Norden Israels ein, so eine Sicherheitsquelle gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Als Reaktion darauf griff die israelische Luftwaffe terroristische Einrichtungen und Infrastruktur im Südlibanon an. Am Sonntagmorgen nahmen Kampfjets auch einen Raketenwerfer in der Gegend von Houla unter Beschuss.
Vergangene Woche erklärte Premierminister Benjamin Netanjahu, Israel sei »auf sehr intensive Maßnahmen im Norden« vorbereitet, um die Sicherheit wiederherzustellen und die vertriebenen Bürger in ihre Häuser zurückzubringen. »Wir haben zu Beginn des Kriegs gesagt, dass wir die Sicherheit sowohl im Süden als auch im Norden wiederherstellen würden, und das tun wir auch«, versicherte Netanjahu, nachdem er zuvor von Kommandeuren auf dem IDF-Stützpunkt Gibor über die Lage unterrichtet worden war.