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Israelische Optionen angesichts iranischer Schwäche

Satellitenaufnahme des iranischen Nuklearzentrums Natanz. Unten in der Mitte und links: Eingänge in einen in den Berg gegrabene Stollenanlage. (Quelle: Google Earth)
Satellitenaufnahme des iranischen Nuklearzentrums Natanz. Unten in der Mitte und links: Eingänge in einen in den Berg gegrabene Stollenanlage. (Quelle: Google Earth)

Das iranische Regime ist so schwach wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber die Uhr in Sachen iranisches Atomwaffenprogramm tickt weiter.

Bislang ist der angekündigte Angriff auf Israel, mit dem das iranische Regime auf den bislang letzten israelischen Gegenschlag antworten will, ausgeblieben – und das, obwohl Israel bei seinen Bombardements sowohl das geheime Nuklearzentrum in Parchin als auch das Sharoud-Raketenzentrum sehr effektiv ins Visier genommen hatte. Die Zerstörung des iranischen Luftabwehrsystems war nicht nur demütigend für das Mullah-Regime, sondern auch von großem strategischem Wert für Jerusalem. Eine komplette Zerstörung der Atomanlagen wäre daher jetzt leichter durchführbar als vor der bislang letzten Runde der Auseinandersetzungen.

Die wirksamen Aktionen Israels gegen die Hisbollah im Libanon – von den explodierenden Pagern bis zu den Bombardements der Raketenstellungen und Drohnenstandorte – ermöglichten nach fast vierzehn Monaten der Auseinandersetzung einen Waffenstillstand. Von den Ankündigungen der schiitischen Stellvertreterorganisation des Irans im Libanon, den Krieg bis zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen fortsetzen zu wollen, ist nichts übriggeblieben. Die Durchschlagskraft der Hisbollah-Raketen wurde von Militärbeobachtern überschätzt; der kontinuierliche Kleinkrieg Israels gegen die Zulieferung iranischer Waffen über Syrien scheint erfolgreich gewesen zu sein und wird aller Wahrscheinlichkeit nach weitergehen.

Nachdem Hisbollah-Kämpfer aus Syrien abgezogen wurden, um die in Bedrängnis gekommenen Einheiten im Libanon zu unterstützen, entstand in Nordsyrien ein militärisches Vakuum, das jetzt von den mit der Türkei verbundenen sunnitischen Islamisten für deren Sturm auf Aleppo genutzt wurde. Bei den Kämpfern handelt es sich um eine Rebellen-Allianz unter der Führung der Gruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS), die aus dem syrischen al-Qaida-Ableger hervorgegangen ist. Die Verlegung russischer Eliteeinheiten von Syrien in die Ukraine schwächte die militärische Schlagkraft von Präsident Baschar al-Assad zusätzlich.

Optionen angesichts der iranischen Schwäche

Gerade die momentane Position der Schwäche seiner Verbündeten könnte den Iran aber darin bestärken, Atombomben herzustellen oder solche aus Nordkorea zu beziehen.

Der Druck der USA auf Israel, mit einen Präventivschlag zu warten, bis es möglicherweise zu spät wäre, wird wohl auch von der Regierung des designierten Präsidenten Donald Trump ausgeübt werden. Eine amerikanische Beteiligung an einer solchen Militäraktion gegen die Islamische Republik ist – trotz Trumps Versicherung, einen nuklearen Iran verhindern zu wollen – ebenfalls äußerst fraglich.

Eine andere Möglichkeit liegt in der Unterstützung und Förderung eines Regimewechsel. Die Proteste nach der Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinedschad im Jahr 2009 oder nach der Tötung von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 sind nur zwei ganz offensichtliche Beispiele für die negative Stimmung und Ablehnung einer offensichtlichen Mehrheit der Bevölkerung den Ayatollahs gegenüber. Auch die Spannungen zwischen der ausgedünnten regulären Armee und der Islamischen Revolutionsgarde, die der Politführung treu ergeben sind, könnten ein Ansatzpunkt für einen Zerfall des Regimes von innen heraus sein, von der ungeklärten Nachfolgefrage für den greisen Obersten Führer Khamenei ganz abgesehen.

Jedoch kann Israel nicht zu lange warten, denn die Angriffe der Hisbollah und des Irans zeigten auch, dass bei einem Angriff mit Tausenden von Raketen, unter denen im schlimmsten Fall einige mit nicht-konventionellen Sprengköpfen bestückt sein könnten, auch die bestehenden Thaad- und Arrow-Abwehrsysteme überlastet wären, da in einem solchen Fall, anders als jetzt, auch in unbewohnten Gebieten kein einziger Raketeneinschlag erfolgen dürfte.

Übrigens: Mit Spannung erwarten wir die hitzigen Demonstration am Wiener Stephansplatz, mit denen die Palästina-Aktivisten, die im vergangenen Jahr so sehr darauf gepocht haben, was für ein großes Anliegen ihnen doch die kriegsgebeutelte Zivilbevölkerung wäre, nun gegen den wieder aufgeflammten Konflikt in Syrien und die Toten und Vertriebenen dort demonstrieren werden. Oder sollte auch hier wieder gelten: No Jews, no news?

(Auszug aus unserem gestrigen Newsletter. Wenn Sie unseren wöchentlichen Newsletter erhalten wollen, können Sie ihn hier bestellen.)

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